„Saisonierkontingente müssen weg“
Arbeitskräftemangel, Energiepreise, hohe Kollektivvertragsabschlüsse und auch die Inflation machten den Unternehmern zu schaffen. Der Blick in die Zukunft ist trotz allem positiv, so Tirols Kammerpräsidentin Barbara Thaler und Kitzbühels WK-Chef Peter Seiwald.
Kitzbühel | „Tirol ist ein robuster und innovativer Standort mit einem breiten und tollen Branchenmix“ – davon ist die Präsidentin der Tiroler Wirtschaftskammer, Barbara Thaler, überzeugt, wie sie auch im Rahmen der obligatorischen Bilanz im Vorfeld des Neujahrsempfanges der Kammer betonte. Hinter den Unternehmern liegt ein herausforderndes Jahr betonten die beiden Wirtschaftsvertreter. Trotzdem gehen sie mit viel Optimismus ins Jahr 2024.
Es sind vor allem die hohen Energiekosten aber auch die Kollektivvertragsabschlüsse, die den Unternehmern nach wie vor zu schaffen machen. Thaler lobte zwar die gut funktionierende Sozialpartnerschaft, einen Seitenhieb Richtung Gewerkschaften konnte sie sich trotzdem nicht verkneifen: „Zuletzt harte Verhandlungen und dann hohe KV-Abschlüsse. Und schon kommen die nächsten überbordenden Forderungen. So kann es wirklich nicht sein.“
Dazu kommen noch der Arbeitskräftemangel und die Kaufkrafteinbußen. „Es schaut also auf den ersten Blick relativ durchwachsen aus, doch auf den zweiten Blick zeigen sich auch Lichtblicke und Chancen.“ Die Digitalisierung habe Fahrt aufgenommen und könne in vielerlei Hinsicht helfen, Mitarbeiter zu entlasten.
Als Meilenstein im Bildungsbereich und vor allem eine enorme Aufwertung der Lehre sieht Thaler das neue Gesetz zur „Höheren Berufsbildung“, das nach jahrelanger Überzeugungsarbeit, wie sie betonte, im Dezember beschlossen wurde. Optimieren müsse man die Rot-Weiß-Rot-Karte. Der Zugang müsse einfacher werden.
Ein Thema, das auch Peter Seiwald sehr am Herzen liegt. „Die Saisonkontingente müssen abgeschafft werden“, stellt Seiwald klar. Es könne nicht sein, dass „die guten Fachkräfte aus den Drittländern durch Tirol durchfahren, um in Deutschland oder in der Schweiz zu arbeiten, weil es dort besser geregelt ist“, ärgert sich der Kammerobmann. Die Regelungen in Österreich seien unnötig. „Sie müssen völlig neu konzipiert werden. Ist etwa eine Stelle beim AMS drei Monate registriert und kann nicht besetzt werden, muss der betroffene Unternehmer diese mit einem Drittstaatsangehörigen besetzen dürfen“, stellt Seiwald klar.
Dass Kitzbühel als Berufsschul-Standort gestärkt werden soll, ist für Seiwald ein besonderer Grund zur Freude. „Im Budget des Landes wurde dieser Posten aufgestockt, somit kann der Standort ausgebaut werden.“ Es wird auch ein Internat kommen.
Für ihn eine große Errungenschaft ist die kostenlose Meisterprüfung, die es seit Kurzem gibt. Damit hofft er, weitere Lehrlinge zu animieren, den Meister anzustreben.
Kaiserwinkl muss erhalten bleiben
„Wir müssen schauen, dass uns der Kaiserwinkl erhalten bleibt“, so der Kammerobmann. Derzeit sei es so, dass viele Kössener in Richtung Kufstein auspendeln, deren Arbeitskraft aber im Bezirk Kitzbühel dringend gebraucht wird. Dasselbe gelte, wenn auch nicht in diesem Ausmaß, für das Pillerseetal. Hier lockt das Pinzgau.
Das Thema Gewerbegebiete sprach Seiwald ebenfalls an. Natürlich sei der Naturraum die wertvollste Basis, „aber wir dürfen bei den Grundflächen nicht auf die Wirtschaft vergessen.“ Es brauche im Bezirk neue Gewerbegebiete.
Die gute Zusammenarbeit mit den Bildungseinrichtungen – Stichwort KiWi (Anm.: Kinder machen Wirtschaft) – stellte Seiwald ebenfalls in den Vordergrund.
Eine klare Forderung, der sich auch Barbara Thaler anschließt, ist der Abbau der Bürokratie. „Wir müssen das Bürokratie-Monster entwaffnen. Möglich ist das mit Hilfe von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz.“ Derzeit laufen auch schon zwei solche Projekte im Bezirk, unter anderem in Zusammenarbeit mit den Tourismusverbänden. Trotzdem stellt Seiwald klar, „dass wir nicht alles schlecht reden wollen, sondern auch die positiven Dinge sehen.“ Margret Klausner
Bild: Trotz trüber Aussichten optimistisch: Kitzbühels Kammerobmann Peter Seiwald und Tirols WK-Präsidentin Barbara Thaler informierten vor dem Neujahrsempfang. Foto: Klausner