Kitzbüheler Anzeiger
23.06.2023
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Schatten über Fußball-Triumph

In den Jubel nach dem Sieg über den FC Wacker mischt sich Wehmut bei den St. Johanner Kickern: Der Kampf gegen die Abschiebung von Silas Obulor geht weiter, kündigte der SK-Vorstand an.

St. Johann | Es war ein Fußballfest, wie es St. Johann schon lange nicht mehr gesehen hatte – das Spiel der Kampfmannschaft des SK St. Johann gegen den FC Wacker Innsbruck am Wochenende sorgte im Vorfeld für Anspannung unter den Verantwortlichen. Weit über 1.000 Fußballfans kamen aus Innsbruck ins Koasastadion, um ihren Helden zuzujubeln, dazu kamen weitere 1.000 Fans des SK St. Johann.

Vor allem bei den St. Johannern kochten die Emotionen hoch – die Abschiebung des St. Johanner Stürmers Silas Obulor bewegt den ganzen Club. Der 23-jährige Nigerianer war vor rund einem Jahr nach St. Johann gekommen. Er hatte in der Ukraine gelebt und dort auch Fußball gespielt. In den Kriegswirren floh er nach Österreich und landete in Tirol.

Stadion mit Fotos von Silas Obular gepflastert
Den St. Johannern war rasch klar, dass es sich bei dem Nigerianer um einen Top-Stürmer handelt. Obulor fand bei SK-Obmann Josef Gurschler und seiner Familie ein neues Heim, lernte Deutsch und hatte einen Arbeitsplatz in einem Hotel in Aussicht. Vergangene Woche seien dann plötzlich vier Beamte vor der Tür gestanden und hätten Silas abgeholt, so Gurschler. Seit einer Woche ist Obulor wieder in Nigeria. „Wir wissen, dass es ihm soweit gut geht. Er hat eine Kontaktperson, die ihm vor Ort weiterhilft“, erklärt Gurschler, der nach wie vor schockiert ist. Der von Obulor eingebrachte Asylantrag wurde zwar abgelehnt, über die sehr rasche Abschiebung des 23-Jährigen herrscht jedoch beim SK Verwunderung.

„Wir haben noch in der Abschiebehaft einen Anwalt eingeschaltet“, informiert der SK-Obmann. Helfen konnte dieser nicht mehr – Obulor wurde in seine Heimat geflogen. Gurschler und sein Team wollen allerdings nicht aufgeben: „Wir werden alles tun, damit Silas wieder zurückkommen kann und werden erneut einen juristischen Spezialisten hinzuziehen.“

Die Kicker des SK mussten daher am Samstag ohne ihren Top-Stürmer aufs Feld – unter Protest, wie der Vorstand betonte. Im Koasastadion zeigten die Fans ihre Solidarität mit Bannern, auch zahlreiche Fotos von Silas waren aufgehängt.  

Nach dem triumphalen Sieg strahlte Gurschler: „Ich bin sehr stolz auf die Burschen, dass sie dem Druck Stand gehalten haben.“

Auch die Befürchtungen, dass es aufgrund des Fanansturms zu Problemen kommt, bewahrheiteten sich nicht. Weit über 1.000 Fans zogen vom Bahnhof durch das Dorf Richtung Stadion. „Es ist alles super gelaufen, es gab keinen einzigen Vorfall“, freute sich SK-Vizeobmann LA Peter Seiwald, in dessen Brust an diesem Tag zwei Herzen schlugen, ist er doch auch bekennender Wackerfan und war wirtschaftlicher Beirat des Vereins. „An diesem Tag war natürlich für mich St. Johann vorrangig“, betonte Seiwald, der auch als Ordner im Einsatz war.

Sicherheitskonzept wurde ausgearbeitet
Dem Besuch der „Wackerianer“ ging übrigens die Erstellung eines umfangreichen Sicherheitskonzeptes voraus, wie Seiwald betont. „Wir haben einen eigenen Wacker-Sektor eingerichtet. Außerdem waren zehn professionelle Securitys neben den 40 Leuten des SK im Einsatz“, schilderte er. Überdies habe es zwei Eingänge gegeben, eine Durchmischung der beiden Fangruppen sei verhindert worden. „Es war ein rundum gelungenes Fußballfest“, freute sich Seiwald.

In Sachen Obulor hält sich der Abgeordnete zurück, spricht von einer Verkettung unglücklicher Umstände.  Die Familie Gurschler gibt die Hoffnung nicht auf, dass der Stürmer bald wieder am St. Johanner Spielfeld auflaufen kann. M. Klausner, Foto: Adelsberger

 
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