Schulgebäude ist schwer marode
Kirchdorfs Vizebürgermeister Robert Jong hat sich viel vorgenommen: Er kämpft um den Neubau der Erpfendorfer Volksschule samt Turnsaal. Eine eigene Arbeitsgruppe soll sich damit befassen.
Es war ein Lokalaugenschein, den Kirchdorfs Viezbürgermeister Robert Jong nicht so schnell vergessen wird: Die Besichtigung des Schulgebäudes in Erpfendorf brachte Unerfreuliches zutage. So tritt das Wasser in dem 110 Jahre alten Gebäude ein, der Stiegenaufgang ist eine Katastrophe, auch Fluchtwege und Brandschutzanlage sind alles andere als zeitgemäß. Dass die über 50 Volksschulkinder für den Turnunterricht regelmäßig in das Bildungszentrum nach Kirchdorf gebracht werden müssen, stößt Jong ebenfalls sauer auf. „Da stellt sich schon die Frage, ob das pädagogisch sinnvoll ist“, meint er.
Für Jong steht fest: „Eine neue Schule muss her.“ Die vor einigen Jahren angedachte Schließung der Erpfendorfer Bildungseinrichtung ist definitiv vom Tisch, geht der Zuzug in der Kaisergemeinde so weiter, wird nämlich auch das vor sechs Jahren eröffnete Bildungszentrum in Kirchdorf zu klein.
„Auch der Bildungsausschuss ist sich einig, dass etwas passieren muss“, betont Jong. Die Krabbelstube hat inzwischen in Erpfendorf-Mitte eine neue Heimstatt bekommen, der Kindergarten ist im ehemaligen Altenwohnheim untergebracht.
Derzeit drücken in Erpfendorf rund 50 Kinder die Schulbank „So wie es derzeit ist, geht es einfach nicht mehr weiter“, sagt Jong, der bereits dabei ist, Gespräche mit den zuständigen Stellen des Landes zu suchen.
„Wir wollen eine Arbeitsgruppe einrichten“, erklärt der Lokalpolitiker, der sich darüber im Klaren ist, dass es nicht einfach wird, die finanziellen Mittel aufzubringen. Er kann sich vorstellen, das bestehende Gebäude komplett auszuhöhlen und zu sanieren. Die Gemeinde verfügt aber auch über ein weiteres Grundstück im Zentrum von Erpfendorf, das sich für den Schulneubau eignet.
Forderung nach neuer Schule vor zehn Jahren
Der Kitzbüheler Anzeiger beberichtete übrigens bereits im Mai 2013 von der Notwendigkeit eines Schulneubaus samt Turnhalle. Der damalige Bürgermeister Ernst Schwaiger lehnte die Wünsche der Erpfendorfer kategorisch ab. „Wir haben doch keine Gelddruckmaschine, die uns alle Wünsche erfüllt“, meinte der Dorfchef damals. Inzwischen sitzt Gerhard Obermüller am Sessel des Bürgermeisters. Die Karten sind also neu gemischt und der Schulneubau dürfte damit in greifbare Nähe rücken. Für Robert Jong ist nicht nur eine neue Schule wichtig, sondern auch ein Turnsaal.
Historie:
Schulhaus ist 110 Jahre alt
Über die Anfänge der Schule Erpfendorf kann nur gemutmaßt werden. Wahrscheinlich wurde sie im Zuge der „Allgemeinen Schulordnung“ vom 6. Dezember 1774 errichtet. Geführt wurde der Unterricht einklassig, vermutlich im „Alten Schulhaus“, das straßenseitig gegenüber dem heutigen Schulhaus lag und erst 1998 abgerissen wurde. Im Jahre 1912 wurde das neue Schulhaus mit zwei Klassen errichtet, aber einklassig geführt. Im Schuljahr 1912/13 besuchten 71 Schüler die Volksschule Erpfendorf. Ab 1918/19 wurde die Schule zweiklassig, ab 1949/50 dreiklassig und ab 1991/92 vierklassig geführt. Vor zehn Jahren wurde das 100-Jahr-Jubiläum mit einem großen Fest gefeiert.
Mit dem Neubau des Bildungszentrums in Kirchdorf vor sechs Jahren – der umfangreiche Bau sorgte über Jahre für heftige Debatten im Gemeinderat – war eigentlich die Schließung der Erpfendorfer Schule geplant. Der damalige Bürgermeister Ernst Schwaiger allerdings sah sich dann massiver Kritik vor allem von Erpfendorfer Eltern ausgesetzt – die Schließung war vom Tisch. Die Volksschule in Gasteig hingegen wurde bereits einer anderen Nutzung zugeführt, u.a. war sie Flüchtlingsheim.
In Erpfendorf drücken derzeit über 50 Kinder die Schulbank. Und so wie es derzeit aussieht, werden es in den nächsten Jahren wieder um einige mehr, da in den letzten Jahren einige Neubauprojekte in der Kirchdorfer Fraktion entstanden sind. Nicht nur ein neues Schulhaus wird benötigt, auch ein eigener Turnsaal ist ein großer Wunsch der Erpfendorfer.