„Seensucht“ siegte über Badefrust
Kurz vor Weihnachten hat sich der Westendorfer Gemeinderat mit dem einstimmigen Votum für die Weiterarbeit am Projekt „Seensucht“ selbst das größte Geschenk gemacht. Der Weg dorthin war kein einfacher, nach Abänderung des Antrags stimmte aber jeder Mandatar zu.
Westendorf | Nach mehr als zwanzig Jahren Diskussion um das Thema Schwimmbad im Westendorfer Gemeinderat ist man nun einen entscheidenden Schritt weiter. Zur Auswahl standen die Sanierung des Freibades mit rund 7 Mio. Euro von Seiten der Gemeinde, im Gegensatz dazu das Projekt „Seensucht“ um 8 Mio. Euro mit zwei starken Partnern. Lange warten mussten die 50 Zuhörer nicht, denn bei Tagesordnungspunkt drei unter dem Titel „Beratung und Beschlussfassung über die Verwirklichung des Freizeitprojekts beim Areal der Stadt Innsbruck in Holzham,“ wurde nach Diskussion für Klarheit gesorgt.
Implementierung anstatt Volksbefragung
Den Tagesordnungspunkt als nicht beschlussreif sah GR Rene Schwaiger (VP), der 2022 als Bürgermeisterkandidat antritt: „Die Finanzierung ist bei beiden Projekten nicht gegeben. Außerdem gehört für mich der Kostenvoranschlag noch einmal unabhängig geprüft.“ In diesem Zuge hat Schwaiger eine Abänderung „der weiteren Vorgehensweise bei der Freizeitanlage“ gefordert. Der im Vorfeld diskutierte Vorschlag einer Volksbefragung wurde nicht mehr eingebracht.
Kompromissbereit gab sich Bürgermeisterin Annamarie Plieseis (WIR) zur Abänderung der Tagesordnung und hielt sich dabei an den dreiphasigen Konzeptplan: erste Phase Projektentstehung, zweite Phase Detailplanung und dritte Phase Umsetzung. „Die erste Phase haben wir nun abgeschlossen, in der zweiten Phase folgt die genauere Ausarbeitung.“ Für die Gemeinde eine Herausforderung, da man nur ein Jahr dafür Zeit hat. Der Optionsvertrag mit der Stadt Innsbruck läuft für das Grundstück am 31. Dezember 2022 aus.
Förderungen von Leader
Insgesamt wird mit Kosten von rund 8 Mio. Euro gerechnet. Die Gemeinde Westendorf hat bereits 3 Mio. Euro zugesagt, die Bergbahn 1 Mio. Euro und der Tourismusverband ist mit 200.000 Euro an der Umsetzung beteiligt. Fehlen noch 3,8 Mio. Euro. Der Großteil soll über Förderungen lukreiiert werden. Barbara Lainer-Loferer (Leaderregion Kitzbüheler Alpen) erklärt die weitere Vorgehensweise. „Wir können Teile aus dem Projekt heraus fördern, brauchen dazu aber die Zustimmung des Gemeinderats.“ Bereits für das Detailkonzept kann um Förderung angesucht werden sowie für den Theaterplatz, den Motorikpark sowie die Bewegungsbaustelle.
Die Zeit drängt auch hier, denn alle Anträge müssen noch vor der Sommerpause abgewickelt werden. Förderungen gibt es ansonsten erst wieder Mitte/Ende 2023, erklärt die Expertin. „Bis März braucht es drei Angebote für die Ausarbeitung, noch vor dem Sommer soll die Detailplanung fertig zum Einreichen sein“, sagt Lainer-Loferer.
Zustimmung für Projekte
Als „Riesenchance“ für Westendorf sieht GR Josef Lenk (Westendorfer Wirtschaft) das Projekt „Seensucht“ und befürwortet die Abänderung. „Die Info ist zu wenig rausgegangen und es sind noch Fragen offen,“ sieht GR Roland Treichl (Aufwind) noch Aufklärungsbedarf. Dem gegenüber stehen eine Gemeindeversammlung mit Live-Übertragung sowie der Mitschnitt der Projektpräsentation auf der Gemeindehomepage.
Einstimmiges Ja
Und so stimmten alle Gemeinderäte dem neuen Punkt „Beratung und Beschlussfassung über den Übergang in die Phase 2 (Implentierungsphase) zum Freizeitprojekt Seensucht“ zu. Auch im Haushaltsplan ist die Freizeitanlage mit 350.000 Euro für das Jahr 2022 zu finden. Ende gut – alles gut? Verena Mühlbacher
Bild: Ein Badesee soll auf den Innsbrucker Gründen in Westendorf errichtet werden. Eingeteilt wird dieser in mehrere Bereiche. Platz hat man für Sport, Familien (Spielplätze), Bewegung sowie Aktivitäten auf der Seebühne. Foto: Oberer Consulting
Aufgefallen - Kein Vertreter anwesend
Bei der Gemeindeversammlung sowie der jüngsten Sitzung wurden die Initiatoren der Unterschriftenliste vermisst. Sie haben sich für den Fortbestand des jetzigen Freibads eingesetzt und 1.615 Unterschriften gesammelt. „Sie waren vorab informiert, jedoch ist niemand da“, sagt Vizebürgermeister Walter Leitner-Hölzl. Außerdem hat die Gruppierung Anfang Dezember eine Aufsichtsbeschwerde bei der BH Kitzbühel eingereicht. Sprecher Christian Aschaber wehrt sich gegen die Darstellung und findet dies eine bodenlose Frechheit. „Wir geben nicht auf und bleiben weiter an der Sache dran, notfalls mit Rechtsanwalt“, sagt Aschaber. veh