Seltenes Handwerk
Die Führung des österreichischen Bundesdenkmalamtes (BDA) mit Präsident Christoph Bazil und Direktor Heinz Schödl war unlängst bei der Plattenmanufaktur Bucher in Fieberbrunn zu Gast.
Fieberbrunn | Peter Bucher, Mitglied von Netzwerk Handwerk, erzeugt in seiner Werkstatt handgefertigte Betondachplatten – ein Handwerk, das früher weit verbreitet war. „In fast jedem Dorf gab es früher Plattenmacher“, erzählt der Fieberbrunner, der seinen Betrieb und das Wissen um das Plattenmachen 1981 von seinem Großvater Anton Kapeller übernahm und im November das 40-Jahr-Jubiläum seiner Manufaktur feierte. „Heute zählen wir zu den ganz seltenen Handwerken, und können noch individuell gefertigte Platten nach historischem Vorbild für Dächer, Fassaden und Böden erzeugen.“
Dachplatten in Handarbeit hergestellt
Dabei arbeitet Bucher eng mit Denkmalämtern, Baufachleuten und renommierten Architekten zusammen. Buchers Platten werden ausschließlich aus Sand, Wasser und Zement hergestellt und schonend luftgetrocknet – garantieren also durch die Art der Erzeugung, die verwendeten Materialien und kurze Wege einen kleinen ökologischen Fußabdruck.
Bucher schilderte den BDA-Experten bei dem Rundgang durch die Produktionsstätte, wie er die überlieferte Herstellungsweise individuell anpasst und weiterentwickelt – und bei Bedarf auch Neuland beschreitet: So entwickelte und fertigte er im Auftrag der Klosterkammer Hannover für die Eindeckung der berühmten gotischen Münsterkirche in Einbeck (Niedersachsen) eine Nachbildung der „Sollinger Platte“.
Gotische Münsterkirche eingedeckt
Da das dafür verwendete Gestein für die Herstellung nicht mehr verfügbar ist und daher Ersatz nicht mehr zu finden war, entwickelte Bucher eine Platte, die dem Original nicht nur optisch nahezu 1:1 gleicht, sondern der originalen Steinplatte auch in punkto Langlebigkeit um nichts nachsteht. „Wir gehen davon aus, dass jede unserer handgefertigten Platten eine Lebensdauer von 150 Jahren und mehr erreicht.“
Bild: Peter Bucher (l.), Direktor Heinz Schödl und Präsident Christoph Bazil (r.) sowie Andrea Achrainer auf Betriebsrundgang. An der Plattenmaschine: Buchers Schwiegersohn Dubravko Kovacevic. Foto: Netzwerk Handwerk/Ritsch