Kitzbüheler Anzeiger
09.08.2024
News  
 

Starviolinistin verzaubert Kitzbühel (mit Interview)

Die Gamsstadt ist an Superlative gewöhnt, doch das Konzert zu Ehren des Stadtpfarrers am Samstagabend war ein musikalisches Erlebnis der Sonderklasse. 

Kitzbühel | Starviolinistin Anne-Sophie Mutter, der Tenor der Münchner Staatsoper, Kevin Conners, der Münchner Knabenchor, Trompeter Hermann Mitterer und der Pianist der Münchner Staatsoper Peter Tomek – alle waren sie gekommen um zu Ehren des 30-Jahr-Jubiläums des Stadtpfarrers der gemeinsamen Liebe zur Musik zu huldigen.

Kevin Conners führte durch das Programm, einer Zusammenstellung der Lieblingslieder von den Lieblingsmusikern des Monsignore. So erschallten engelsgleich und glockenklar die Stimmen des Münchner Knabenchores, frenetisch beklatscht wurde das „Ave Maria“ von
Giulio Caccini oder das Händel „Halleluja“. Herzerwärmend auch die Zugabe „Ein Freund, ein guter Freund“, bei der die jungen Sänger gemeinsam mit Kevin Conners auf den Stadtpfarrer anstießen.

Der Tenor beeindruckte nicht nur gesanglich auf höchstem Niveau, sondern auch mit seiner von tiefer Verbundenheit zeugenden Moderation durch den Abend. Erhebend die Trompetenstücke von Hermann Mitterer und in andere Sphären entrückend die Melodien von Anne-Sophie Mutter, begleitet am Bösendorfer von Peter Tomek. In der ausverkauften Kirche wäre eine Stecknadel zu hören gewesen in dem Moment als die Ausnahmegeigerin die erste Note spielte.

Mit der „Méditation“ aus der Oper Thais von Jules Massenet oder dem „Ungarischen Tanz Nr. 1 in g-moll“ von Johannes Brahms entzückte sie das Publikum, das Thema aus „Schindlers Liste“ von John Williams und die Zugabe „Ave Maria“ von Bach/Gounod führten zu nicht enden wollendem
Applaus. Stadtpfarrer Michael Struzynski zeigte sich tief bewegt und begeistert: „Anne-Sophie, es ist eine Gnade, dich kennen zu dürfen. Du überzeugst mit deiner Musik und deinem Herzen.“ Wohlwollende Worte auch für den Jubilar kamen von allen Seiten, das Konzert zu seinen Ehren zeugte von seinem erfolgreichen Wirken für die Gemeinde und für die Musik.

Der musikalische Genuss kam allen Besuchern zu Gute, der monetäre Erlös der Kinderkrebshilfe Tirol. Bleibt nur, sich auf das nächste Jubiläum des Stadtpfarrers zu freuen! est

Bild 1: Glockengleich erschallten die Stimmen des Münchner Knabenchores unter der Leitung von Ralf Ludewig. Foto: Elisabeth Standl

Interview mit der Star-Violinistin

„Dankbarkeit bestimmt mein Leben“
Star-Violinistin Anne-Sophie Mutter reflektiert über Tirol und ihre zukünftigen Vorhaben

Mit Humor und Bodenständigkeit erzählt sie von ihren Projekten, der Beziehung zu Tirol und ihrer Liebe zur Natur.

Kitzbühel | Mit Dackel Bonnie im Gepäck treffen wir Starviolinistin Anne-Sophie Mutter bei der Generalprobe zum Konzert der Dankbarkeit in der Kitzbüheler Stadtpfarrkirche.

Der Titel des Konzertes ist „Konzert der Dankbarkeit“. Was verbinden Sie persönlich mit dem Wort Dankbarkeit?
Mein ganzes Leben verbinde ich mit Dankbarkeit. Dankbarkeit für wunderbare Menschen, die mir begegnet sind, frühe Förderer, einen wunderbaren Taufpfarrer, ich bin ja evangelisch, der zu einer großen Inspiration wurde, weil er in den 1960er Jahren begann, Häuser für Menschen mit besonderen Bedürfnissen zu bauen. Dankbarkeit ist der rote Faden. Dankbarkeit für das Leben, dankbar für ein Leben in Frieden, dankbar für ein Leben, in dem ich mich als Frau verwirklichen kann, dankbar dafür, dass ich trotz früher Witwenschaft meiner Berufung, der Musik, folgen durfte. Es ist endlos. Und auch dankbar für die Begegnung mit Michael Struzynski, dem Geistlichen hier, den ich in einigen schwierigen Lebenssituationen als einen sehr sensiblen Wegbegleiter kennengelernt habe.

Sie haben in einem Interview erwähnt, dass Sie trotz eines abschreckenden, geigen-übenden Kindes in der Nachbarschaft mit fünf Jahren unbedingt Geige lernen wollten, nicht zur Freude Ihrer Eltern. Wieso gerade die Geige?
Ja, meine Eltern waren sehr abgeschreckt von der Idee und wenig begeistert. Die Geige, das hatte stark damit zu tun, dass wir zu Hause neben dem Klavier wahnsinnig viel Geigenmusik gehört haben. Wahrscheinlich hätte es auch das Cello sein können, hätte ich mehr Celloaufnahmen gehört. Umso deutlicher wird einem auch als Elternteil bewusst, wie wichtig es ist, den Kindern eine große Auswahl an Sport und künstlerischen Betätigungen zur Verfügung zu stellten. Die Chance ist groß, dass Kinder sich dann gerne vom Tablet ablenken lassen.

Das haben Sie bei Ihren Kindern auch gefördert?
Musik ist in unserer Familie ein zentraler Aufenthaltsort, überhaupt die Kunst, Literatur. Auch für meine Kinder. Meine Tochter ist im Filmbusiness, arbeitet im Art Department, sie lebt die künstlerische Seite der Familie. Mein Sohn ist Anwalt, der lebt die Anwaltsseite der Wunderlich Familie. So setzt sich das offensichtlich als Tradition fort.

Sie spielen auch beide Instrumente?
Ja, natürlich. Ich habe das gefördert durch Privatlehrer, weil der Schulunterricht einfach nicht gut ist. Wir hatten in beiden Fällen großes Glück, Privatlehrerinnen zu haben, die wahnsinnig viel Geduld hatten und auch so manches Mal darüber hinweggeschaut haben, dass nicht geübt wurde. Es ist die Freude. Ich glaube, viele Lehrer und auch Eltern verkennen den Moment des Machens und der Freude. Da wird viel zu viel, vor allem natürlich auch bei den Kindern, die das sowieso nicht beruflich machen wollen, der Spaß unterschätzt. Der geht verloren, weil zu kritisch, zu haarspalterisch auf Details Wert gelegt wird, die im großen Gefüge des Musizierenwollens überhaupt keine Rolle spielen. Also mehr Spaß und Freude. Mehr falsche Töne aber dafür mehr Emotion. Gilt jetzt nicht als mein Leitsatz, aber generell. (herzliches Lachen)

Wie oft erlaubt es denn Ihr voller Terminkalender, in Aurach zu sein?
Ganz unterschiedlich. Manchmal leider Monate nicht, dann komme ich für zwei Tage und es fühlt sich an wie eine Woche Urlaub. Da gehe ich dann sofort auf den Berg. Ich liebe vor allem auch den Herbst, wenn die Kühe von der Alm runterkommen und ich die wunderbaren Glocken und die herrlichen Tiere ganz in meiner Nähe rund um mein Grundstück grasen sehe und höre. Ich komme ja von Land, vom Fuße des Schwarzwaldes und Tirol und vor allem auch die Menschen erinnern mich schon sehr stark an den Schwarzwald. Sehr gerade heraus, sehr aufrichtig, wahnsinnig loyal aber auch kernig. Ich mag das.

Sie sagten einmal: „Musik ist eine Sprache, die jeder versteht“. Verstehen Sie auch Tirolerisch, sprechen Sie Tirolerisch?
Nein, sprechen nicht, aber ich glaube ich verstehe es. Kürzlich habe ich ein neues Wort gelernt: „Bist paniert!“ Das finde ich wahnsinnig charmant. (Lachen)

Sie sehen viele Parallelen zwischen Kunst und Sport, vor allem im Einzelsport. Nun sind wir hier in Kitzbühel ja in einem Sport-Mekka. Wie sehen Sie das Kunstgeschehen hier? Könnte mehr sein, oder? (Augenzwinkern)
Ich habe mich in Aurach sehr engagiert für diese historisch wirklich bedeutende Orgel, für die wir dann um die 330.000 Euro eingespielt haben in drei Benefizkonzerten. Für einen so kleinen Raum war das beeindruckend, wie groß das Spendenvolumen war und mit wieviel Engagement auch die Einheimischen sich an dem Projekt beteiligt haben.

Mein Traum wäre es, dass man langfristig eine Möglichkeit findet, diese herrliche Orgel vielleicht in so einer Art Orgelwoche im Frühling und eine im Herbst zum Klingen zu bringen. Matthäus Pletzer ist tragischerweise verstorben. Er hatte sich so auf die Orgel gefreut. Das ist etwas, wo ich mich auch gerne in der Zukunft dafür engagieren möchte. Aber ich habe ja auch noch eine Stiftung, Kompositionsaufträge, dann interessiere ich mich für iranische Komponistinnen. Ich möchte unbedingt den Frauen im Iran eine Stimme geben und dadurch auf diese schrecklichen Missstände der Unterdrückung der Frau hinweisen. Da sind tolle Projekte im Entstehen.

Gibt es Tage, an denen Sie die Geige ruhen lassen? Spielen Sie jeden Tag?
Nein, geht gar nicht. Ich habe so ein vielfältig forderndes Leben und manchmal habe ich auch einfach keine Lust und geh lieber auf den Berg. Die Pausen sind auch für die Inspiration wichtig. Ich fülle sie dann mit Natur und Freunden und gemeinsamem Kochen.
Elisabeth Standl

Bild 2: Anne-Sophie Mutter beeindruckt mit musikalischem Talent, Bodenständigkeit und Naturverbundenheit. Foto: Elisabeth Standl

 

 

 

 

 

 

 
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