Kitzbüheler Anzeiger
13.03.2024
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„Steine im Weg spornen mich an“

2004 noch ein politischer Quereinsteiger, blickt  Klaus Winkler heute auf  eine 20-jährige Amtszeit zurück. In dieser langen Zeitspanne habe er Höhen und Tiefen erlebt, sein Tatendrang sei aber ungebrochen, resümiert Kitzbühels am längsten dienender Stadtchef.

Kitzbühel | Hätten Sie sich am 21. März 2004, dem Tag ihres ersten Wahlsieges, jemals gedacht, dass sie derart lange im Amt bleiben würden?
Nein, natürlich nicht. Ich wollte Bürgermeister werden, um mich drei großen Herausforderungen in der Stadt anzunehmen: Wohnungsnot, Förderung der Familien und Bau des Sportparks.

Die Schließung des Krankenhauses mit 31. Dezember 2009 fiel in Ihre erste Amtsperiode. Dem vorausgegangen war ein jahrelanger Kampf gegen den Schließungsbescheid des Landes, der vor dem Höchstgericht endete. Ist es für Sie heute ein Wunder, dass Sie die Causa Krankenhaus politisch überlebt haben?
Realpolitisch war dies eine Zeit, die mich – auch gesundheitlich – an meine Grenzen gebracht hat. Trotzdem habe ich persönlich mit viel Herzblut versucht, diese Schließung mit allen Mitteln zu verhindern. Dabei habe ich mich auch gegen die ÖVP gestellt. Ein braver Parteisoldat war ich ohnehin nie. Die Bevölkerung hat mir den Einsatz gedankt: Nur zwei Monate nach der Spitalsschließung haben wir im Februar einen historischen Wahlerfolg eingefahren und das 13. Mandat knapp verpasst.  

Wie begegnen Sie dem oft gehörten Vorwurf, etwas im Alleingang durchsetzen zu wollen?
Wenn ein Problem auftritt, bin ich einer, der nach effizienten Lösungen sucht und diese dann auch möglichst rasch umsetzen will. Diese Lösungsorientiertheit gibt mir mein Beruf als Steuerberater vor. Ich bin generell kein Zauderer. Für mich gilt das Motto „Sag mir zuerst, wie es geht und nicht, wie es nicht geht.“ Steine im Weg spornen mich an.

Ist die Schaffung von leistbarem Wohnraum gelungen?
Der Ankauf der Lechenperg-Gründe, immerhin acht Hektar Fläche,  war der Auftakt für eine bis heute andauernde Wohnbauoffensive. Sonngrub ist ein neuer Stadtteil, der aktuell 104 Wohneinheiten, davon 59 Einfamilien-, 33 Reihen- und Doppelhäuser  sowie 12 Wohnungen sowie drei Gebäude für Mitarbeiterwohnungen, umfasst. Am Hausstattfeld werden 40 Doppel- und Reihenhäuser entstehen und am Nebengrundstück ein Siedlungsbau der WE. Insgesamt sind bisher 398 Wohneinheiten für Einheimische entstanden, zusätzliche  150 kommen durch weitere Projekte etwa in der Ehrenbachgasse und in Högl hinzu. Das macht in Summe an die 550 Wohneinheiten.

Weitere Highlights, die Sie  benennen können?
Die Nachnutzung des Spitals, die Reha-Klinik, der Zubau im Altenwohnheim. Oder auch, wenn es gelingt, einem Menschen helfen zu können. Da verspürt man eine tiefe innerliche Freude.

Wie beurteilen Sie den Ist-Zustand der Innenstadt?
Die Stadt ist gut frequentiert, ich sehe derzeit keinen Leerstand und auch kein Aussterben. Bei der Schaffung eines neuen Gastro-Angebotes will die Stadt samt ihren Partnern unterstützen. Es ist auch schon fix, dass die Sperrstunde für Schanigärten heuer um eine Stunde verlängert wird.Vom TVB  erwarte ich mir  jedoch zusätzliche Impulse im Sommerprogramm.  

Welche Schattenseiten oder Rückschläge in 20 Jahren können Sie nennen?
Die Spitalsschließung, die Corona- und Energiekrise sowie das Überrolltwerden durch die Medien nach dem Fünffach-Mord. Das politische Hickhack zählt auch dazu. Wenn die Ebene der Sachpolitik verlassen wird, um persönliche Eitelkeiten auszutragen, schadet es der Gemeinde.  

Wie gehen Sie persönlich mit Kritik um?
Aus einer konstruktiven Kritik ziehe ich meine Lehren. Unbegründete Kritik und persönliche Anfeindungen sind schmerzlich, aber Teil des Jobs. Da hilft die Routine, um erfolgreich drüberzustehen.

Der bevorstehende 60. Geburtstag gibt Anlass für eine weitere Zukunftsplanung. Werden Sie für eine fünfte Amtsperiode kandidieren?
Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.

Das Gespräch führte Alexandra Fusser, Foto: Galehr

 
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