Kitzbüheler Anzeiger
20.03.2023
News  
 

Steinlawine hielt Retter in Atem

Hinter den St. Johanner Bergrettern liegt ein turbulentes Jahr. Pro Alarmierung waren durchschnittlich vier Bergretter im Einsatz. Vor allem die Bergungsaktion nach einer Steinlawine im Wilden Kaiser forderte die Retter.

St. Johann | Mit über 60 Bergrettern, davon 51 Aktiven, gehört die Bergrettung St. Johann zu den mannschaftsstärksten im Bezirk. Und mit dem Massiv des Wilden Kaisers, mit dem bei Alpinisten so beliebten Kletterrouten, ist auch das Einsatzgebiet, das die Gemeinden St. Johann. Oberndorf, Kirchdorf und Going umfasst, ein besonders herausforderndes.
Im Rahmen der Jahreshauptversammlung gab es daher naturgemäß viel zu berichten. Neben den Bergrettern, darunter finden sich u.a. sechs Ärzte, sind auch drei Retter auf vier Pfoten mit ihren Hundeführern im Team. Ortsstellenobmann Markus Prantl informierte über die zahlreichen Veranstaltungen. Das Thema Prävention steht bei den Bergrettern ganz oben auf der Agenda. So gab es Lawinenvorträge in verschiedenen Schulen. Ein Danke gab es auch für die Retter, die bei den Hahnenkammrennen im Einsatz waren.

107 Einsätze im Vorjahr abgearbeitet
Einsatzleiter Thomas Müllauer berichtete von den teilweise sehr fordernden Einsätzen. Durchschnittlich waren pro Einsatz vier Bergretter mit dabei. Vier Fehlalarme gab es ebenfalls. Neun Suchaktionen galt es zu bewältigen darüber hinaus waren die St. Johanner bei sechs Verkehrsunfällen – meist handelte es sich dabei um Mountainbikeunfälle – vor Ort. Rund die Hälfte aller Einsätze waren auf den Skipisten abzuarbeiten. Insgesamt verzeichnete die Ortsstelle 107 Einsätze.
Wie Müllauer erklärte ist die Region kein Lawinengebiet. Drei Mal waren die Bergretter hier dennoch gefordert. Allerdings war es vor allem ein Einsatz, der besonders in Erinnerung bleibt. Mitte Juni wurde ein 30-jähriger deutscher Soldat am Stripsenjoch unter einer riesigen Steinlawine begraben. Der Einsatz musste aus Sicherheitsgründen zunächst abgebrochen werden. Erst einen Tag später bargen die Retter die Leiche . Der Rettungseinsatz verlangte den Rettern alles ab: Es galt, den Aufenthalt in dem Gebiet aufgrund der Gefahr nachkommender Felsstürze möglichst kurz zu halten. Auch das Wetter war eine besondere Herausforderung. Felsstürze wie diese seien auch dem Klimawandel geschuldet, so Müllauer. Auch bei weiteren solchen Felsstürzen im Kufsteiner Teil des Kaisers waren die St. Johanner Hundeführer mit dabei.

Nicht nur einmal mussten die Bergretter sogar in der Dunkelheit in das Kaisermassiv einsteigen, weil Kletterer vermisst wurden. „Das Problem wird immer größer, weil viele Kletterer zwar in der Kletterhalle gut trainiert sind, jedoch die Natur unterschätzen und zu spät in die Routen einsteigen“,  kritisiert Müllauer.
In den letzten Jahren hat sich auch das Canyoning, also das Wandern durch Schluchten, immer mehr zur Trendsportart entwickelt und die Unfallzahlen steigen an. „Wir trainieren das auch ganz speziell und sind inzwischen gut darauf vorbereitet“, betont der Einsatzleiter. Es sind oft auch die umfangreichen Suchaktionen, die den Rettern alles abverlangen. So wurde etwa tagelang nach einer Frau gesucht, die im Wildseelodergebiet vermisst worden war und schlussendlich tot aufgefunden wurde.

Engagierte Bergretter vor dem Vorhang
Verdiente Bergretter wurden an diesem Abend geehrt: 25 Jahre sind Harald Bergmann, Horst Pali, Richard Pali sowie Wolfgang Bodner dabei.
Rudolf Vallaster wurde für 40-jährige sowie Peter Burgstaller für 50-jährige Mitgliedschaft geehrt. Bereits seit 60 Jahren sind Peter Jagodic sowie Lorenz Linsinger begeisterte Bergretter.
St. Johanns Bürgermeister Stefan Seiwald kündigte auch eine Lösung für die Platzproblematik an, da das Alpinheim nicht mehr den Anforderungen entspricht an. „Die Henne ist schon da! Ich hoffe, das Ei kommt auch bald,“ bestätigte er zahlreiche Gespräche mit Prantl. Margret Klausner

Bild: Ortsstellenleiter Markus Prantl mit den Geehrten Rudolf Vallaster, Peter Burgstaller, Wolfgang Bodner, Peter Jagodic, Horst Pali, Lorenz Linsinger und Harald Bergmann (von links) sowie dem frisch gebackenen Einsatz-Bergretter Franz Hansjörg (3. v.l.). Foto: Klausner

 
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