Stethoskop weiter fest in der Hand
Er hat die Entwicklung des Bezirkskrankenhauses St. Johann wesentlich mitgeprägt. Jetzt verabschiedet sich Primar Norbert Kaiser in den Ruhestand. Auch als ärztlicher Direktor war ihm immer wichtig, in die tägliche Routine miteingebunden zu sein.
St.Johann | Ganz aus der Hand legen wird Norbert Kaiser das Stethoskop nicht, allerdings verabschiedet sich der Internist jetzt aus dem Bezirkskrankenhaus. 21 Jahre lang leitete Kaiser die Interne Abteilung des Hauses, 20 Jahre davon war er überdies als ärztlicher Leiter tätig. Jetzt freut er sich auf seinen Ruhestand, auch wenn er seine Privatpraxis weiterführt.
Der Arztberuf war dem gebürtigen Innsbrucker in die Wiege gelegt. Sein Vater war praktischer Arzt, Kaiser trat in seine Fußstapfen und absolvierte in Innsbruck das Medizinstudium. Nach seiner Promotion 1982 ging er vorerst nach Kärnten. Ein Jahr später kam Kaiser bereits ans St. Johanner Spital, durchlief seinen Turnus und unter dem damaligen Primar Peter Baumgartl den ersten Teil seiner Ausbildung.
„An der Innsbrucker Klinik hatte ich die Möglichkeit, die weitere Ausbildung zu absolvieren und war auch an der Kardiologie im Herzkatheterlabor tätig“, schildert Kaiser seinen Werdegang. In weiterer Folge absolvierte er Spezialausbildungen für Nephrologie, Gastroenterologie und Hepatologie.
Zwar hatte der frischgebackene Internist bereits eine Stelle an der Klinik Innsbruck in der Tasche, er entschied sich jedoch für eine Rückkehr ans St. Johanner Spital. Gereizt hatte ihn das Angebot, neben der Tätigkeit als Oberarzt auch die Nephrologische Versorgung (Erkrankungen der Nieren) sowie die Dialyseabteilung für den Bezirk Kitzbühel aufzubauen.
„Die Innere Medizin bestand damals nur aus drei Fachärzten“, erinnert sich Kaiser zurück. „Trotz der vielen Dienste war es mir wichtig, mich laufend aus- und weiterzubilden und die Zusammenarbeit mit der Klinik zu intensivieren. Internationale Fortbildungen in den USA und Kanada gehörten dazu, wobei besonders der Besuch eines Nephrologiekurses an der berühmten Harvard Universität in Boston zu erwähnen ist“, erzählt der Internist.
Hauptaugenmerk auf Mitarbeiter-Ausbildung
Im April 2002 übernahm Kaiser die Leitung des Primariats der Internen Abteilung und wurde gleichzeitig auch zum ärztlichen Direktor für das gesamte Krankenhaus bestellt.
Sein Hauptaugenmerk galt seither der weiteren Ausbildung der ärztlichen Mitarbeiter. Dazu gehörte für ihn auch eine vertiefte Spezialausbildung an der Universitätsklinik in Innsbruck. Den Aufbau der verschiedenen Teilbereiche der internen Medizin trieb Kaiser ebenfalls voran, wobei ihm insbesondere das Weiterführen des Landesinstutes für Sportmedizin am Herzen liegt.
„Heute arbeiten in der Abteilung rund zwölf Fach- bzw. Oberärzte, acht Assistenzärzte und durchschnittlich sechs bis sieben Turnusärzte“, ist der Primar stolz. Er selber habe sich auch immer als „Trainer“ gesehen. „Als Führungskraft muss man Mitarbeitern Freiräume geben, ohne jedoch die Gesamtverantwortung abzugeben. Letztlich sollte einem Chef immer die Lösung eines Problems einfallen“, ist Norbert Kaiser überzeugt.
Wichtig sei ihm als Chef die Einbindung in die tägliche Routine gewesen. Es war ihm ein Anliegen, sich um die Patienten persönlich zu kümmern und vor allem zu erkennen, welche der vielen Patienten besonderer Aufmerksamkeit bedürfen.
In den vergangenen 21 Jahren wurden mehr als 125.000 Patienten allein auf der Abteilung für Innere Medizin stationär behandelt. „Wir können stolz darauf sein, dass dies in all den Jahren ohne größere Komplikationen oder haftungsrechtliche Folgen gelungen ist.“
Der Erfolg liege heute mehr denn je in der Teamarbeit und hier sei ihm wichtig, vor allem den unermüdlichen Einsatz des Pflegepersonals, aber auch die Zusammenarbeit mit einer verständnisvollen Verwaltung zu erwähnen.
Im Österreich-Ranking ganz weit oben
Mit Stolz könne er eine breit aufgestellte Abteilung für Innere Medizin übergeben, die im Ranking vergleichbarer Abteilungen der Österreichischen Krankenhäuser ganz oben liegt. „Dafür sprechen die Qualitätszahlen“, betont Kaiser.
Ein letzter Höhepunkt war für den leidenschaftlichen Arzt ein dieser Tage abgehaltenes Fortbildungssymposium anlässlich seiner Abteilungsübergabe. Mehr als 125 Ärzte nicht nur aus dem Bezirk, sondern unter anderem auch von der Klinik waren in St. Johann zu Gast.
„Für mich stand immer die Aufgabe im Vordergrund, weniger der Titel“, betont Kaiser. Neben seiner Arbeit in der Privatpraxis, wird Kaiser überdies als Gerichtsgutachter zukünftig weiter zur Verfügung stehen. „Das Bundesministerium hat mich gebeten, auch weiterhin für die medizinische Qualitätssicherung anderer Krankenhäuser tätig zu sein“, erklärt der Internist.. Nichtsdestotrotz freut er sich darauf, mehr Zeit für seine Familie, vor allem Frau Gudrun, zu haben. Und auch der Sport soll nicht zu kurz kommen. Margret Klausner