Kitzbüheler Anzeiger
14.04.2023
News  
 

Stimmung im Bau ist eingetrübt

Vergangene Woche wurden in Innsbruck die Baudaten für das Jahr 2023 präsentiert: Beschaffungsprobleme, hohe Kosten und der Arbeitskräftemangel machen den Betrieben am meisten zu schaffen.

Kitzbühel | „Entgegen aller Prognosen ist die Auftragslage in der Tiroler Bauwirtschaft derzeit überraschend gut. Im Vorjahr betrugt das Tiroler Baubudget 2.295 Millionen Euro, für heuer wird ein Anstieg von 5,1 Prozent auf insgesamt 2.414 Millionen Euro prognostiziert. Das ist ein positives Signal, weil die Bauwirtschaft ein extrem starker und wichtiger Motor für viele andere Branchen im Land ist“, unterstrich Wirtschaftslandesrat Mario Gerber bei der Präsentation der „Tiroler Bauvorschau 2023“.

Mit konkreten Maßnahmen will das Land Tirol dazu beitragen, den Bau-Motor auf Touren zu halten. Einerseits sollen die Fördermittel für Wohnbau und Wohnbausanierung, die sich bereits 2022 auf dem Rekordniveau von knapp 176 Millionen befanden weiter steigen.

Startschuss für digitale Baueinreichung fällt
Andrerseits wird demnächst der Startschuss für die lange geforderte Digitale Baueinreichung fallen. Mit dieser Maßnahme, die ab 1. Jänner 2024 möglich sein wird, setzen wir einen ersten wichtigen Schritt, der durch weniger Kosten und mehr Schnelligkeit neue Impulse bringt“, so Gerber.

Die Bauindustrie hat aktuell gleich mit mehreren großen Herausforderungen zu kämpfen. „Die Schwierigkeiten liegen in den anhaltenden Beschaffungsproblemen bei Baumaterialien, der Preisentwicklung und dem immer stärker werdenden Arbeitskräftemangel“, betont Manfred Lechner, der Sprecher der Tiroler Bauindustrie. Ein Indikator dafür ist der Tiroler Baubranchen-Index, der das Stimmungsbild anhand des Schulnoten-Systems widerspiegelt. „Im Frühjahr 2022 sind wir hier noch bei einem Zweier gelegen und damit recht zufrieden. Heuer liegen wir mit einer Durchschnittsnote von 2,82 deutlich näher am Dreier und wir müssen aufpassen, dass wir nicht weiter abrutschen“, so Lechner. Laut „Bauvorschau“ glauben 15 Prozent der Unternehmen an eine Steigerung ihres Umsatzes, 55 Prozent rechnen damit, dass der Umsatz des Unternehmens in etwa gleich bleiben wird und 31 Prozent gehen davon aus, dass dieser sinken wird.

Die abflachende Konjunktur ist besonders im Wohnbau-Bereich deutlich spürbar. „Diese Entwicklung war zwar zu erwarten, aber die Geschwindigkeit, mit der sie eingetreten ist, war doch etwas überraschend“, betont der Innungsmeister WK-Vizepräsident Anton Rieder und ergänzt: „Aktuell sind die Auftragsbestände zwar noch relativ gut, aber es besteht durchaus das Risiko, dass es gegen Herbst und Winter schwierig werden könnte.“

Forderung: angepasste Rahmenbedingungen
Um dem entgegenzuwirken, braucht es laut Rieder eine Anpassung der aktuellen Rahmenbedingungen: „Die Umsetzung der Digitalen Baueinreichung ist eine sehr erfreuliche Nachricht. Es muss aber noch mehr passieren. Zum Beispiel brauchen wir eine faire und pragmatische Vergabekultur“.

Außerdem richtet der Innungsmeister einen Appell an das Land Tirol, dafür zu sorgen, dass geplante Wohnbauprojekte auch tatsächlich realisiert werden können. „Derzeit gibt es in Tirol 500 bis 700 baureife Wohnungen, die nicht umgesetzt werden können. Einerseits, weil die steigenden Kosten oft dazu führen, dass der vom Land vorgegebene Kostendeckel nicht eingehalten werden kann und deshalb die Förderung nicht fließt. Andererseits, weil die zuletzt massiv gestiegenen Zinsen in Kombination mit den steigenden Kosten in enorm hohen Mieten resultieren, die für die Tiroler nicht leistbar sind. Hier könnte das Land Abhilfe schaffen, indem es den Wohnbauträgern ein höheres Wohnbaudarlehen zur Verfügung stellt, das günstiger verzinst ist, als am freien Markt“,  so Rieder.

Trotz aller Schwierigkeiten, die die „Tiroler Bauvorschau 2023“ aufzeigt, ist Landesbaudirektor Christian Molzer jedoch zuversichtlich, dass sich die Branche weiterhin gesund entwickeln wird. KA

Bild: Präsentierten die Tiroler Bauvorschau: Landesbaudirektor Christian Molzer , LR  Mario Gerber, Manfred Lechner (Sprecher der Tiroler Bauindustrie) und WK-Vizepräsident Anton Rieder (v.l.) Foto: WK Tirol

 
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