Kitzbüheler Anzeiger
02.12.2023
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Suche nach Wegen aus der Gewalt

Eine echte Gleichstellung der Geschlechter auf allen Ebenen wäre der wichtigste Schritt, um Gewalt gegen Frauen zu verringern. Auf Einladung des Soroptimist Club Kitzbühel diskutierten Experten über die Ursachen.

St. Johann | Gewalt als zeitlose Unkunst – war in großen Lettern auf der Leinwand der Alten Gerberei in St. Johann zu lesen. 27 Femizide und 41 Mordversuche mit schwerer Gewalt gegen Frauen wurden bis 26. November allein in Österreich gezählt. Das Ende einer Spirale von psychischer und physischer Gewalt, die vermeintlich harmlos beginnt und in allen Bildungsschichten und Herkunftsländern vorkommt. „Die Opfer haben gelernt zu schweigen, aus Angst, aus Scham oder wegen gesellschaftlicher Tabuisierung. Wir schweigen nicht“, machte Moderatorin Nina Hipfl-Reisch, Präsidentin des Soroptimist Club Kitzbühel deutlich.

Auf Einladung des Serviceclubs im Rahmen von „16 Tagen gegen Gewalt“ diskutierten Landesrätin Eva Pawlata, Birgitt Haller (Institut für Konfliktforschung), Birgit Löffler (Forensic Nurse bzw. Autorin eines Pilotprojekts zur Gewaltprävention „Alltag als beste Ressource“) und Martin Christandl von der Männerberatung „Mannsbilder“ unter dem Titel „Gewaltprävention von Anfang an - Gemeinsam für eine sichere Zukunft“ über Wege aus der Gewalt.

Rollenbilder sind fest verankert
Härtere Gesetze oder Strafen sind nur bedingt notwendig, darin waren sich die Diskussionsteilnehmer einig. „Wir müssen vielmehr schauen, was in unserer Gesellschaft los ist. Warum ändert sich nichts? Patriarchale Strukturen halten sich hartnäckig und konservative Rollenbilder sind fest verankert, ja sogar wieder auf dem Vormarsch“, so Pawlata. Wie ein Mann oder eine Frau zu sein hat, wird Kindern von klein auf vermittelt. „Buben sind wichtig, Mädchen nicht so sehr. Allein die Tatsache, dass so wenige Männer in Karenz gehen - das ist schon eine erste Ungerechtigkeit. Nur wenn ich dafür sorge, dass eine Gesellschaft geschlechtergerecht ist – mit gleichen Chancen für alle – wird die Gewalt gegen Frauen zurückgehen“, zeigte die Konfliktforscherin Birgitt Haller auf.

Der erste Kontakt mit Gewalt findet spätestens im Kindergarten statt, sagt Martin Christandl von der Männerberatung Mannsbilder: „Was mir zu denken gibt, ist, dass die Abwertung von Frauen wieder zunimmt. Sie ist stärker als noch vor zehn Jahren. Und das fehlende Bewusstsein für sexualisierte Gewalt.“ Verklärte Rollenbilder, Eifersucht, Besitzdenken - all das löst Gewalt aus.
Für die Autorin eines Pilotprojekts zur Gewaltprävention, Birgit Löffler, ist es daher entscheidend, bereits im Kindergarten die Weichen zu stellen: Wie gewalttätig alleine Worte sein können, zeigen die Studierenden Lisa Enthofer, Leo Bodner und Tom Lohmüller vom MCI Innsbruck. Sie präsentierten im Rahmen der Diskussion ihr Video zur Thematik psychische Gewalt. KA

Bild: Soroptimist Club Kitzbühel Präsidentin Nina Hipfl-Reisch (M.) diskutierte mit Martin Christandl (Mannsbilder), Dr.in Birgitt Haller (Institut für Konfliktforschung), LR Eva Pawlata und Birgit Löffler (Forensic Nurse, v.l.). Foto: @monitzer

 
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