Sucheinsatz forderte alles ab
Glück im Unglück und vor allem engagierte Retter hatten drei Lateinamerikaner im Wilden Kaiser. Die Kletterer hatten sich verstiegen und konnten erst nach stundenlanger Suchaktion aus der Wand geborgen werden.
Kirchdorf | Eine groß angelegte Suchaktion nach drei als vermisst gemeldeten Alpinisten im Wilden Kaiser hielt Alpinpolizei, Bergrettung und Flugpolizei vergangene Woche in Atem: Aufgrund des schlechten Wetters gestaltete sich die Suche nach zwei mexikanischen Staatsangehörigen (eine 36-jährige Frau und ein 46-jähriger Mann) sowie einer 36 Jahre alten Kolumbianerin schwierig. Das Trio war in den frühen Morgenstunden mit sechs weiteren Gruppenmitgliedern vom Stripsenjochhaus zum Einstieg der Kletterroute Predigtstuhl Nordkante aufgebrochen. Doch nur die drei später Gesuchten stiegen in die Route ein. Die Seilschaft verlor dann in der Dunkelheit die Orientierung und konnte nicht mehr absteigen. Ein Mitglied, das mit den anderen Kletterern bereits zum Ausgangspunkt zurückgekehrt war und mit dem Trio via Funk und Handy Kontakt hatte, setzte am späten Abend den Notruf ab. „Wir wollten die Kletterer eigentlich schon in der Nacht bergen, dann aber haben sie sich gemeldet und erklärten, dass sie es selber schaffen“, schildert der Einsatzleiter der Bergrettung St. Johann, Thomas Müllauer. Sie hätten den Abstieg doch gefunden, meldeten die Kletterer in der Nacht.
Nachdem ein Mitglied der Gruppe in der Früh jedoch einen weiteren Notruf absetzte, startete gegen neun Uhr von der Fischbachalm im Kaiserbachtal aus eine große Suchaktion. Nicht ganz ungefährlich, wie Müllauer betont: „Wir reden hier von einer extrem schwierigen Wand, exponiert und steil.“ Sechs Bergretter meldeten sich freiwillig für die riskante Aktion.
Vorerst war auch nicht klar, wo sich die Gesuchten genau befinden, wie Müllauer schildert. Mit Pfiffen und Rufen suchten die Bergretter, die aufgrund des Wetters zu Fuß in die Wand aufsteigen mussten, unverdrossen nach dem Trio. Am Nachmittag konnten die Drei in der Abseilroute im oberen Wandbereich des „Predigtstuhls“ gefunden werden. Die Bergretter mussten die zu Rettenden über eine weite Strecke eng am Seil aus der Wand herausholen. In einem kurzen Wetterfenster wurden sie von der Besatzung des Polizeihubschraubers „Libelle Tirol“ aufgenommen und im Bereich Fischbachalm dem Notarzt übergeben.
Weitere Nacht in der Wand nicht überlebt
„Sie waren unverletzt, aber völlig fertig und unterkühlt“, schildert Müllauer, der auch betont, „dass die Überlebenschance der Bergsteiger bei einer weiteren Nacht in der Wand gegen Null gesunken wäre.“ Er stellt auch klar, „dass die Suchaktion eine große Herausforderung für die Einsatzkräfte war.“ Und aufgrund der exponierten Lage nicht ungefährlich.
Insgesamt 47 Einsatzkräfte waren beteiligt: Die Heli-Crews der Libelle Tirol und Salzburg sowie die Bergretter aus St. Johann, Scheffau und Kössen standen stundenlang im Einsatz. Außerdem waren Kräfte der Alpinpolizei Kitzbühel und Kufstein, ein Notarzt und die Rettung an der Rettungsaktion beteiligt. Margret Klausner
Bild: Die Bergretter mussten in die extrem steile Rinne am Predigtstuhl im Wilden Kaiser einsteigen um das Trio zu retten. Foto: BR St. Johann