TVB-Pläne lösen Polit-Hickhack aus
Die vom Kitzbüheler TVB-Vorstand einstimmig empfohlene Anhebung von Ortstaxe und Promillesatz wird von der Liste UK und den Freiheitlichen scharf kritisiert. TVB-Obmann Christian Harisch kontert und klärt auf.
Kitzbühel | Rund drei Millionen Euro an Mehreinnahmen könnte die vorgeschlagene Erhöhung von Ortstaxe (von derzeit 1,80 auf 3,50 Euro) und Promillesatz (von derzeit 11,5 auf 13,8 Promille) ab 1. Jänner 2024 in die Kassen des Tourismusverbandes spülen. Sofern die Vollversammlung am 27. November zustimmt, würden sich die Mehrerlöse aus den Pflichtbeiträgen (zusätzlich 1 Million Euro), Aufenthaltsabgaben (zusätzlich 1,4 Mio. Euro) sowie Zweitwohnsitz-Abgaben (zusätzlich 700.000 Euro) errechnen, präzisiert TVB-Obmann Christian Harisch.
Zur Vorgeschichte: Die letzte Erhöhung von Pflichtbeiträgen (Promillesatz) und Aufenthaltsabgaben (Ortstaxe) liegt in Kitzbühel bereits zehn Jahre zurück. Die Mittel durch die Mehreinnahmen sind für Optimierungen der gesamten touristischen Infrastruktur und den neuen Markenauftritt vorgesehen, der Kitzbüheler Anzeiger berichtete. So soll jeweils ein Euro der Orstaxe künftig zweckgebunden in die bereits eingeleitete Bike-Offensive fließen.
UK ortet signifikantes Imageproblem
Der Liste UK stößt die vom TVB-Aufsichtsrat einstimmig gefasste Empfehlung an die Vollversammlung sauer auf. Es fehle eine Erklärung für drastische Rückgänge der Übernachtungszahlen, kritisiert Andreas Fuchs-Martschitz (UK). Außerdem habe Kitzbühel nach Ansicht der UK ein „signifikantes Imageproblem“ mit „exklusiven Events und einem für potenzielle Gäste abschreckenden Preisniveau“. Für jüngere Gäste habe Kitzbühel an Attraktivität verloren, erklärt Fuchs-Martschitz. Der langfristige, erholungssuchende Gast stehe immer weniger im Fokus der Marketingbemühungen. Die Zielgruppe der Biker könne sich einen Aufenthalt in Kitzbühel nicht leisten. Zusätzlich sei Kitzbühel seit 20 Jahren mit dem Problem der illegalen Freizeitwohnsitze konfrontiert. „Die Existenz zahlloser ‚kalter Betten‘ trägt nicht zur Finanzierung des Verbandes bei. Dr. Harisch als Investor ist an dieser Entwicklung direkt beteiligt“, behauptet Fuchs-Martschitz.
Gamper denkt über Ablöse Harischs nach
Harsche Kritik kommt auch von den Freiheitlichen. Dem Kitzbüheler Tourismus fehle es nicht an Geld oder an hervorragenden Mitarbeitern, sondern an Kreativität“, erklärt FP-Stadtrat Alexander Gamper in einer Aussendung. Aus seiner Sicht löse die Digitalisierungsoffensive für Kleinbetriebe, Pensionen und Bauernhöfe nicht das Hauptproblem. Gamper fordert hingegen, „dass über eine Ablöse Harischs laut nachgedacht werden sollte“. Gamper: „Multiunternehmer Harisch sollte sich besser um seine privaten Projekte kümmern und die Zukunft der Tourismusregion Kitzbühel in verantwortungsvolle Hände abgeben.“
Investitionen in die gesamte Infrastruktur
Christian Harisch nimmt die Kritik der Kommunalpolitiker gelassen und setzt stattdessen auf Aufklärung: Kitzbühel Tourismus sei überzeugt, dass im Sommer die Bewegung am Berg (Wandern, Radfahren) von zentraler Bedeutung ist. „Die Investition in die alpine Infrastruktur ist für eine erfolgreiche touristische Zukunft daher unverzichtbar.“ Nicht zu vergessen seien laufende und notwendige Investitionen in den Golfplatz, betont der Obmann. Er hält fest: „Die geplanten Maßnahmen gehen aus unserem Markenbildungsprozess hervor und kosten Geld.“
Stimmgruppe drei unterstützt
Im Marketing von Kitzbühel Tourismus wird neben dem kompletten Marken-Relaunch in Zukunft die Digitalisierung im Zentrum stehen. Harisch: Von bisher 30 Prozent digital und 70 Prozent analog werden wir auf 70 Prozent digital und 30 Prozent analog umstellen.“ Damit auch die kleinen Beherbergungsbetriebe der dritten Stimmgruppe diese Herausforderung bewältigen können, biete ihnen der TVB eine „unkomplizierte Unterstützung“ an. Immerhin 439 kleine Betriebe fallen in diese Stimmgruppe, für Harisch bilden sie das Rückgrat von Kitzbühel Tourismus. In den Stimmgruppen eins und zwei finden sich hingegen 31 Beherbergungsbetriebe.
Erhöhungen treffen die Harisch-Betriebe
Neben der Bergbahn AG als größtem Unternehmen der Gamsstadt sowie Eurotours würden die Harisch-Betriebe und deren Gäste von beiden Anhebungen am meisten getroffen, stellt Harisch unmissverständlich klar. „Statt derzeit 500.000 Euro müssten wir ab 1. Jänner 750.000 Euro aufbringen.“
Die Entscheidung der schon im Vorfeld heiß diskutierten Anhebung von Ortstaxe und Promillesatz liegt bekanntlich bei der Vollversammlung. Die Abstimmungen werden geheim erfolgen und, so stellt Harisch klar, das Ergebnis ist jedenfalls bindend. Alexandra Fusser