
Tenne: Erste Bau-Etappe beendet
Der Riesen-Bagger ist aus der Kitzbüheler Innenstadt gewichen, der Gebäudekomplex wurde dem Erdboden gleichgemacht. Im Zentrum ist wieder beschauliche Ruhe eingekehrt – vorübergehend.
Kitzbühel | Geht es um ihr Stadtl, reagieren die Kitzbüheler besonders sensibel. Jede Veränderung und jeder Vorgang wird hier mit Argusaugen beobachtet. Dass in der historischen Häuserzeile im Herzen der Innenstadt ein riesiges Bauloch klaffen könnte, schien für die Bevölkerung zunächst nicht vorstellbar. Entsprechend groß war die Aufregung, als die von Denkmalschutz, SOG und Stadtgemeinde genehmigten Abriss-Pläne für den Hotelkomplex an die Öffentlichkeit gelangten.
Am 2. September fuhr der blaue Riesenbagger in der Hinterstadt auf und läutete den Abbruch ein. Beginnend von der Hinterstadt grub er sich binnen zweier Monate Stück für Stück einen Weg durch das Gemäuer in die Vorderstadt, bis das gesamte oberirdische Gebäude bis auf Straßenniveau geschliffen war. „Es ist ein massiver Eingriff in die historische Altstadt, das ist uns bewusst. Wir haben eine sehr behutsame Vorgehensweise versprochen und unser Wort gehalten“, betont Heinrich Dominici, General Manager des Hotel zur Tenne, gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger.
Dämmschutz für die Nachbarhäuser
Nach Beendigung der ersten Bauetappe in der vergangenen Woche zieht er ein positives Resümee. „Die Abrissarbeiten sind unfallfrei und voll im Zeitplan verlaufen“, so Dominici zufrieden. Die Fassaden der Nachbarhäuser erhalten jetzt zum Schutz vor der Winterkälte eine Dämmung, anschließend werden sie verkleidet und auch die Baustelleneinrichtung soll über den Winter auf ein Minimum reduziert werden.
Apropos Winter: Die sogenannte „Lücke“ in der historischen Häuserzeile wird während der Saison nicht nur kaschiert, sondern sogar genützt. Wie Bürgermeister Klaus Winkler schon vor Kurzem gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger bestätigte, will sich Loro Piana, ein italienisches Luxus-Label für edle Strickwaren, über die Wintermonate in Kitzbühel niederlassen und auf Tenne-Grund einen exklusiven Pop-Up-Store betreiben. Das Modeunternehmen befindet sich seit 2013 mehrheitlich im Besitz des französischen Luxusgüter-Konzerns LVMH (Louis Vuitton – Moët Hennessy). Zugang zu der exklusiven Jurte, die Loro Piana für den Zeitraum von vier Monaten aufstellen will, soll nur über die Vorderstadt gewährt werden. Ein Durchgang zwischen Vorder- und Hinterstadt sei für Fußgänger nicht geplant, heißt es dazu aus dem Rathaus. Es ist außerdem zu erfahren, dass der Pop-Up-Store umzäunt und durch aufgestellte Nadelbäume verdeckt werden soll.
Das weitaus intensivere Baulos erwartet Bauherren und Anrainer ab dem Frühjahr 2025, wenn die Abbrucharbeiten im unterirdischen Bereich des Hotel zur Tenne fortgesetzt werden.
Im Frühjahr beginnt eine „heiße Phase“
Dafür sind allerdings umfangreiche Vorarbeiten notwendig. Um die Nachbarhäuser zu schützen, müssen diese zunächst mit Zement in einem äußerst aufwendigen Verfahren unterspritzt werden. Erst dann könne mit den eigentlichen Abbrucharbeiten, die sich über drei Geschosse in die Tiefe erstrecken, begonnen werden, erläutert Dominici.
Im Juli stehen die Arbeiten für Tiefensonden für Wärme und Klima auf dem Plan, im August soll die Bodenplatte hergestellt werden. Bis Ende 2025, so hofft Dominici, seien die ersten Grundmauern aufgestellt. Ab da ist es jedoch noch ein langer Weg, bis das neue Fünf-Sterne-Hotel seine Pforten öffnen kann: Allein der Innenausbau wird ein Jahr benötigen, schildert Dominici. Die Wiedereröffnung sei für 2027 geplant. Alexandra Fusser
Bild: Ungewohnt ist der freie Blick von der Vorder- in die Hinterstadt: Vor rund einer Woche ist die Groß-Baustelle ruhend gestellt worden. Fußgängern bleibt der Durchgang jedoch untersagt. Der Zugang zum geplanten Pop-Up-Store wird ausschließlich über die Vorderstadt möglich sein. Foto: Fusser