Tenne „neu“ erregt Gemüter
Im Hotel zur Tenne könnte bald kein Stein auf dem anderen bleiben: Es steht bekanntlich der Abriss der Fassade zur Diskussion – aktuell prüft das Bundesdenkmalamt. Der SOG-Beirat wird noch in diesem Monat entscheiden.
Kitzbühel | Durch die Gamsstadt ging regelrecht ein Aufschrei, als bekannt geworden war, dass ein Fassadenabriss des Hotel zur Tenne zur Diskussion steht. In weiterer Folge wurden naturgemäß Befürchtungen laut, wonach das historische Stadtbild durch einen Neubau erheblich beeinträchtigt werden könnte. Eine Vielzahl entsprechender Postings waren den Sozialen Medien zu entnehmen, aber auch im Gemeinderat war die Thematik Montagabend präsent.
Vor rund eineinhalb Jahren hat der neue Eigentümer – es handelt sich dabei um die deutsche Familie Dohle, die in Hamburg das Hotel „Vier Jahreszeiten“ betreibt – die Generalsanierung des renommierten Hauses in Angriff genommen. Das Gebäude wurde mittlerweile komplett ausgehöhlt. Von der ehemaligen Tenne sind nur noch die tragenden Wände, der Dachstuhl und die Außenfassade übrig. Letztgenannte steht jedoch in Diskussion, nachdem sich im Zuge der Bauarbeiten die schlechte Bausubstanz des Gemäuers herauskristallisierte und von Spezialisten auch bescheinigt wurde – der Kitzbüheler Anzeiger hat berichtet.
Strenge Maßstäbe im SOG-Beirat
Es gibt zwei mögliche Varianten, die derzeit in Betracht kommen, wie Stadtchef Klaus Winkler schilderte. Bleibt die Fassade bestehen, müsste sie durch massive Stahlkonstruktionen aufwändig gestützt werden. Oder die Fassade wird abgerissen und gemäß den strengen Vorgaben des SOG-Beirates (Stadt- und Ortsbildschutzgesetz) neu errichtet. Was den Vorteil mit sich bringen würde, dass die Bauarbeiten zügiger voranschreiten könnten, so erläuterte Heinrich Dominici, General Manager des Hotel zur Tenne, auf Anfrage. Bis Ende 2025 soll, wie er hofft, das Baulos abgeschlossen sein.
Der Bauausschuss der Stadtgemeinde ist mit der Problematik befasst, aktuell ist jedoch das Denkmalamt, das im SOG-Beirat vertreten ist, am Zug, berichtete Winkler den Kitzbüheler Mandataren Montagabend. Auf Grundlage dieser Erhebungen werde im SOG-Beirat Ende September eine Entscheidung gefällt. Bisher sei jedoch bekannt geworden, dass die Außenmauern der Tenne gar nicht so alt sind, wie anzunehmen war. „Die Fassade stammt aus den späten 1970er- und frühen 1980er-Jahren, als die Tenne neu gebaut wurde“, erklärt Stadtbaumeister Stefan Hasenauer. Historisch sei hingegen der Keller des Hauses.
Wintergarten könnte wieder entstehen
Aus der Sicht von General Manager Heinrich Dominici liege die bestmögliche Variante am Tisch. Er spricht von einem klaren Konzept, fein abgestimmt auf das historische Stadtensemble, auch die neuerliche Errichtung eines Wintergartens in der Vorderstadt komme in Betracht. Er verweist auf den sensiblen Umgang des Bauherren mit dem Altbestand des Hauses. „Wir haben sogar die Jagastube ausbauen und zwischenlagern lassen. Sie wird in der neuen Tenne 1 zu 1 wieder aufgebaut.“ Alexandra Fusser