Tiroler kauft Bergbahnen St. Johann
Die St. Johanner Bergbahnen haben seit Mittwoch einen neuen Mehrheitsbesitzer. Die Schultz-Gruppe aus dem Zillertal kaufte die Anteile vom schwedischen Konzern SkiStar. Damit sind die 68,35 Prozent der St. Johanner Bergbahnen wieder in Tiroler Hand. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
St. Johann | Im November des Vorjahres wurde bekannt, dass der schwedische Konzern SkiStar seine Anteile an den St. Johanner Bergbahnen verkaufen will. Danach wurde es ruhig, von möglichen Interessenten oder Angebotslegern gab es kaum etwas zu hören. Im Hintergrund wurde aber verhandelt und es kam auch zur Einigung. Die Schultz-Gruppe, ein Familienunternehmen aus dem Zillertal, kaufte die Anteile der Schweden. „Ich möchte mich bei den Gemeinden, dem Tourismusverband und bei allen Mitarbeitern entschuldigen, dass es so lange anonym blieb, aber es war rechtlich nicht möglich, den Kauf bzw. die Absicht dazu, öffentlich zu machen. Nur so war der Tiroler Weg möglich. Wir werden aber in Zukunft kommunikativer sein“, sagt Heinz Schultz.
Ab Herbst 1.000 Mitarbeiter bei Schultz-Gruppe
Die Schultz-Gruppe ist erfahren im Betreiben von Seilbahnen und touristischen Einrichtungen. Neben den Bergbahnen Hochzillertal in Kaltenbach, dem Spieljoch in Fügen, der Hochpustertaler Bergbahn in Sillian, der Bergbahnen St. Jakob im Defreggental, der Goldried Bergbahn in Matrei sowie der Bergbahn in Kals betreibt das Zillertaler Familienunternehmen auch Hotelbetriebe wie zum Beispiel das Golfhotel in Uderns, das Gradonna in Kals und auch das Alpenhotel am Schwarzsee, das nach dem Komplettumbau, im kommenden Winter im vollen Ausmaß öffnen wird. Im Heimatort Fügen wurde die Seilbahn 2017 von der Gemeinde und dem Tourismusverband gekauft und alle Mitarbeiter übernommen. „In der Schultz-Gruppe haben wir ab Herbst 1.000 Mitarbeiter“, sagt Firmenchef Heinz Schultz. Nun will man die St. Johanner Bergbahn in die Unternehmens-Familie integrieren.
Touristisches Potential als Kaufargument
Vor dem Kauf haben sich die Zillertaler das Skigebiet gut angeschaut und sich die Investition auch gut überlegt. „Wir sehen in St. Johann regional sehr gute Synergien. Beim Alpenhotel am Schwarzsee haben wir schon große Investitionen getätigt und sehen in der Region ein touristisches Potential. Wir haben schon gute Ideen, die speziell den Einheimischen Vorteile bringen. Das Unternehmen ist sehr solide aufgestellt, hat Wachstumspotential und passt gut in unsere Gruppe“, erzählt Maximilian Schultz. Bei der St. Johanner Bergbahn will man die Qualitätsstrategie der Schultz-Gruppe forcieren und umsetzen.
Auf die Erfahrungen der Mitarbeiter setzen
Einer unserer ersten Schritte wird sein, dass wir das Gespräch mit den Mitarbeitern suchen. Wir wollen wissen, was sie für wichtig halten, welche Schritte für sie Priorität haben. Zudem suchen wir ein gutes Einvernehmen mit den Grundeigentümern, aber auch mit der Gemeinde“, erzählt Heinz Schultz, der schon einige Pläne und Ideen für die St. Johanner Bergbahn hat. Als erstes wird in die Beschneiung investiert. „Eine schlagkräftige Beschneiung ist wichtig, diese müssen wir verbessern“, sagt Maximilian Schultz. Als nächstes wollen sich die Zillertaler der Jodlalm widmen, denn für diese Anlage läuft die Konzession aus. „Es stehen dafür heuer die Verhandlungen mit den Grundeigentümern und den Behörden an. Im nächsten Jahr könnte eine neue Bahn errichtet werden“, sagt Heinz Schultz.
Grundsätzlich wird sich aber im nächsten Winter nichts ändern. „Wir wollen zuerst Erfahrungen sammeln und einen gemeinsamen Weg finden“, sagt Schultz, der die Ziele klar formuliert: „Wir wollen helfen, die Region zu entwickeln, die Auslastung zu steigern und die Wertschöpfung zu erhöhen“. Das entsprechende Netzwerk ist vorhanden und wird helfen, die Bergbahn St. Johann zu dem touristischen Leitbetrieb zu machen. Dabei ist Geduld gefragt, damit zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Schritte gesetzt werden. Die Zillertaler wissen, für den örtlichen Tourismus ist es wichtig, dass die Bergbahn gut läuft.
Stillschweigen über den Kaufpreis
Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Im Zuge der Vertragsunterzeichnung wurden am Mittwoch auch die lokalen Verantwortungsträger informiert. „Die Tiroler Lösung wurde von allen Seiten begrüßt. Ich bau auf eine gute Zusammenarbeit mit der Region“, betont Heinz Schultz, der in der Akquisition viele Synergien und Chancen sieht: „Als Familienunternehmen stehen wir für nachhaltige Investitionen und eine hohe touristische Qualität. Dementsprechend wollen wir die Bergbahn St. Johann weiterentwickeln und als attraktives Zusatzangebot zwischen den starken regionalen Playern KitzSki und SkiWelt positionieren. Wir gehen mit Herzblut und Schwung ans Werk, auch wenn wir wissen, dass es nicht ganz leicht ist.“ Elisabeth M. Pöll
Bild: Maximilian und Heinz Schultz sind nach dem Kauf der schwedischen Anteile von SkiStar mit der Schultz-Gruppe Mehrheitsbesitzer bei der Bergbahn St. Johann.