Kitzbüheler Anzeiger
18.07.2024
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Über „Villa Rustica“ liegen Gräber

Nach wie vor laufen die Ausgrabungen an der Friedhofskapelle in Kirchdorf, wie Heimatforscher Markus Nothegger im Gemeinderat berichtete. Der große Wunsch der Archäologen: Geld für eine Doktorandenstelle.

Kirchdorf | Schon seit einigen Jahren sind die Archäologen in Kirchdorf zu Gange – sie gehen der Frage nach, was sich unter der Heinrichskapelle – im Volksmund als Friedhofskapelle bekannt – verbirgt. Das Gotteshaus, das erstmals Ende des 15. Jahrhunderts urkundlich erwähnt wurde, war so oft um- und ausgebaut worden, dass nicht mehr bekannt ist, was sich alles hinter den Gemäuern verbirgt. Schon vor zwei Jahren legten Studenten und Fachleute eine Krypta frei, die offenbar bereits seit 80 Jahren zugemauert war. Anstatt Sarkophage und Reliquien zu finden, erfuhren die Wissenschafter, dass dieser Bereich bis in die 1940-Jahre als Bierkeller genutzt wurde. Doch die Archäologen entdeckten die Vorgängerkapelle und wiesen ein gotisches Kreuzrippengewölbe nach.  

In der jüngsten Gemeinderatssitzung informierte Heimatforscher Markus Nothegger – er ist Mitglied des Kulturausschusses und befasst sich seit Jahren intensiv mit den Ausgrabungen – über den neuesten Stand der Dinge. Professor Harald Stadler von der Universität Innsbruck war im Vorjahr mit Studenten vor Ort – als Grabungsleiterin fungierte Stefanie Heim. Die Brixleggerin hat ihr Archäologie-Masterstudium bereits seit längerem abgeschlossen und hat inzwischen auch einen Abschluss in Geschichte. Derzeit arbeitet sie an ihrer Promotion – das Thema soll die Heinrichskapelle sein.

Es geht bei den Ausgrabungen nicht nur um die Funde, die bis zum 15. Jahrhundert zurückreichen. Die Wissenschafter interessierte auch das Ausmaß der römischen „Villa Rustica“. Im Zuge der Kirchenrenovierung war man vor fast 40 Jahren auf die Fundamente gestoßen. Es gilt die Frage zu klären, ob weitere Gebäude oder auch ein kleiner Tempel vorhanden sind.

Anschluss an „Villa Rustica“ nicht geklärt
Wie erste Ergebnisse zeigen, war es aufgrund der hohen Gräberdichte nicht möglich, im angedachten Zeitraum zu den römischen Schichten zu gelangen. Der Anschluss an die römische Villa ist daher derzeit noch nicht geklärt. Dafür wurden, so der Bericht Heims, neun Bestattungen freigelegt. Die älteren Gräber datieren vor dem barocken Zubau, so der Stand.

Wie Nothegger den Gemeinderäten schilderte, wurden Grablegen von wohlhabenden Kirchdorfer gefunden. Offenbar jene einer Familie, die an den Türkenkriegen in Wien teilnahm, dadurch zu Wohlstand kam und sich eine „bessere“ Grablege leisten konnte. Möglich ist auch, dass sich Gräber der „Herren von Erpfenstein“ dort befinden. Geheimnisse gibt es also noch sehr viele zu erforschen. Nicht nur der so engagierte Markus Nothegger will diese Fragen klären, auch für Stefanie Heim birgt die Heinrichskapelle noch viele Geheimnisse.

„Heuer planen wir jedoch keine Ausgrabungen“, informiert die Archäologin. Derzeit laufen nach wie vor die Auswertungen jener Funde, die im Vorjahr gemacht wurden. Darunter waren unter anderem Bruchstücke von römischen Leistenziegeln, die in den Grabfüllungen des 19 Jahrhunderts entdeckt wurden. Ein uralter Pinsel mit original Farbresten sei ebenfalls aufgefunden worden, so die Archäologin.

Stefanie Heim möchte gerne weitere Ausgrabungen machen. All das kostet jedoch Geld. Daher, so Markus Nothegger, sei man auf der Suche nach Sponsoren, der die Doktorarbeit Heims finanzieren würden. Findet sich ein Geldgeber, kann Heim weitere Geheimnisse erforschen. Margret Klausner

Bild: Hochsensible Arbeit: Archäologen legen Grablegen bei der Heinrichskapelle frei. Was sich noch alles in den alten Gemäuern verbirgt, versuchen Wissenschafter herauszufinden. Foto: Heim

 
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