Über fünzig Kontakte pro Woche
Hilfe in schwierigen Lebenssituationen: Das Mädchen- und Frauenberatungszentrum Bezirk Kitzbühel verzeichnete im abgelaufenen Jahr 2.850 Kontakte – das sind im Schnitt 54 Kontakte pro Woche. Der Kampf um finanzielle Unterstützung von der öffentlichen Hand geht weiter.
St. Johann | Wohin, wenn man nicht mehr weiterweiß oder, wenn man einen Rat und Unterstützung braucht? Das Mädchen- und Frauenberatungszentrum Bezirk Kitzbühel ist seit seiner Eröffnung im Jahr 2009 die professionelle Anlaufstelle für Frauen in schwierigen und herausfordernden Lebenslagen. Anonym und kostenlos.
Psychische und physische Gewalt
2.850 Kontakte verzeichneten die Beraterinnen der Einrichtung mit Sitz in St. Johann im Jahr 2022. Der Großteil der Rat suchenden Frauen stammt wie in den Jahren zuvor aus Österreich, sind zwischen 30 und 39 Jahre alt und kommen aus allen Bildungsschichten. „Die meisten haben Kinder und arbeiten Teilzeit. Psychische und physische Gewalt an Frauen spielen bei den Beratungen eine große Rolle“, veranschaulicht die ehrenamtliche Obfrau des Mädchen- und Frauenberatungszentrums Renate Magerle. Mit der Gewalt einher kommen finanzielle Existenzängste der Frauen. Die Corona-Pandemie und die Teuerungen haben diese Probleme noch verstärkt.
Das Mädchen- und Frauenberatungszentrum ist die einzige Anlaufstelle im Bezirk, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Lebenssituation von Frauen zu verbessern. Die Beratungsstelle leistet damit einen wertvollen Beitrag für die Gemeinden im Bezirk.
1 Euro pro Einwohner und pro Jahr
Dieses Bewusstsein ist nach einem großen Medienecho im letzten Jahr teilweise in den Gemeindestuben angekommen. „Im Namen der Frauen, bedanke ich mich bei den Gemeinden Aurach, Reith, Kirchdorf, St. Johann und Oberndorf – die unserem Ruf nach einem Euro pro Einwohner für die Frauenberatung bisher gefolgt sind“, so Magerle. Würde jede Gemeinde im Bezirk Kitzbühel das Mädchen- und Frauenberatungszentrum mit einem Euro pro Einwohner im Jahr unterstützen – wäre der laufende Betrieb der Einrichtung beinahe ausfinanziert.
Bislang wird der laufende Betrieb des Mädchen- und Frauenberatungszentrums überwiegend aus Spenden finanziert. „Nachdem wir im September unsere schwierige finanzielle Situation noch einmal medial verbreitet haben, haben viele Firmen und private Spender erneut ihre Geldtasche geöffnet – ein großes Dankeschön dafür“, betont Magerle.
Örtliche Polizei hilft, wo sie kann
Dank und Anerkennung spricht Obfrau Magerle auch der örtlichen Polizei aus, die Notrufe von Frauen sehr ernst nimmt und schnell reagiert. So auch vor Kurzem, als eine Frau, die in einer Notwohnung des Mädchen- und Frauenberatungszentrums untergebracht ist, einen Notruf absetzte, weil jemand Unbekannter an ihrer Tür läutete. „Wir betreuen Frauen, die so traumatisiert sind, dass sie aus Angst die Tür nicht öffnen. Gerade dieses Beispiel zeigt, dass Gewalt auch bei uns im Bezirk ein großes Thema ist – auch wenn es immer noch nicht alle wahrhaben wollen“, betont Magerle.
Finanziert überwiegend durch Spenden
Das Mädchen- und Frauenberatungszentrum Bezirk Kitzbühel mit Sitz in St. Johann bietet anonyme und kostenlose psychosoziale Beratung sowie Rechts- und Finanzberatung an. Neben der umfangreichen Beratungstätigkeit unterhält die Einrichtung sechs Plätze in Notwohnungen für Frauen und Kinder.
Rückfragen an Obfrau Renate Magerle, Tel. 0664/1319004.Infos: www.frauenberatung-st.johann.at. Spendenkonto bei der Raiffeisenbank Kitzbühel-St.Johann: IBAN AT78 3626 3000 0511 1380.
Bild: Frauen und Mädchen in schwierigen Lebenssituationen finden im Mädchen- und Frauenberatungszentrum Bezirk Kitzbühel Unterstützung. Foto: stock.adobe.com