Vieles neu bei Tourismusfinanzierung
Das Land präsentierte vor Kurzem die Eckdaten der Tourismusfinanzierung neu: Der Anteil der meisten Unternehmen sinkt, die Mindest-Ortstaxe wird dafür angehoben.
Kitzbühel, Innsbruck | Im Bundesland Tirol zahlen 80.000 Unternehmen eine Tourismusabgabe. Seit dem Jahr 1927 bildet diese – gemeinsam mit der von den Gästen getragenen Aufenthaltsabgabe – das finanzielle Fundament der heimischen Tourismusarbeit. Dieses System wird nun reformiert: Konkret kündigte das Land eine Gesamtentlastung für die Unternehmen mit rund zehn Millionen Euro pro Jahr an. Jene Betriebe, deren direkter wirtschaftlicher Nutzen aus dem Tourismus geringer ist, zahlen weniger. Generell werden Unternehmen in sieben Beitragsgruppen eingeteilt – von den tourismusnächsten der Gruppe I bis hin zur Gruppe VII – den tourismusfernsten. Die Entlastungsschritte kommen allen Firmen in den Gruppen III bis VII zugute. Im Schnitt berappen diese dann um 24 Prozent weniger.
Mindestens 2,60 Euro ab 1. Dezember 2024
Um dennoch den Tourismus im Land nicht ohne Mittel dastehen zu lassen, soll die Mindest-Ortstaxe mit kommender Wintersaison ab 1. Dezember 2024 auf 2,60 Euro erhöht werden. Die Tourismusverbände legen die Höhe der Ortstaxe bis zu maximal fünf Euro pro Nacht und Gast aber weiterhin selbst fest, heißt es vom Land dazu.
Im Bezirk Kitzbühel liegen aktuell übrigens nur zwei Verbände über dem Mindestbetrag. Das sind Kitzbühel Tourismus und das Pillerseetal. Wie berichtet wird der TVB Kitzbüheler Alpen – Brixental mit diesem Winter nachziehen.
Genaues weiß man noch nicht
Wie sich die Novelle ganz konkret auf die Haushaltsplanung der Verbände auswirkt, lässt sich vermutlich erst sehen, wenn das Gesetz fix beschlossen wurde. Der Brixentaler TVB-Obmann Toni Wurzrainer beklagt diesbezüglich die mangelnde Faktenlage: „Bis September müssen wir das neue Budget planen, da wissen wir noch keine genauen Zahlen. Das macht die Planung natürlich schwierig.“
Martina Foidl, GF beim TVB St. Johann, wirft ein Schlaglicht auf die Ortstaxe: „Wir haben die Thematik, dass wir mit Dezember die Mindestabgabe erhöhen müssen. Wir haben beim Land den Wunsch deponiert, dass es eine Übergangsfrist gibt. Ob diese kommt, wissen wir nicht.“ Prinzipiell werde man sich ohnehin auf die neue Lage einstellen, sodass „sich alles einschleift.“ Lukas Krösslhuber vom TVB Wilder Kaiser ergänzt: „Wir sind zuversichtlich, dass wir praktikable Lösungen finden werden.“ Gerd Erharter, Obmann im Kaiserwinkl, sieht bzgl. der Ortstaxe ebenso zunächst „kein größeres Problem.“ Zumal sie ja bei der jüngsten Vollversammlung im Kaiserwinkl auf 2,50 Euro erhöht worden ist. Der Schritt auf die 2,60 Euro ist dann kein sehr großer mehr.
Christian Harisch, Obmann von Kitzbühel Tourismus, sieht dem Winter ebenso mit gewissem Gleichmut entgegen: „Wir verlieren in der Beitragsgruppe III bis VII rund 25 % an Pflichtbeiträgen, damit müssen wir leben. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Wir haben bekanntlich die Aufenthaltsabgabe deutlich stärker erhöht als die Pflichtbeiträge. Wir sind dadurch seit 1.1.2024 bei 3,50 von max. 5 Euro. Da sind wir gut positioniert und sehen keinen weiteren Handlungsbedarf.“
Abwartend gibt man sich im Verband Hohe Salve, wie GF Stefan Astner ausführt: „Ich habe noch keine Zahlen vorliegen, wie stark uns das trifft. Ich persönlich gehe aber davon aus, dass unser Verband mit weniger Mitteln dastehen wird.“ Wichtig ist Astner die Kommunikation mit den Mitgliedern und Betrieben: „Sobald wir etwas Konkretes wissen, werden wir das natürlich weiterleiten.“
Ins selbe Horn stößt Christof Willms, GF beim TVB Pillerseetal. Auch ihm ist die Transparenz ein Anliegen.
Eine Million Euro pro Jahr Ersparnis für Firmen
Quer über den Bezirk Kitzbühel ersparen sich die tourismusferneren Unternehmen künftig insgesamt eine Million Euro pro Jahr. Das unterstreicht Kitzbühels Wirtschaftskammer-Obmann Peter Seiwald gegenüber dem Anzeiger. Das Bewusstsein der heimischen Unternehmer für den Stellenwert des Tourismus sei im Übrigen merklich gestiegen. gale
Bild: Tourismuslandesrat Mario Gerber hielt gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger fest: „Für mich waren bei diesem Paket zwei Dinge wichtig: nämlich die Wirtschaft zu entlasten und die Schieflage zwischen Gast und Wirtschaft zu korrigieren. Mit dieser Entlastung setzen wir das ins richtige Verhältnis.“ Foto: Land Tirol/Neuner