Vom wahren Sinn der Wirtschaft
Vergangene Woche war Autor und Unternehmer Robert Rogner jun. auf Einladung des Literaturvereins zu Gast in St. Johann. Er führte mit Wirtschaftsökonom Harald Oberhofer ein Gespräch über den Sinn der Wirtschaft.
St. Johann | Die „Alte Gerberei“ in St. Johann war vergangene Woche Schauplatz einer Buchpräsentation, die eigentlich eine Wirtschaftsdiskussion war. Robert Rogner jun. war zu Gast, der gemeinsam mit Johannes Gutmann (Fa. Sonnentor) sowie Chocolatier Josef Zotter das Buch „Eine neue Wirtschaft - Zurück zum Sinn“ geschrieben hat. Das Trio eint das gemeinsame Engagement zum Thema Nachhaltigkeit. Sie gehen im Buch u.a. der Frage nach Alternativen in der Wirtschaft nach. Die drei Unternehmer, die immer schon andere Wege gegangen sind, wollen zeigen, wie eine neue Wirtschaft in jedem Einzelnen entstehen kann.
Rogner schilderte im Zweiergespräch mit dem bekannten Wirtschaftsökonomen Harald Oberhofer seinen Werdegang und beanwortete dessen Fragen rund um das Buch. „Das Buch war nicht geplant, es ist entstanden“, betont Rogner. Bereits nach der Finanzmarktkrise 2008/2009 ist das „Bad Blumauer Manifest“ entstanden, das Buch sei eine weitere Entwicklung dieser Ideen.
Das Trio befasst sich mit dem verlorengegangenen Sinn von Wirtschaft, die Menschen verbindet und allen ein besseres Leben ermöglicht. Und es erinnert an unternehmerische Aktivitäten, die für Unternehmer lange Zeit Sinn gebend und Sinn stiftend waren und nicht nur auf die Jagd nach immer mehr Gewinn ausgerichtet waren.
„Es gibt ein paar sinnvolle, aber auch viele sinnlose Unternehmen“, meinte Rogner im Gespräch mit Oberhofer. Man müsse herausfinden, was einem Spaß mache und was man gut könne. „Corona hat uns auch die Zeit gegeben, in uns hinein zu schauen. Damit hat auch eine Veränderung begonnen“, ist der Autor überzeugt und betonte: „Wirtschaft betrifft jeden.“
Zehn Prozent echt Werte, Rest ist Luft
Er sprach auch über seine Zeit in den USA. Dort bekomme man leichter Geld, dürfe auch einmal scheitern. In Österreich würden gerade einmal zehn Prozent echte Werte, wie Unternehmensstandorte, geschaffen. 90 Prozent des Geldes fließen in die Finanzwirtschaft ab, kritisiert Rogner.
Von einem bedingungslosen Grundeinkommen hält Rogner übrigens nichts. Das berge die Gefahr in sich, dass das Sozialsystem so nicht mehr aufrecht erhalten werden kann. Ein weiteres Thema waren die sozialen Medien. Anfänglich sei es bei diesen Plattformen um den Sinn der Freundschaft gegangen, jetzt ginge es eben nicht mehr um Sinn, sondern nur noch um Wachstum, kreidet Rogner an. Margret Klausner
Bild: Wirtschaftswissenschaftler Harald Oberhofer und Autor und Unternehmer Robert Rogner jun. mit der Obrfrau des Literaturvereins „Lesewelt“ Beatrix Mitterweißacher (von links) freuen sich über den Erfolg. Foto: Klausner
Daten & Fakten
Ökonom Harald Oberhofer
Harald Oberhofer, 1983 in St. Johann geboren, studierte Sozial- und Wirtschaftswissenschaften sowie Politikwissenschaft an der Universität Innsbruck. Seit 2015 ist MMAg. Dr. Oberhofer Universitätsprofessor am Institut für Internationale Wirtschaft der Wirtschaftsuniversität Wien und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO). Der international anerkannte Wirtschaftsökonom, der immer Hut trägt, befasst sich u.a. mit Industrieökonomie, Innovation und internationalem Wettbewerb.
Der Autor: Robert Rogner
Der gebürtige Kärntner Robert Rogner ist vierfacher Vater und war nach einer umfangreichen Ausbildung u.a. in den USA zwei Jahrzehnte lang in Führungsverantwortung im Familienkonzern Rogner Holding tätig. Er gründete 2011 die Bad Blumauer Werkstätten, eine gemeinnützige Gesellschaft für Wirtschaftsethik. Daraus ging 2013 die Gesellschaft für Beziehungsethik hervor. Gemeinsam mit Chocolatier Josef Zotter und Johannes Gutmann (Sonnentor) schrieb der 52-Jährige das Buch „Eine neue Wirtschaft - Zurück zum Sinn“. mak