Wegen Platzmangel weitergezogen
Akuter Platzmangel herrscht im Bezirk, wenn es um das Thema Gewerbegründe geht. Die Wartelisten sind lang, etliche Betriebe weichen auf Standorte außerhalb der Region aus – und nehmen so Arbeitsplätze mit. Immerhin sind einige Projekte für Gewerbegebiete in Planung bzw. Umsetzung.
Für Wirtschaftskammer-Obmann Peter Seiwald stellt sich die derzeitige Situation sehr dringlich dar: „Jeden Monat, den das Warten dauert, spürt man, dass Betriebe aus dem Bezirk abwandern. Wir haben, was Gewerbegründe angeht, einen ganz, ganz großen Mangel.“ Im Bezirk Kitzbühel ist Grund und Boden natürlich knapp, das gilt auch im gewerblichen Sektor. Gleichzeitig schreien Anwohner selten laut „Hurra“, wenn vor der eigenen Haustür ein Gewerbegebiet projektiert wird. Außerdem darf nicht außer Acht gelassen werden, dass auch die Landwirtschaft ihre Flächen braucht und es viele raumplanerische Notwendigkeiten gibt.
Beim Land setzt man nicht zuletzt deshalb auf interkommunale Zusammenarbeit. Mit „Unterbürg“ ist bekanntlich in St. Johann ein entsprechendes Vorhaben in Planung – hier verzögert sich alles, wie öfters berichtet, wegen dem Denkmalschutz eines bestehenden Gebäudes. „Wir warten aktuell auf eine Entscheidung des Landes“, so Bürgermeister Stefan Seiwald dazu. Auch er pocht auf die Bedeutung, die „Unterbürg“ für die regionale Wirtschaft hat. Seiwald spricht von rund 70 Unternehmen auf der Warteliste – sowohl größere Betriebe als auch Ein-Personen-Unternehmen suchen Platz. Auch in Kitzbühel ist die Problematik auf der Agenda. Die Stadtgemeinde hat in Gundhabing ein Areal für Gewerbe in Vorhaltung. Bürgermeister Klaus Winkler gibt über den aktuellen Stand Auskunft: „Wir gehen bei der Planung in die Tiefe – die Überlegungen laufen in Richtung Wirtschaftspark. Ende 2023 rechnen wir mit ersten Ergebnissen.“ Auch Winkler spricht von einer langen Warteliste: derzeit ca. 30 Betriebe. Pläne werden überdies in Oberndorf gewälzt, ein Areal an der Pass-Thurn-Bundesstraße soll den Bedarf decken. Auch hier wartet man noch auf ein „Go“ vom Land, erklärt Bürgermeister Hans Schweigkofler.
Eine lange Geschichte hat das geplante Gewerbeareal in Westendorf hinter sich, wie Bgm. René Schwaiger bestätigt. Eine 5.000 Quadratmeter große Fläche wartet auf die Erschließung, es spießt sich allerdings an einem Gutachten. Noch gebe es kein grünes Licht, aber Schwaiger übt sich in Optimismus: „Dringlich ist das Problem Gewerbeflächen schon seit 15 Jahren. Aber so gut wie jetzt hat es noch nie für uns ausgeschaut.“ Der Westendorfer Orts-
chef hofft, dass die Planungen mit Ende des Jahres endlich ihren Abschluss finden und kommendes Jahr die Erschließung starten kann.
Interkommunale Lösung in Kössen und Schwendt
Schon in der Umsetzungsphase ist man z.B. beim Gewerbegebiet Kössen-Schwendt: Kössens Bürgermeister Reinhold Flörl ist begeistert von der interkommunalen Lösung: „Wir sind sicher ein gutes Beispiel dafür, dass man Gewerbeflächen gemeindeübergreifend gut gestalten kann. So braucht man nicht jede Ortschaft komplett zu versiegeln. Durch die Zusammenarbeit mit dem Bodenfonds haben wir zudem den Vorteil, dass wir die Grundstücke zu einem sehr günstigen Preis für die Betriebe anbieten können. Ich sehe das auch als eine Art von Wirtschaftsförderung an.“
Mit der Idee eines eigenen „Gewerbehauses“ macht zudem die Gemeinde Kirchdorf auf sich aufmerksam. Hierzu wurde bereits eine Studie erstellt: im Plan sind 800 Quadratmeter Nutzfläche auf zwei Ebenen. Bürgermeister Gerhard Obermüller sieht das Gewerbehaus als Angebot an die heimischen Firmen: „Es ist eine Idee, wir geben deswegen auch wenig vor und schauen, was sich so tut.“ Elisabeth Galehr