Kitzbüheler Anzeiger
03.04.2023
News  
 

Wem kann ich noch vertrauen?

Auf Initiative des Alumni-Vereins des BG/BORG St. Johann fand bei freiem Eintritt und großem Publikumsinteresse ein Vortrag von Manfred Perterer, dem Chefredakteur der Salzburger Nachrichten, statt.

St. Johann | Inhaltlich befasste sich dieser Abend mit der Frage „Medien in der Krise – Wem kann ich noch vertrauen?“. Durch den Abend führten zwei Schüler aus der 7. Klasse des Sprachen-Zweigs.
Manfred Perterer, seit 17 Jahren Chefredakteur der Salzburger Nachrichten, maturierte vor 45 Jahren am Gymnasium St. Johann und kehrte auf Einladung des Alumni-Vereins für einen Vortrag an den Ort seiner Schulzeit zurück.

Printmedien waren schon einmal totgesagt
Qualitätsmedien stehen 2023 vor mehreren Herausforderungen: Aktuell wird viel über eine Vertrauenskrise der Qualitätsmedien gesprochen sowie über die Frage, inwieweit Qualitätsmedien in Zeiten der Informationsflut auf Social Media Plattformen noch bestehen und überzeugen können. Das Printmedium wurde im Verlauf der Geschichte bereits mehrfach totgesagt, etwa mit Einführung des Radios, des Fernsehens, des Teletexts und auch des Internets. Weiters konkurrieren Gratis-Zeitungen um Verkaufszahlen sowie Presseförderungen, zusätzlich steigen Logistik- und Produktionskosten.
Zentraler Punkt des Vortrags sowie der Diskussion war auch die Frage, welchen Wert Qualitäts-Journalismus vor dem Hintergrund von Fake News und künstlicher Intelligenz hat.

Fake News gab es schon viel früher
Für Manfred Perterer ist klar, dass das Konzept „Fake News“ kein Phänomen der Gegenwart ist. Schon in der Antike wurde etwa über den Tod Alexanders des Großen berichtet, der zu dem Zeitpunkt noch quicklebendig war. Hier gilt für Perterer der wichtige – und auch schon alte – Grundsatz, dass eine Information ohne Quellennachweis nichts wert ist. Weiters sei es Aufgabe der Qualitätsmedien, bezahlte und nicht bezahlte Inhalte klar zu kennzeichnen sowie den Unterschied zwischen Berichten und Kommentaren klar herauszuarbeiten. Während künstliche Intelligenz zwar die Chance bietet, monotone Arbeiten, wie Sport-Kleinstergebnisse oder Veranstaltungshinweise effizient zu publizieren, kann sie nur auf bereits vorhandenes Wissen zurückgreifen. Unbekanntes durch investigatives Arbeiten zu entdecken, bleibt Journalisten vorbehalten.

Zu den Vorteilen der Printausgabe zählt Perterer außerdem die Haptik genauso wie die Tatsache, dass es möglich ist, eine Zeitung wegzulegen, wenn sie gelesen ist – ganz im Gegenteil zum Smartphone.
Für den Absolventen des Gymnasiums ist es eine klare Aufgabe der Schulen, Medienkompetenz zu lehren und jungen Menschen das Rüstzeug zu geben, um sich in einer Welt voller Informationen zurechtfinden zu können. Dass die Auseinandersetzung mit Medien am Gymnasium stattfindet und einen großen Stellenwert einnimmt, zeigte die Moderation und die vorbereiteten Fragen der Schüler etwa nach der Finanzierung von Printmedien, die das Publikum noch tiefer in die Materie abtauchen ließen.

Nach dieser ersten gelungenen Veranstaltung freut sich Alumni-Vereinsobfrau Maike Mayerhofer gemeinsam mit dem Vereinsvorstand bereits auf den nächsten Vortrag Ende Mai: Irene Giner-Reichl, Absolventin des Gymnasiums und ehemalige österreichische Botschafterin in Peking, wird dabei u.a. über ihre Erfahrungen in der internationalen Diplomatie sprechen. KA

Bild: Die Schüler Anne-Rose Keldermann und Felix Sereinig hatten nach dem Vortrag noch einige interessante Fragen an Manfred Perterer. Foto: Achorner/Kitzbüheler Anzeiger

 
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