Wenn der Schweinebauch drückt
Eine Rolle der ganz besonderen Art spielte der St. Johanner Christoph Holz in einer der letzten Folgen von „Soko Kitzbühel“ – der „Leiche“ konnte er nicht widerstehen.
Kitzbühel | Nach 270 Morden ist endgültig Schluss – die Ermittler des „Soko Kitzbühel“-Teams haben von der Gamsstadt Abschied genommen. Vor allem den vielen einheimischen Statisten werden zahlreiche Stunden an den Sets zwischen Kitzbühel, St. Johann und Scheffau in Erinnerung bleiben.
Einer davon ist Christoph Holz. Der Diplominformatiker aus St. Johann hat in einer der letzten Folgen der Krimiserie die Rolle der Leiche ergattert. Zwar makaber, aber dennoch eine besondere Erfahrung, wie Holz erzählt.
Kurze Ausbildung zum Schauspieler
Da er auch als „Speaker“ zum Thema Digitalisierung tätig ist, hat er vor einiger Zeit in New York einen Schnellsiedekurs als Schauspieler absolviert und ließ sich bei einer Agentur in Wien listen. Er hätte ja schon gerne bei der neuen Netflix-Serie über Kitzbühel einen dieser Wiener Snobs gespielt, erzählt Holz. Geklappt habe es dann aber erst als Leiche bei „Soko Kitz“. „Gecastet hat man mich als 65-Jährigen“, schmunzelt Holz, der gerade einmal 55 Jahre alt ist, und schildert seine Rolle: „Ich spiele einen reichen Münchner Verleger, der in Leopardenunterhose im Bett liegt, das Potenzmittel daneben, und in freudiger Erwartung auf seinen Seitensprung wartet. Wer hätte einer solchen Rolle schon widerstehen können.“
Allerdings sei es dann doch ziemlich anstrengend gewesen – immerhin musste er zwei Stunden lang „tot“ im Bett liegen, bevor alle Szenen im Kasten waren. „Der Aufnahmeleiter hat mich in den Zeh gekniffen, wenn ich die Luft anhalten sollte“, schildert der St. Johanner. Rund 15 Leute waren während des Drehs immer mit im Raum – von den Schauspielern über die Kameraleute bis hin zu den Requisiteuren, die immer darauf achteten, dass am Drehort ja nichts verändert wurde.
Seine zweite Szene wurde dann in der „Gerichtsmedizin“ gedreht. Diese war in den vergangenen Jahren immer in der Tennishalle in der St. Johanner Panorama Badewelt aufgebaut. Die „Obduktionen“ der gesamten Staffel wurden immer innerhalb weniger Tage abgedreht. „Ich habe mir dann die Zeit, bevor ich dran war, immer mit den anderen Leichen vertrieben“, lacht Holz.
Projektil steckte in einem Schweinebauch
Warum er im Vorfeld bereits ein Foto seines Oberkörpers an die Produktionsfirma schicken und diesen vor Drehbeginn dann auch rasieren musste, wurde ihm bei Drehbeginn klar. Da er von seiner Filmfrau erschossen worden war, hätten die Gerichtsmediziner das Projektil aus seiner Brust entfernen müssen. „Zu diesem Zweck hat man mir einen Schweinebauch auf die Brust gelegt, zwar mit Cellophan drunter, kalt war es trotzdem“, erzählt Holz. Es sei in der „Gerichtsmedizin“ übrigens tatsächlich so kalt, wie es im Fernsehen aussieht. Das Einschussloch wurde dann mittels Bohrmaschine in den Schweinebauch hineingebohrt. „Leider hat der Obdukteur das Projektil nicht gleich gefunden und hat dann richtig in meinen Brustkorb hineingebohrt“, erinnert sich der Statist, der von der Stimmung am Set ganz begeistert war.
Die Erfahrung als Statist will er nicht missen. „Meine Kinder durften die Folge natürlich anschauen. Dass ich da als Leiche lag hat sie übrigens weniger irritiert, besorgt hat sie eher, dass da eine andere Frau als ihre Mama im Spiel war“, schmunzelt Holz, der sich vorstellen kann, wieder einmal vor der Kamera zu stehen. Margret Klausner
Bild: Christoph Holz ist im Zivilberuf Diplom-Informatiker, die Schauspielerei ist ein Hobby. Ein besonderes Erlebnis war die Szene, in der er in der St. Johanner Tennishalle „obduziert“ wurde. Foto: Stefanie Leo
Daten & Fakten - Abschied nach 20 Jahren
Die letzte Klappe fiel im Dezember vor einem Jahr – doch die letzte Folge von „Soko Kitzbühel“ flimmerte am 14. Dezember über die heimischen Bildschirme. Damit endet ein Ära, denn sie gilt als dienstälteste Serie im ORF. Nach 270 Morden, 2.300 Drehtagen mit rund 1.300 Schauspielern und mehr als 22.000 Komparsenrollen ist Schluss.
Gestartet wurde die Serie im Jahr 2001, damals mit Kristina Sprenger als Kommissarin Kofler und ihrem Kollegen Andreas Blitz alias Hans Sigl, der als „Bergdoktor“ nach wie vor in der Region daheim ist. Zum Stammteam gehörten über all die Jahre Inspektor Kroisleitner alias Ferry Ölinger, Gräfin Schönberg alias Andrea L‘Arronge und Koch Hannes Kofler alias Heinz Marecek. Zum Schluss ermittelten Nina Pokorny alias Julia Cencig und Lukas Roither alias Jakob Seeböck.