Wenn keiner mehr pflegen mag
Leerstehende Betten in Krankenhäusern und Pflegeheimen, weil keiner mehr pflegen will – ist das die Zukunft? Die SPÖ-Frauen rufen nun einmal mehr nach Veränderungen.
Kitzbühel | Es ist kein neues Thema, zu dem die SPÖ-Frauen in einer Pressekonferenz vergangene Woche geladen haben. Der Pflege geht nicht erst seit Corona das Personal aus. Für die SPÖ-Frauen braucht es schnelle Veränderungen. Sie fordern u.a. die Schwerarbeitspension für Pflegekräfte inkl. Anrechnung der Ausbildungszeiten, ein Ausbildungsgehalt für Neueinsteiger, sowie eine kostenlose Pflegeausbildung und generell attraktivere Arbeitsbedingungen. „Es gibt in Österreich immer noch vier Kollektivverträge für die Pflegebereiche. Dieselbe Arbeit wird unterschiedlich bezahlt – das darf nicht sein“, so Landesfrauenvorsitzende NRin Selma Yildirim.
Konkurrenz Pinzgau
Im Bezirk Kitzbühel kommt zusätzlich dazu, dass im benachbarten Pinzgau eine bessere Entlohnung wartet. „Im Grunde werben wir uns gegenseitig das Personal ab“, veranschaulicht GRin Margit Luxner. In manchen Institutionen, wie im Altenwohnheim in Kitzbühel, gibt es z.B. bereits eine 37-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Ziel wäre eine 35-Stunden-Woche, wenn nicht 30-Stunden-Woche, in den Pflegeberufen einzuführen.
Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Rund 85 Prozent der Personen in Pflegeberufen sind weiblich. „Gerade in der Pflege zeigt sich, wie wichtig eine Arbeitszeitverkürzung wäre.Um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern, darf auch nicht auf Kinderbetreuungsangebote vergessen werden“, so Anna Grafoner, Bezirksvorsitzende der SPÖ-Frauen Kitzbühel.
Ein- und Umstieg erleichtern
„Bis 2030 werden in Österreich ca. 100.000 Pflegekräfte fehlen, in Tirol sind es rund 7.000. Für Neueinsteiger wollen wir ein Ausbildungsgehalt sowie einen Bonus für Umsteiger“, ergänzt LA Claudia Hagsteiner, Bereichssprecherin der SPÖ für Pflege. Sie hat im Landtag u.a. einen Antrag eingebracht, damit der Corona-Bonus auch auf die Mobile Pflege ausgeweitet wird. Außerdem sollen auch Reinigungskräfte eine Zulage bekommen. „Für mich ist das eine Frage der Gerechtigkeit“, so Hagsteiner. Applaus alleine helfe den Pflegerinnen im Bezirk nicht, so Hagsteiner. Johanna Monitzer
Bild: Bezirksfrauenvorsitzende Anna Grafoner, NRin Selma Yildirim, LA Claudia Hagsteiner, GRin Margit Luxner (v.li.). Foto: Monitzer