Widerstand gegen Gastronomie
Der geplante Neubau einer Jausenstation sowie einer öffentlichen WC-Anlage an der Großache sorgt im Kirchdorfer Ortsteil Litzelfelden für Diskussionen. Eine Unterschriftenaktion ist geplant.
Kirchdorf | Es ist ein Projekt, das schon seit Jahren immer wieder auf der Gemeinderatsagenda zu finden ist – der Bau einer Jausenstation mit Terrasse sowie die Errichtung einer öffentlichen WC-Anlage. Gerade Toiletten, so die Gemeindeverantwortlichen, seien zwischen St. Johann und Erpfendorf kaum zu finden. Solche gäbe es nur in den gastronomischen Betrieben. Und denen sei dann dieser WC-Tourismus kaum zuzumuten, betont auch Bürgermeister Gerhard Obermüller. Damit die Jausenstation an der Furtherbrücke überhaupt gebaut werden kann, ist der Neubau der Brücke über den Brunnbach, der parallel zur Großache verläuft, notwendig.
Beschwerde von Anrainer
Für Horst Pali, Anrainer in Litzfelden, ist dieses Projekt unverständlich. Er hat auch bereits mehrfach an die Gemeinde geschrieben, da er, sagt Pali, bei weitem nicht der einzige sei, dem das Projekt mitten in der schönsten Naturlandschaft ein Dorn im Auge ist.
„Der Bedarf für eine solche Gastronomie ist nicht gegeben, da im Umkreis von einer Minute zwei Gastronomiebetriebe liegen. Eine Bedarfserhebung wurde gar nicht durchgeführt“, erklärt Pali, der inzwischen in der Gemeinde seinen Einspruch deponiert hat. Auch für eine WC-Anlage sieht er keinen Bedarf. „In St. Johann gibt es eine öffentliche Anlage und auch in Kirchdorf ist inzwischen eine in Planung“, weiß Pali. Das bestätigt auch Bürgermeister Gerhard Obermüller. Zwei Hinweisschilder würden ausreichen, ist der Litzelfeldener überzeugt.
Nähe zur Siedlung kein Grund für Widmung
„Dass die in einem der Gutachten beschriebene Nähe der Siedlung Litzelfelden ein Grund sei, dieses Projekt zu genehmigen, ist für mich nicht nachvollziehbar und rechtfertigt sicher keine Bebauung von Freiland. Im Inntal und den Seitentälern würde es dann hunderte Wiesen und Ackerflächen geben, die bebaut werden könnten“, argumentiert der Bildhauer. Auch die geplante Verbreiterung der Zufahrt auf fünf Meter lehne er ab, da der Schaden in der Natur viel höher als der Nutzen wäre.
Dass das Projekt eine Aufwertung des Naherholungsgebietes Großache sei, sieht er so nicht. „Es wird eine einzigartige Ruhezone zwischen den beiden Orten zerstört“, ist Pali überzeugt und hat daher nicht nur eine Unterschriftenaktion gestartet (https://www.openpetition.eu/at/petition/online/fuer-den-erhalt-des-erholungsraumes-grossache), sondern will auch den Landesumweltanwalt nach Kirchdorf holen. Er habe immer wieder an die Gemeinde geschrieben und kaum Antworten bekommen, beklagt Pali. Dorfchef Gerhard Obermüller weist die Kritik Palis jedoch vehement zurück. Es gäbe selbstverständlich Informationen über das Projekt, Pali könne auch jederzeit in seine Sprechstunde kommen.
Bürgermeister verteidigt Projekt
Der Bürgermeister verteidigt das Projekt, vor allem auch den Bau der WC-Anlagen: „Wir haben während des Lockdowns gesehen, wie schwierig es ist, ein WC zu finden. Der Talboden ist nun einmal Erholungsraum und daher ist es auch unsere Aufgabe, die richtige Infrastruktur anzubieten.“ Dazu gehöre auch eine Gastronomie. Es bedarf in diesem Bereich einer Sonderwidmung und damit gäbe es sowieso besondere Kriterien. Noch sei diese übrigens auch nicht durch. Margret Klausner
Bild: Im Bereich der Furtherbrücke ist der Neubau einer Gastronomie samt öffentlicher WC-Anlage geplant. Der Kirchdorfer Horst Pali hat gegen das Projekt Einspruch erhoben. Foto: Klausner