Wildunfälle steigen im Herbst an
Im heurigen Jahr kamen im Bezirk Kitzbühel bereits 173 Rehe und elf Stück Rotwild buchstäblich unter die Räder. Im Herbst gilt es für Autofahrer, besonders aufzupassen.
Kitzbühel | Der Herbst ist ins Land gezogen, es wird früher dunkel und die Sichtverhältnisse verschlechtern sich. Auch die tiefstehende Sonne sorgt für Probleme. Damit steigt vor allem auch das Risiko eines Wildunfalls. Im Vorjahr ereigneten sich in Österreich über 72.000 Wild-unfälle, 325 Menschen wurden dabei verletzt.
„Im Bezirk Kitzbühel sind heuer bereits 173 Rehe sowie elf Stück Rotwild auf der Straße verendet“, weiß Bezirksjägermeister Hans Embacher. Im Jahr 2021 waren es 229 Rehe, die Opfer von Wildunfällen waren. Die Dunkelziffer, so Embacher, sei ungleich höher. Dazu kommen noch zahlreiche Kleintiere wie Füchse oder Marder, die buchstäblich unter die Räder kommen.
Auch im Bezirk Kitzbühel gibt es einige besonders gefährliche Strecken. „Achtung Wildwechsel“ heißt es etwa auf der Loferer Bundesstraße von Waidring nach Lofer sowie von St. Johann nach Going. Unfallträchtig ist überdies die Verbindung auf den Pass Thurn in Höhe Jochberg Wald sowie jene zwischen Brixen und Bockern. Doch vor allem die Landesstraße zwischen Erpfendorf und Kössen hat es über Jahrzehnte zu trauriger Berühmtheit gebracht – immer wieder kam es in diesem Bereich zu schweren Unfällen.Vor einigen Jahren durchbrach etwa ein Hirsch die Windschutzscheibe eines Pkw und landete auf dem Schoß eines 47-jährigen Deutschen. Dieser und sein 15-jähriger Sohn wurden schwer verletzt.
„Gerade jetzt im Herbst appelliere ich an die Autofahrer, besonders vorsichtig zu fahren“, betont Hans Embacher. In den vergangenen Jahren wurden an den neuralgischen Stellen verschiedene Maßnahmen gesetzt.
Vor allem entlang der Landesstraße in Erpfendorf war das dichte Gehölz Auslöser vieler Unfälle. Besonders auf einer Seite der Straße sind zahlreiche Wiesen, die das Wild als Äsungsflächen anlocken und dadurch für einen massiven Wildwechsel auch über die Straße sorgen. Im gesamten Verlauf, auf rund 2,5 Kilometern, wird seither regelmäßig das dichte Gehölz an den Fahrbahnrändern entfernt. Autofahrer sehen jetzt das entlang der Straße stehende Wild bereits von weitem und können daher entsprechend reagieren. Auch das Wild kann sich besser auf die herannahenden Autos einstellen.
Befristetes Tempolimit in Erpfendorf
Die Jägerschaft konnte sich überdies mit den Behörden auf ein Tempolimit einigen – zwei Monate im Frühling und drei Monate im Herbst wird das Limit von 100 km/h auf 80 km/h reduziert. Große Hinweistafeln warnen vor dem Wildwechsel.Das Ergebnis sind ständig sinkende Unfallzahlen.
„Wildwarner wurden inzwischen auch an anderen Straßen im Bezirk installiert“, klärt der Bezirksjägermeister auf. Die Lage sei im allgemeinen besser geworden, doch weist Embacher auf die nach wie vor bestehenden Gefahren hin. „Autofahrer, die in einen Unfall mit Wild verwickelt sind, sollten nach der Absicherung der Unfallstelle so schnell wie möglich die Polizei informieren“, betont Embacher. Liegt das Tier verletzt auf der Straße, ist der Drang zu helfen, groß. Doch davon raten die Experten ab, der zuständige Jäger wird sich um das Tier kümmern. Übrigens, wer ein verletztes oder getötetes Wild mitnimmt, macht sich wegen Wilderei strafbar. Margret Klausner
Bild: Unfälle wie dieser vor einigen Jahren auf der Landesstraße in Erpfendorf enden meist mit Schwerverletzten. Foto: Einsatzreport
Achtung Wildwechsel! Wie verhalte ich mich richtig
➤ Vor allem Tempo reduzieren
➤ Fahrbahnrand besonders beobachten, meist weisen Schilder auf die Gefahr hin
➤ Immer bremsbereit fahren
➤ Besondere Aufmerksamkeit in der Dämmerung, im Wald und bei weitläufigen Feldern
➤ Sicherheitsabstand zum vorderen Fahrzeug einhalten
➤ Ein Wildtier kommt selten allein; daher auf nachfolgende Tiere achten
➤ Lenkrad nicht verreißen und bei Vollbremsung festhalten
➤ Wildtiere können von beiden Seiten kommen – 80 Prozent der Autolenker „scannen“ vorrangig nur den rechten Straßenrand, daher immer rechts und links schauen
➤ Wenn ein Wildtier wahrgenommen wird, unbedingt abblenden, Tempo weiter reduzieren und zusätzlich hupen. Quelle: Jagdfakten.at