Kitzbüheler Anzeiger
25.06.2022
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Windkraft: Debatte spitzt sich zu

In Tirol, Salzburg und Vorarlberg dreht sich bis jetzt kein einziges Windrad. Geht es nach den Plänen des Landes Salzburg, soll sich das bald ändern - etwa an der Landesgrenze zu Tirol. Auch die Tiroler NEOS pochen auf den Ausbau von Windenergie in den Skigebieten.

Kitzbühel, Salzburg | Klimaschutzministerin Eleonore Gewessler (Grüne) will die Verfahren zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) beim Bau von Windkraftanlagen beschleunigen. In Bundesländern ohne Energieraumplanung – wie etwa in Tirol – sollen Anlagen künftig auch ohne Widmung gebaut werden dürfen. Es soll weniger Doppelprüfungen in den Verfahren geben und der Energiewende soll ein besonders großes öffentliches Interesse gesetzlich zugeschrieben werden, so der Vorstoß der Ministerin.

Dass Gewessler den Druck auf die Länder erhöhen will, kommt den Tiroler NEOS offenbar entgegen. Sie hatten schon im vergangenen Herbst den Bau von Klein-Windkraftanlagen auf Tiroler Bergen vorgeschlagen, waren aber am Nein der ÖVP gescheitert. Jetzt fordern sie konkret den Ausbau von Windkraft in den Skigebieten.

Oberhofer: „Technische Infrastruktur vorhanden“
„Der Vorteil ist, dass wir den benötigten Strom für Lifte, Schneekanonen, Hotellerie und Gastronomie direkt vor Ort produzieren können,“ erklärt der NEOS-Klubchef Dominik Oberhofer. Ein Skigebiet sei kein Naturschutzgebiet, sondern Kulturlandschaft. „Wenn dort neben den zig Schneekanonen, Liftstützen und touristischen Skihütten zusätzlich Windkrafträder stehen, stört das niemanden, sondern schafft nur Vorteile,“ ist sich Oberhofer sicher. „Die heutige Bergbahnen verfügen fast alle über einen Bergantrieb. Das heißt, dass bereits ein Starkstromanschluss für die Einspeisung ins Netz vor Ort verfügbar ist. Damit ist das Argument, eine Erschließung wäre zu teuer, hinfällig, da in den Skigebieten die technische Infrastruktur bereits vorhanden ist,“ weiß Oberhofer. „Außerdem gehören gerade Tirols Skigebiete zu den Energiefressern Nr. 1 und sind daran interessiert, energieautonom zu werden.“

Standorte Resterhöhe und Hochalm im Visier
In Tirol haben Touristiker und Naturschützer mit den Plänen Gewesslers, aber auch den Forderungen der NEOS wenig Freude. Anders im Nachbarbundesland Salzburg, wo die Landesregierung zur Erreichung der Klimaziele 2030 schon seit Monaten ehrgeizige Pläne für den Ausbau der Windkraft verfolgt. Zwei von landesweit elf potenziellen Standorten befinden sich unmittelbar an der Landesgrenze zu Tirol im Pinzgau und sind bereits im Salzburger Landesentwicklungsprogramm 2021 festgelegt worden, wir haben berichtet.

Im „Umweltbericht zur strategischen Umweltprüfung (SUP)“, der dem Kitzbüheler Anzeiger vorliegt, wird den beiden besagten „Windkraft-Vorrangzonen“ im Pinzgau durchaus Tauglichkeit attestiert - und zwar nicht nur aufgrund ihrer „windtechnischen Gunstlagen“. Beide Zonen befinden sich in Skigebieten – Hochalm im Skicircus Saalbach-Hinterglemm, Resterhöhe im Gebiet der Bergbahn AG Kitzbühel – und daher infrastrukturell und verkehrstechnisch entsprechend erschlossen. Naturschutzgebiete, geschützte Landschaftsteile oder Biosphärenparks würden nicht tangiert, heißt es in dem Bericht. Negative Auswirkungen könnten in diesen Vorrangzonen mit entsprechenden Ausgleichsmaßnahmen grundsätzlich gut kompensiert werden.

Im Umweltbericht wird die  Gesamthöhe für die Windenergieanlagen mit 160 bis 235 Metern angenommen: ca. 100 bis 150 Meter Nabenhöhe und ca. 120 bis 170 Meter Rotordurchmesser.  

Mehrere Windräder für Resterhöhe im Plan
Der zuständige Salzburger Raumordnungslandesrat Josef Schwaiger sprach gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger „jedenfalls von mehreren“ Wind-Kraftwerken, die auf der Resterhöhe gebaut werden könnten. Eine konkrete Anzahl nannte er nicht.

Alpenverein will gezieltes Abwägen
Die ÖAV-Sektion Kitzbühel hat bereits im Jänner eine negative Stellungnahme beim Land Salzburg eingebracht, da es sich bei den genannten Vorrangzonen Resterhöhe und Hochalm „um eine besonders schützenswerte Landschaft“ handle, die ästhetisch und durch Lärmentwicklung massiv beeinträchtigt würde. AV-Vorsitzender Jonny Möllinger: „Wir sind nicht gegen erneuerbare Energie, aber bei Windrädern in Gebirgslagen geht es uns um ein gezieltes Abwägen. Einerseits - was wird dadurch zerstört und andererseits - was bringen uns die Windräder tatsächlich.“

Bei der Bergbahn AG Kitzbühel hat man von den Salzburger Bestrebungen auf der Resterhöhe aktuell wenig Kenntnis. Bislang sei man noch gar nicht informiert worden, sagt Vorstand Christian Wörister auf Anfrage des Kitzbüheler Anzeigers. Alexandra Fusser

Bild: Windkraftanlagen in Gebirgslagen? Ein heikles Thema, das in der Öffentlichkeit sehr oft auf Ablehnung stößt (Symbolbild). Foto: stock.adobe.com

 
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