„Wir geben Landwirten Werkzeuge“
Die beiden Geschäftsführer der „Unser Lagerhaus Warenhandelsgesellschaft“ – Hubert Schenk und Markus Furtenbacher – sprechen im Anzeiger-Interview über Nachhaltigkeit und Regionalität in der Landwirtschaft.
Kitzbühel, Klagenfurt | Der Klimawandel wirkt sich naturgemäß in der Landwirtschaft besonders stark aus. Wie kann man im regionalen Bereich gegensteuern?
MF: In Tirol sind die Grünlandwirtschaft und die Bergbauern im Fokus – d.h. der Klimawandel trifft uns nicht so stark wie Flachlandregionen im Osten Österreichs. Gegensteuern lässt sich unter anderem, indem man im Saatgutbereich diversifiziert. Damit bekommt man klimafittere Wiesen. Dabei wird darauf geachtet, dass man klimafitte Züchtungen forciert – Sorten, die trockenheitsresistent sind und auch Sorten, die tiefer wurzeln. Selbst legen wir großen Wert darauf, dass unsere Strukturen einen CO2-Abdruck haben, der so klein wie möglich ist. Zum Beispiel produzieren wir in Tirol für die Tiroler Landwirte.
HS: Wir geben Landwirten Werkzeuge in die Hand, mit denen sie nachhaltig unterwegs sein können. Da sprechen wir schon von enormen Einsparungspotenzialen: weniger Energieeinsatz, weniger Düngemitteleinsatz, digitale Optimierung.
Unser Lagerhaus ist mit seinen Standorten in den lokalen Strukturen verankert. Welche Initiativen im Einkauf gibt es zur Regionalität?
MF: Wir versuchen überall, wo es regionale Lieferanten gibt, diese aufzunehmen. Das trifft auf alle Geschäftsbereiche zu: Agrar, Bau, Haus und Garten, Technik.
HS: Die Beziehung zu unseren Lieferanten ist uns wichtig. Wir hatten Jahre, in denen die Verfügbarkeit z.B. von Baumaterialien schwierig war. Typischerweise sind Produkte über regionale Synergien leichter zu erreichen.
Wie wirkt sich der allgemeine Rückgang der bäuerlichen Betriebe auf Unser Lagerhaus aus?
MF: Das ist in Tirol natürich auch ein Thema – wenngleich es den Landwirten in Tirol durch Diversifizierung in Zusammenhang mit dem Tourismus besser gelingt, ihre Betriebe aufrecht zu erhalten. Viele Landwirte haben Fremdenzimmer dabei, der Tourist kommt gerne, um die Kulturlandschaft in Tirol zu erleben. Das sieht in anderen Bundesländern leider ganz anders aus. Da haben wir viele Bauern über das letzte Jahrzehnt verloren. Dafür wächst die Größe der Betriebe. Die Tiroler Landwirtschaft ist nach wie vor sehr klein strukturiert, viele sind auch in der Berglandwirtschaft tätig.
Die Baubranche steht aktuell unter Druck – wie u.a. die aktuelle Tiroler Bauvorschau aufzeigt. Spürt man das auch bei der Unser Lagerhaus WHG?
HS: Dazu ein ganz klares Ja. Wir sind alle betroffen. Für viele junge Menschen ist durch die KIM-Verordnung das Bauen nicht mehr leistbar. Der private Hausbau ging stark zurück. Der Preisdruck wirkte sich auch auf den sozialen Wohnbau aus. Schauen wir, ob sich im zweiten Halbjahr erste Schritte zur Senkung der Zinsen auswirken werden.
Gibt es beim Bau einen Trend zur Sanierung bzw. in Hinblick auf Energie-Effizienz stärkeren Isolierung von bestehenden Gebäuden?
HS: Ja, das merkt man. Dadurch, dass der Neubau ein wenig wegbricht liegt natürlich der Fokus auf Sanierung. Es fehlt trotzdem an Volumen.
Kaum ein Thema wird derzeit so breit diskutiert wie das Thema (erneuerbare) Energie. Wie ist der Ansatz der Unser Lagerhaus WHG dazu?
HS: Wir wollen gemeinsam in die Zukunft gehen. Es beginnt ganz simpel bei unseren eigenen Anlagen: Wir investieren fortlaufend in erneuerbare Energien. Zudem bieten wir selbst PV-Anlagen an mit Montage. Ein weiteres Thema sind Holzpellets, und das stark in der Regionalität. Wir wollen nicht Ware nach Europa schippern, wir suchen regionale Ware, die vor Ort verarbeitet und geliefert wird. Da sehen wir viel Nutzen, den wir stiften.
Welchen Stellenwert hat der Bezirk Kitzbühel – z.B. der Standort Kirchdorf – im Gefüge der WHG?
HS: Kitzbühel und Kirchdorf sind sehr starke Märkte. Wir haben hier tragfeste Beziehungen zu Gewerbekunden und Landwirten, aber auch Privatkunden. Man sieht es an der Investition in Kirchdorf: Das ist ein starkes Zeichen für die Bedeutung des Bezirkes Kitzbühel.
Interview: Elisabeth Galehr