Wird der nächste Sommer auf den Almen besser?
Knapp vor dem Ende der Almsaison tritt ein neues Almschutz- und Jagdgesetz tirolweit in Kraft. Problemwölfe sollen in Zukunft abgeschossen werden können – sofern es eine Expertenkommission anordnet. Es sind noch einige Fragen offen.
Bezirk | Wo die Schafe nicht schon aufgrund von Wolfsrissen ins Tal getrieben wurden, sind die Almtage in diesem Sommer so gut wie gezählt. Nur in ein paar wenigen Gebieten im Bezirk, haben die Schafbauern ihre Tiere noch auf der Alm. „Fast im gesamten Brixental wurden nach den Rissen Ende Juli die Tiere frühzeitig ins Tal getrieben. Jetzt fressen die Schafe Gras auf der Weide, welches man eigentlich für die Winterfütterung benötigt“, berichtet Bezirkslandwirtschaftskammer Obmann Josef Fuchs.
Bilanz: 40 Schafe gerissen, 20 abgängig
Im Bezirk Kitzbühel wurden in diesem Almsommer rund 40 Schafe gerissen, 20 Tiere sind nach wie vor abgängig – diese lebend aufzufinden ist unwahrscheinlich.
Auf Drängen der Bauern, vieler Gemeinden und Bürger setzte das Land Tirol nun erste gesetzliche Schritte, damit Wölfe in Zukunft abgeschossen werden dürfen: Mit 21. August traten neue Bestimmungen im Tiroler Almschutz- und im Jagdgesetz in Kraft. Diese sollen eine Entnahme von Problemwölfen ermöglichen. Entscheiden darüber soll eine Expertenkommission (siehe auch „Nachgefragt“).
Es sei kein leichtes Unterfangen eine Entnahme zu ermöglichen, wie Politiker immer wieder betonen, denn die Habitats-Richtlinie der EU räumt Wolf, Bär und Goldschakal einen hohen Schutz ein. „Wir stehen ganz klar auf der Seite der Almbauern“, bekräftigte LH Günther Platter bei seinem Besuch in Kitzbühel letzte Woche. Es sei aber ein kompliziertes Thema, da man ein enges Korsett durch den Schutzstatus der EU habe. „Damals als die EU-Habitat-Richtlinie erstellt wurde, hatten wir kein Problem damit, da der Wolf bei uns kein Thema war“, veranschaulicht Platter.
Expertenkommission muss rasch entscheiden
Nun hat sich das geändert – wie die Vorfälle im letzten und diesen Sommer zeigen. Für Bezirkslandwirtschaftskammer Obmann Fuchs, ist das neue Gesetz ein erster Schritt in die richtige Richtung – aber noch keine Endlösung: „Es kommt sicher darauf an, wie rasch diese Expertenkommission zu einem Entschluss kommt. Denn wie man heuer auch im Brixental und in der Kelchsau gesehen hat, braucht es schnelle Entscheidungen. Der Wolf wartet mit den Rissen nicht zu.“
Kommissionsmitglieder bleiben anonym
Die weisungsfreie Expertenkommission wird aus vier Personen aus dem Bereich Tierwohl, Agrarwirtschaft und Naturschutz bestehen. Die Namen der Mitglieder werden zu deren Schutz nicht veröffentlicht, teilt das Land Tirol mit.
Landwirtschaftskammer-Präsident NR Josef Hechenberger appelliert dafür, dass es unkompliziert möglich sein muss, die Schafe zu schützen. Nun sei es wichtig, weiterhin gemeinsam Druck auf die EU auszuüben, denn es gibt sehr wohl Regionen in Europa wo der Schutzstatus des Wolfs anders ausgelegt wird, wie Hechenberger veranschaulicht: „In Schweden und Finnland gibt es Entnahmen wo Rentiere gezüchtet werden – sonst könnte diese Tierzucht nicht stattfinden.“
Wolfsfreier Alpenbogen
Es gibt somit wolfsfreie Regionen, die mit dem EU-Schutzstatus vereinbar sind, so Hechenberger: „Unser Ziel ist es, dass auch der Alpenbogen wolfsfrei gehalten wird – das ist aber ein europäisches Thema.“ Ob und in welcher Form Wolfsrisse im Bezirk weiterhin ein Thema bleiben, wird der nächste Almsommer zeigen. Johanna Monitzer
Bild: Rund 1.000 Schafe befinden sich im Sommer auf den Almen im Bezirk. Bereits im Juli trieben die meisten Bauern ihre Schafe ab. Die Befürchtung, dass weitere Tiere gerissen werden könnten war zu groß. Foto: Archiv (ZOOM Tirol)