Wirtschaftlich ein Komplettausfall
Als „wirtschaftlicher Totalausfall“ werden die Hahnenkamm-Rennen 2022 in die Geschichte eingehen. Allerdings, so TVB-Obmann Christian Harisch, sind die Reaktionen über die Durchführung des Rennwochenendes weltweit mehr als positiv.
Kitzbühel | Ein wirtschaftliches Desaster, das aber auch positive Seiten hat – der Obmann von Kitzbühel Tourismus, Christian Harisch, will nichts beschönigen, ist aber voll des Lobes für die Organisatoren des Hahnenkammwochenendes. „Man muss hier schon differenzieren, denn da spielen verschiedene Faktoren mit. Der Skiclub hat eine unfassbare Leistung erbracht. Das kann angesichts der Voraussetzungen niemand besser machen“, betont Harisch. Es habe weltweit viel positives Feedback gegeben. Das Hahnenkammrennen war einmal mehr die Visitenkarte Kitzbühels, die Werbung habe gestimmt.
Allerdings herrschte nicht nur in der Kitzbüheler Innenstadt buchstäblich tote Hose.Zwar hatten die Lokale auf und waren gut besucht, doch vom pulsierenden Leben, das sonst am Hahnenkamm-Wochenende herrscht, war keine Rede. Offen hatten am Hahnenkamm-Samstag die Geschäfte im Stadtl, doch die Hotelbetten waren meist leer.
Toller Skisport und winterliche Bilder
Bürgermeister Klaus Winkler will nicht klagen: „Die Bilder des Wochenendes haben einen unbezahlbaren Werbewert. Es gab tollen Skisport zu sehen und die Bilder vom tiefverschneiten Kitzbühel gingen um die ganze Welt.“
Die fehlenden Besucher dürften sich auch auf die Stadtkassen auswirken, allerdings dürfe man da nicht alles in die Waagschale legen. Genau könne man das derzeit nicht beziffern, so Winkler: „Wir müssen schauen, wie der Rest des Winters ausschaut.“
Normalerweise bringt das größte Wintersportevent Österreichs in der Region eine Wertschöpfung von über 45 Millionen Euro. In Vor-Coronazeiten war in dieser Woche kein freies Bett zu bekommen, die Gastronomen jubelten über Top-Umsätze. Immerhin liegt der Umsatz bei einem„normalen“ Hahnenkamm-Wochenende bei rund 40 Millionen Euro. Allein in und um Kitzbühel werden 600 Arbeitsplätze geschaffen, 700 Journalisten aus 30 Nationen berichten von dem Großevent. Nicht nur in der Gastronomie rollt an diesem Wochenende der Rubel – vom Taxifahrer über die Sicherheitsfirmen bis hin zum Reinigungspersonal sind alle Nutznießer der Großveranstaltung.
Christian Harisch ist stolz darauf, dass sich der Gr0ßteil der Betriebe an die Auflagen gehalten hat. „Kitzbühel hat sich aus meiner Sicht hervorragend geschlagen.Wenn man das für die Entwicklung der Marke Kitzbühel sieht, muss man trotz allem dankbar sein.“ Das Wochenende sei aber natürlich ein wirtschaftliches Desaster gewesen. „Es muss ein Sonderpaket geschnürt werden. Es ist aus meiner Sicht angemessen, dass der Tourismus hier unterstützt wird“, fordert Harisch.
Subventionen bei 40 Prozent Umsatzausfall
Grundsätzlich bekommen die Touristiker bei einem Umsatzausfall von über 40 Prozent Subventionen. Einige Wirte wurden während der Renntage bei Verstößen ertappt. Dass hier Förderungs-Rückzahlungen im Raum stehen, sieht Harisch kritisch. Nur weil einer kurz seine Maske nicht aufhabe, ihn gleich zur Rückzahlung von Förderungen zu verdonnern, findet er nicht in Ordnung.
Und auch die verordnete Sperrstunde, die ja auch am Rennwochenende die Partys in den Privatbereich verdrängt und dadurch für weitere Umsatzeinbußen gesorgt hat, ärgert Harisch. Ein Betretungsverbot ab 22 Uhr wäre für ihn noch eine machbare Variante, das hieße, dass die Gäste sitzen bleiben, allerdings keine neuen mehr ins Lokal dürfen.
„Wenn das nächste Jahr nicht normal wird, dann hält das keiner mehr durch“, stellt Harisch klar, dass ein weiteres „Quasi-Geisterrennen“ keine Option mehr ist und argumentiert einmal mehr mit der Schweiz: „Dort geht alles, bei uns geht nichts. Das können wir auf Dauer nicht mehr durchhalten.“
Einbußen in der Region
Dass nicht nur Kitzbühel selbst mit den Umsatzeinbrüchen gekämpft hat, bestätigt auch Michael Grander. Der St. Johanner Hotelier ist stellvertretender Fachgruppenobmann in der Wirtschaftskammer: „Normalerweise haben wir an diesem Wochenende immer ein gutes Geschäft, vor allem die À la Carte-Betriebe, da bei uns die Shuttle-Züge starten und die Häuser ein bisschen günstiger sind“. Er und seine Kollegen hoffen, dass es nächstes Jahr wieder normal wird.
„Hinter uns liegt das schlechteste Wochenende des ganzen Winters. Da war es letzte Woche noch besser“,erklärte der Kirchberger Hotelier Andreas Hauser dazu. Margret Klausner
Bild: Wo sich normalerweise tausende von Menschen durchdrängen, herrschte am vergangenen Samstag buchstäblich tote Hose. Die Terrassen auf öffentlichem Gut waren abgesperrt. Foto: Monitzer