Wohlbefinden aller im Mittelpunkt
In Oberndorf und in St. Johann wurde nach drei Jahren harter Arbeit das Projekt „Primary Nursing“ mit großem Erfolg abgeschlossen.
Oberndorf | Feierstimmung bei den Mitarbeitern der Pflegeheime Oberndorf und St. Johann. Drei Jahre intensive Arbeit liegen hinter ihnen, nun ist das Projekt „Primary Nursing“ erfolgreich umgesetzt. Schon jetzt sind die positiven Effekte bei Bewohnern, Angehörigen und Pflegern spürbar.
Das Konzept des „Primary Nursing“ wurde vor 60 Jahren in den USA entwickelt, weil dort nicht genug Personal für Pflegeeinrichtungen zur Verfügung stand – ein Problem, das man in Oberndorf und St. Johann nur zu gut kennt. „Es wird immer schwieriger, junge Menschen für unseren Beruf zu begeistern. Gleichzeitig werden die Menschen immer älter und der Pflegebedarf nimmt zu“, bringt Projektleiterin Annelies Sieber die Beweggründe für die Neuausrichtung auf den Punkt.
Sie hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Pflegeeinrichtungen in Österreich dabei unterstützt, die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen. „Doch das was hier in der Region ermöglicht wurde, ist alles andere als selbstverständlich“, weiß sie aus Erfahrung. Insgesamt 72 Tage voller Workshops, Seminaren und Trainings liegen hinter den Mitarbeitern der beiden Pflegeheime. Dabei wurde der gesamte Arbeitsablauf genauestens unter die Lupe genommen und optimiert. Ziel war es, die Zufriedenheit bei den Bewohnern, aber auch den Mitarbeiter, zu steigern.
„Primary Nurse“ ist Dreh- und Angelpunkt
Im Mittelpunkt der neuen Organisation steht die sogenannte „Primary Nurse“ oder wie es bei uns offiziell heißt, die Diplomkrankenpflegerin. „Jeder Bewohner hat seine eigene Primary Nurse. Sie ist die Drehscheibe zwischen Bewohner, Angehörigen, Ärzten und dem Pflegeteam. Bei ihr laufen alle Fäden zusammen. Dadurch gibt es viel weniger Informationsverlust und die Kommunkation funktioniert viel besser“, erklärt Sieberer.
Der Weg bis ans Ziel war alles andere als einfach. „Wir mussten bisherige Arbeitsgewohnheiten aufbrechen, Rollen und Abläufe neu definieren und die komplette EDV umstellen“, blickt Heimleiterin Renate Pali auf herausfordernde drei Jahre zurück.
Größeres Interesse an Arbeit im Pflegeheim
Der Einsatz hat sich gelohnt, darüber sind sich alle einig. „Wir konnten beispielsweise zwei Teams zu einem zusammenfassen, weil die Verantwortungen besser verteilt sind. Der Druck und die Arbeitsbelastung der Mitarbeiter ist gesunken, weil jeder ganz genau weiß, was zu tun ist. Am erfreulichsten aber ist: Wir haben inzwischen zahlreiche Bewerber, die in unseren Häusern arbeiten wollen“, ist Pflegedienstleiter Michael Vasilico begeistert.
Neben einer obligatorischen Pflegevisite wurde auch ein geriatrisches Risikomanagement, wie es von Wissenschaftern seit langem gefordert wird, eingeführt. Auch der Sturz- und Diabetesprophylaxe, dem Ernährungs- und Schmerzmanagement, aber auch der Betreuung von Demenzkranken wir künftig mehr Aufmerksamkeit geschenkt.
„Wir haben eine große Verantwortung der älteren Generation gegenüber, die uns so viel ermöglicht hat. Es ist unsere Pflicht, ihnen gegenüber höchste Standards zu wahren und ihnen die Betreuung zukommen zu lassen, die sie verdienen“, betonte Kirchdorfs Bürgermeister, Gerhard Obermüller, im Rahmen der Abschlussfeier und dankte allen Mitarbeitern, die den dafür notwendigen Entwicklungsprozess mitgetragen haben. Sabine Huber
Bild: Pflegedienstleiter Michael Vasilico, Susanne Meikl, Jasmin Schroll, Heimleiterin Renate Pali, Gemeindeverbandsobmann Hubert Almberger, Carina Jöchl, Kirchdorfs Bgm. Gerhard Obermüller und Projektleiterin Annelies Sieber. Foto: Huber