Zahl der Bedürftigen gestiegen
Exorbitant gestiegene Energiekosten, erhöhte Wohnungsmieten und eine Inflation, wie es sie seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben hat: All das macht vielen Kitzbühelern zu schaffen.
Kitzbühel | Das in der Öffentlichkeit nur zu gerne dargestellte Bild von Reich und Schön in der Gamsstadt trügt: „Es gibt bei uns zahlreiche Menschen, die es nicht leicht haben. Sie arbeiten fleißig und leben bescheiden. Trotzdem kommen sie finanziell kaum über die Runden, weil die ohnehin schon hohen Lebenskosten in Kitzbühel deutlich angestiegen sind“, schildert Gemeinderätin Hedi Haidegger. Sie ist Sozialreferentin der Stadt und weiß seit vielen Jahren um die Sorgen und Nöte zahlreicher Kitzbüheler. Die Anträge auf Mietzinsbeihilfe und Heizkostenzuschuss sind im vergangenen Jahr deutlich mehr geworden, schildert Haidegger. Dafür verantwortlich seien Inflation, steigende Energiekosten und erhöhte Wohnungsmieten. „In der Gemeinde sind wir sehr bemüht, für jeden Hilfesuchenden eine Lösung zu finden. Wir wollen niemanden im Stich lassen“, stellt Haidegger klar. Sie ist dankbar, dass sie bei Stadtchef Klaus Winkler immer Gehör für die Anliegen bedürftiger Bürger findet und auch, dass immer wieder großzügige Spenden an die Gemeinde übergeben werden. So konnten vor Weihnachten auch zahlreiche Einkaufsgutscheine verteilt werden.
Tafel: weniger Spenden, mehr Bedarf
Bei der Tafel des Roten Kreuzes in der Kitzbüheler Jochberger-Straße werden jeden Samstag Lebensmittel kostenlos abgegeben. Auch hier ist der Bedarf gestiegen: Mittlerweile zählt man zwischen 80 und 90 Personen in der Woche, die sich die Lebensmittel, zur Verfügung gestellt von regionalen Lebensmittelhändlern und Supermarktketten, regelmäßig abholen. Grundnahrungsmittel werden immer wieder zugekauft, wie Haidegger weiß und auch Isabella Mitter vom Roten Kreuz bestätigt. Der Zukauf sei allerdings kein Dauerzustand, wie Mitter klarstellt. „Wir wollen mit der Abgabe von kostenlosen Lebensmitteln und fallweise auch Hygieneartikeln Menschen mit finanziellen Schwierigkeiten unterstützen. Eine Vollversorgung über die Tafel wird aber nicht angestrebt.“
16.000 Euro durch Klimabonus-Verzicht
Stadtpfarrer Michael Struzynski bringt sich ebenfalls ein und will Kitzbühelern, die es nicht leicht haben, helfen. Im Herbst rief er deshalb eine besondere Spendenaktion ins Leben: Wer den Klimabonus der Bundesregierung nicht unbedingt brauche, könne ihn an jene weitergeben, die jeden Euro dringend benötigen, so die Idee des Seelsorgers. Für diesen Zweck richtete er ein eigenes Spendenkonto ein, auf dem mittlerweile 16.000 Euro zusammengekommen sind. „Es ist natürlich erfreulich, dass dieser Betrag gespendet wurde. Dennoch hätte ich mir noch mehr erhofft“, ist Struzynski enttäuscht.
Das gesammelte Geld will er zweckgebunden verwenden: Es sollen damit offene Rechnungen für Strom- und Heizkosten bezahlt werden. Gemeinsam mit Hedi Haidegger wolle er die Vergabe bestmöglich koordinieren, erklärt Pfarrer Struzynski. Alexandra Fusser
Bild: Lebensmittelspenden können bei der Tafel kostenlos abgeholt werden. Vor der Ausgabe werden sie von Rot-Kreuz-Mitarbeitern sortiert. Foto: Rotes Kreuz/Mitterer