Kitzbüheler Anzeiger
07.03.2024
News  
 

Zu wenig Platz für Frauen in Not

Das Thema „Gewalt gegen Frauen“ zeichnet im Bezirk Kitzbühel ein drastisches Bild: 44 Anfragen für Notunterkünfte musste das Mädchen- und Frauenberatungszentrum aus Platzgründen im vergangenen Jahr abweisen, klagt Obfrau Renate Magerle.    

St. Johann | Frauen seien gezwungen, psychische und physische Gewalt auszuhalten, wenn es für sie keinen anderen Ausweg gibt“, weiß Renate Magerle, Obfrau vom Mädchen- und Frauenberatungszentrum im Bezirk Kitzbühel. In der hiesigen Öffentlichkeit werde die Problematik nur allzu gerne verdrängt. „Bei uns gibt es das eh‘ nicht“, sei von den – durchwegs männlichen – Entscheidungsträgern immer wieder zu hören.

Die Realität zeichnet jedoch ein ganz anderes, sehr ernüchterndes Bild und lässt bei der rührigen Obfrau seit etlichen Jahren die Alarmglocken heftig schrillen: 97 Annäherungs- und Betrerungsverbote seien allein 2023 bezirksweit ausgesprochen worden, stellt Magerle klar. Diese Daten, so betont sie, stammen aus verlässlichen Quellen.

Der Bedarf hat zugenommen
Die Beraterinnen des Mädchen- und Frauenberatungszentrums, angesiedelt am Schwimmbadweg 9 in St. Johann, zählten im vergangenen Jahr 3.355 Beratungsschwerpunkte. Schon vor Jahren hat die auf Vereinsbasis agierende Einrichtung bezirksweit Übergangswohnungen geschaffen, in denen zumindest sechs Frauen mit Kindern Platz finden. Der Bedarf steigt stetig an, zumal die Armut unter den Frauen im Bezirk, oftmals verbunden mit nicht mehr leistbarem Wohnen, zu einem großen Thema geworden ist. Allein im vergangenen Jahr nahmen 16 Frauen mit 19 Kindern die Notunterkünfte mit unterschiedlicher Aufenthaltsdauer in Anspruch.

Was Magerle und ihr Beraterinnenteam besonders schmerzt: Weitere 44 Anfragen von Institutionen, wie dem Bezirkskrankenhaus, der Polizei oder den Gemeindeämtern, mussten aus Kapazitätsgründen abgelehnt werden. Magerle: „Jede abgewiesene Anfrage steht für eine Frau und möglicherweise Kinder, die in einer Zeit der Not auf sich allein gestellt sind – ohne Zugang zu einer sicheren Unterkunft und den damit verbundenen Unterstützungsleistungen.“

Der Betrieb des Mädchen- und Frauenberatungszentrums wird durch private Spender und Sponsoren aufrecht erhalten.

Unterstützung durch private Spender
Neben dem Frauenministerium und dem Land Tirol zählt die Marktgemeinde St. Johann zu den wichtigsten öffentlichen Unterstützern. Würde jede Gemeinde im Bezirk nur einen Euro pro Einwohner beisteuern, wäre der laufende Betrieb des Beratungszentrums nahezu finanziert“, erklärt Magerle.

Spendenkonto: Raiffeisenbank Kitzbühel-St. Johann, IBAN AT78 3626 3000 0511 1380
Kontakt:Tel. 05352/62222 bzw. E-Mail: info@frauenberatung-stjohann.at  Alexandra Fusser

Bild: Das Beratungszentrum des Bezirks Kitzbühel hat seinen Sitz in St. Johann. Für Mädchen und Frauen ist es eine Anlaufstelle bei sozialen, psychischen, rechtlichen und ökonomischen Problemen. Grafik: Mädchen- und Frauenberatungsstelle

 
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