Kitzbüheler Anzeiger
17.02.2024
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Zwist um „Steinerne Rinne“ vorbei

Nach 15 Jahren ist die endgültige Entscheidung gefallen – bisher waren die St. Johanner und Kufsteiner Bergretter gemeinsam für die „Steinerne Rinne“ im Wilden Kaiser zuständig. Der Streit eskalierte, jetzt sind die St. Johanner alleine zuständig.

St. Johann | Sie sind tief geflogen, die sprichwörtlichen Hackeln, die Teil eines handfesten Zwistes zwischen den Bergrettungsortsstellen Kufstein und St. Johann waren. In den vergangenen Wochen spitzte sich der Konflikt rund um den Bereich „Steinerne Rinne“ im Wilden Kaiser immer weiter zu.

Die „Steinerne Rinne“ – zwischen Stripsenjochhaus und Ellmauer Tor gelegen – ist vom Kaiserbachtal unter anderem über den Eggersteig erreichbar. Dieser Bereich des „Koasas“ war bisher ein sogenanntes Doppelalarmierungsgebiet.

Im Fall eines Unfalles rückten bisher also Kufsteiner wie St. Johanner Bergretter aus. Naturgemäß führte diese Tatsache immer wieder zu Problemen. „Selbstverständlich war dadurch nie ein Patient in irgendeiner Weise gefährdet“, stellt hier Kitzbühels Bezirksleiter Peter Haidacher klar. Auch St. Johanns Ortsstellenleiter Markus Prantl betont, dass trotz Doppelalarmierung die Einsätze immer ordnungsgemäß abgewickelt worden seien.

Doch immer wieder kam es zu Unstimmigkeiten mit den Kufsteiner Kollegen, die auch über eine Diensthütte am Stripsenjoch verfügen. Auch deshalb, weil die St. Johanner um rund eine halbe Stunde schneller vor Ort sind als ihre Kollegen.

Die Frage, wer verunfallte bzw. in Bergnot geratene Kletterer und Alpinisten in diesem Bereich bergen „darf“, ist allerdings nicht neu. Seit inzwischen rund 15 Jahren spaltet diese Frage die Kufsteiner und St. Johanner Bergretter.

In den letzten Monaten hat sich die Causa immer weiter aufgeschaukelt. Immer wieder gab es Treffen zwischen den Verantwortlichen, immer wieder gab es Diskussionen.

Es war ein anonymer Brief, der vor einigen Wochen das Fass endgültig zum Überlaufen brachte. So soll es im Rahmen einer Einsatzleiter-Schulung zum großen Knall gekommen sein. Gegenseitige Beleidigungen inklusive. Der Ausschuss der Kufsteiner Bergrettung trat darauf zurück. Ein neuer Ausschuss ist inzwischen bereits installiert.

Jetzt reichte es den Verantwortlichen der Landesstelle. Mitte letzter Woche sprachen sie ein Machtwort. Im Rahmen der Sitzung des Landesausschusses votierten sie einstimmig – die „Steinerne Rinne“ gehört zukünftig zum Einsatzgebiet St. Johann. Auch wurden die Einsatzgrenzen der Ortsstelle Scheffau nach Norden in das ehemalige Doppelalarmierungsgebiet verschoben, weil die Scheffauer mit dem Auto bis zur Gruttenhütte fahren können.

St. Johanns Bergrettungschef Markus Prantl ist erleichtert, dass endlich eine endgültige Entscheidung getroffen wurde und will den Kufsteinern die Hand zur Versöhnung reichen. Er ist, wie auch Bezirkschef Peter Haidacher, bemüht, die Wogen so rasch als möglich zu glätten. „Es war eine Entscheidung im Sinne des Patienten“, stellen Prantl und Haidacher unisono klar.
Sie hoffen darauf, dass die Streitereien der Vergangenheit angehören. „Wir wollen jetzt einen Neustart in Zusammenarbeit mit den Kufsteinern“, sagt Prantl. Die Kufsteiner Bergretter haben viel Liebe und Herzblut in den Bereich investiert, betont Haidacher. So ist etwa einiges an Ausrüstung direkt vor Ort. „Wir sind jetzt dabei, das alles neu zu organisieren“, kündigt Markus Prantl an. Bei größeren Einsätzen helfe man ja sowieso zusammen.

Peter Haidacher ist über die Entwicklung froh. Es hänge ja doch mehr dran, als nur die Kompetenzaufteilung, meint Haidacher. Die Doppelalarmierung habe auch in weiteren Bereichen für Probleme gesorgt. So sei es für die Leitstelle nicht immer ganz einfach gewesen. Und auch das Thema Geld spiele eine Rolle. Denn die Frage, welche Ortsstelle nach einem Einsatz diesen abrechnen kann, war bisher nicht genau geklärt. Immer wieder Gegenstand von Diskussionen war die Frage der Einsatzleitung. Jetzt ist auch das geklärt.  Margret Klausner

Bild: Vom Kaiserbachtal (Kirchdorf-Gasteig) aus können versierte Kletterer in die „Steinerne Rinne“ einsteigen. Eingesäumt ist diese vom Predigtstuhl bzw. der Fleischbank. Foto: Prantl

 
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