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Seite 6 KitzJüheJ.erAnzeiger Samstag. 26. Juli 1958 ge jenes Iierlreuncles sind. Vor allem dürfte man unseren lieben Sängern nicht ihre Heimstätten rauben. Um den ver- mutlich immer noch zu wenig rasenden Straßenverkehr auf höchste Touren brin- gen zu können, hat man in jüngster Zeit einen Vernichtungskrieg gegen Alieebäu- mc, Hecken und Buschwerk eröffnet. Wo aber sollen unsere Singvögel nisten und brüten, wenn man alle Hecken an Straßen und Wegen wegreißt und jeden Busch am Feldrain ausrodet. Und was sollen sie schließlich fressen, wenn man alle Schädlinge durch das Spritzen von In- sektengift vernichtet. Mit diesen Dingen schaden wir Menschen den Vögeln viel viel mehr als irgendeine halb verhun- gerte Katze, die irgend einmal einen flügellahmen Singvogel erhascht. Darum vor allem einmal Schluß mit dem sinn- losen Raub von Bäumen, Büschen und Hecken, der uns die Landschaft verödet, und Schluß mit der chemischen Schäd- lingsbekämpfung! Dafür ausgiebige Win- terfütterung unserer lieben Sänger. Da- mit helfen wir ihnen mehr, als wenn wir alle Katzen einsperren oder abschießen wollten. Die Vögel aber danken es uns mit einem natürlichen Schutz unserer Obstbäume, der besser wirkt als alles steiler den Auftrag, jeden zu packen, der noch eine bayerische Nachricht nach Tirol zu bringen versuche, und so auch den Proklamationsverbreiter Pfarrer Va- lentin Ponschab von Reit im Winkl Am 27. Juli wurde Blattl mit seiner Kompagnie nach Hause gerufen, da in Lofer mit dem Feinde eine Kapitulation abgeschlossen wurde. Bald aber sollte sich das Blatt wenden. Marschall Lefebre mußte nach den Kämp- fen hei Sterzing und am Berg Isel flucht- artig das Land verlassen und Andreas Hofer zog am 15. August 1809, am Na- poleonstage, der in Paris, Rom und auch in Wien gefeiert wurde, in Innsbruck ein und schlug als Oherkommandant in der Hofburg seine Wohnung auf. Die Kriegsgefahr war aber durch dcii fol- genden Znaimer Waffenstillstand nicht abgewendet und bei einer Fortsetzung des Krieges mußten die Grenzen unseres Bezirkes die ersten Angriffe gelten. Es wurden daher alle Einbruchsstellen in Verteidigungszustand gesetzt. Auch Blattl mußte im Auftrage Winterstellers er- neut seine Kompagnien organisieren. In der Zeit vom 6. bis 12. September lei- stete er sich ein Husarenstück sonder- gleichen. In Tirol fehlte es an Blei und Blattl wußte von seinen Spähern (die er selber besoldet hatte), daß heim Hüt- tenamte in Lend eine gewaltige Blei- sendung für Bayern liege. Er rückte mit einer nur zu diesem Zwecke aufgestell- ten Kompagnie (seine Pillerseer-Kompa- gnie weilte am Paß Strub) nac,h Lend ein, überwältigte die dortige bayerische Besatzung und führte das Blei mittelst Vorspann nach Innsbruck zu Andreas Hofer. Hofer nahm ihn mit Freuden Giftspritzen, und mit ihren unvergleich- lich schönen Liedern, ohne die der Früh- ling kein Frühling wäre. Dr. 0. B. ffiTPJfflTL Lj et. 3oatrn - Getraut wurden: am 5. Juli 1958 der Fähnrich Josef Dobnik, St. Johann, Dechant Wieshoferstr. 35, mit der kauf- männ. Angestellten Eveline Anna Mar- graber, Wels, Kameriweg 9a; am 12. ‚Juli der Tischlergeselle Johann Ober- lechner, St. Johann, Achenallee Nr. 8, mit der Kontoristin Maria Anna Bich- 1er, St. Johann, Kaiserstraße 25; der Maurer Herbert Rudolf, St. Jakob 63, mit der Hausgehilfin Stefanie Mager1, St. Johann, Innsbruckerstraße 63. - Geboren wurden zwischen 30. Juni und 3. Juli 1958: ein Johann dem Holzarbeiter Andreas Rettenwander und der Gattin, Hildegard geb. Wörtl, Schnei- dcrm'eisterin, Kirchdorf Nr. 326; ein Si- mon dem Bauern Simon Loidfelder und der Gattin, Theresia geb. Troppmair, Schwendt Nr. 80; ein Peter Anton dem auf und schenkte ihm, da er in Geld- verlegenheit war, einen Schimmel. Ein solches Wagstück auszuführen vermoch- te nur der „kühne" Sturmhauptmann Christian Blattl. Die örtliche Lage in Lend war ihm schon von seiner Exkur- sion im Juni her bekannt, als er den Pinzgauer Schützen 40,000 Pfund Blei übergab. Seit dieser Zeit pflegte Blattl bis in seine alten Tage einen Schimmel zu reiten. Von Innsbruck zurückgekommen, be- gab er sich wiederum zu seinen Leu- ten. Von Wintersteller erhielt er den i\uftrag, soviel Gewehre aufzukaufen als nur möglich. Am 20. September unter- nahm er mit 50 Mann einen Aufklärungs- zug gegen den Paß Strub. Da berief ihn Wintersteller nach St. Johann, wo unter Speckbachers Führung ein förm- licher Generalstab der Bauern zusam- mentrat. Christian Blattl, der zu dieser Zeit 108 Mann befehligte, wurde unmit- telbar Speckbacher unterstellt, der ihm volles Vertrauen schenkte. Am 2.5. September 1809 fiel die glän- zendste Waffentat des Tiroler Helden- jahres 1809. (Näheres darüber bringen wir in den Biographien von Winterstel- ler, Kirchdorf, Oppaeher, Jochberg und Hechenherger, Kitzbühel.) Blattl mar- schierte an der Spitze von Speckbachers Abteilung gegen den Paß Strub vor. Die Bayern wurden geschlagen und bis nach Reichenhall hinaus verfolgt. Speckba- eher stellte der Pillerseer Kompagnie und ihrem Hauptmann ein schönes Zeug- nis aus. Am 3. Oktober berief ihn Winter- steiler zu sich nach Kössen, woselbst der Feind neuerdings mit tJbermacht vorzu- Buchhalter Albert Sammer und der Gat- tin, Johanna geb. Aigner, Kirchdorf 366: eine Erika Anna dem Maurer Josef Scharnagl und der Gattin, Aloisia Anna geb. 'cger, Küssen 241; eine Brigitta Anna dem Tischler Andreas Poilak und der Gattin, Kreszenz geb. Fevrsinger, Kitzbühcl, Schattbergsiedlung 4; ein Ge- org Michael dein Sägearbeiter Johann Feiler und der Gattin, Elisabeth geb. F'oidi, St. Johann, Bahnhofstraße 9; eine Barbara Maria dem Tischlermeister Jo- sef Pirnhacher und der Gattin, Barbara geb. Brüggl, St. Johann, Winkl Schatt- seite Nr. 90; ein Friedrich dem Be- rufsjäger Stefan Mayr und der Gattin, Ilse Margharita geb. Kandl, Erpfendorf; ein Hans Peter dem Sägearbeiter Martin Ol)ernauer und der Gattin, Johanna geb. Bieder, Aurach Nr. 14; eine Ingeborg dem Kraftfahrer Kaspar Kirchrnaier und der Gattin, Antonia geb. Draxi, Kössen,- ein össen: ein Albert dem Landarbeiter Albert Kiioll und der Gattin, Maria geb. Ach- homer, Kössen Nr. 92; ein Roman dem Oberbauarbeiter Josef Wörgötter und der Gattin, Ottilie geb. Dag, Fieberbrunn; eine Judith Gertrude dem Croupier Jo- hann Renner und der Gattin, Gertrude Sophie geb. Raus, Wien III. dringen versuchte. Blattl begab sich dann nach Fieberbmunn, nahm vom dortigen Pulvermacher das vorhandene Pulver in Empfang und eilte damit nach Kössen zurück, wo er bis zum Abzuge Winter- stehers wieder Vorpostendienste versah. Dem glänzendsten Erfolg vom 25. De- zember folgte nach drei Wochen der schwärzeste Tag, als Speckbachers Streit- macht bei Melleck aufgerieben wurde. Wintersteller löste sein Bataillon auf und befahl, die Waffen niederzulegen. Als Tirol wieder bayerisch wurde, kamen die Schergen nach Fieberhrunn und führten Blattl als Gefangenen nach Kufstein ab. Es gelang ihm aber zu ent- fliehen. Als er dann Kunde vernahm, daß der bayerische Landrichter Knittl von Kitzbühiel wegen seiner Entwei- chung sein hochschwangeres Weib und seine Kinder arretieren lassen wollte, versteckte er seine Familie und irrte selbst in den Bergen herum, von Kälte und Hunger verfolgt und von den Küm- mernissen um die Seinen. Endlich erhielt er 'Nachricht, daß er Amnestie erhalten habe. Viel Kummer und viele Geldauslagen hatte ihm die Landesverteidigung gekostet, denn so lange er Geld hatte, gab er dieses für Spione und zur Anschaffung von Ge- wehren hin. Doch dies alles brachte er willig zum Opfer und nur, daß das ganze Unternehmen mißglückte, schmerz- te ihn. Doch war er bei seinen religi- ösen Grundsätzen, seiner Kaltblütigkeit und seinem Verstand nicht mutlos. Denn wie wir aus seiner Proklamation erse- hen, war er zwar ganz für diesen heili- gen Kampf begeistert, aber ohne Haß gegen die Feinde. (Fortsetzung folgt!)
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