Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 17. Oktober 1959 Scheibe 47 Hinge und gewann somit auch die Wette mit der Kitzbüheier Schützen- schwester Burgi Werner, welche auf der Hauptscheibe 44 Ringe erreichte. Einige Jochberger konnten diese Schießleistungen des greisen Bischofs ein- fach nicht glauben und schlichen zu den Zielern hinaus, um sich persönlich zu überzeugen, ob da nicht doch „Mogle- reien" vorkommen. Sie wurden aber eines Besseren belehrt und kehrten auch reu- mütig ob ihres Unglaubens zu den Stän- den zurück. Als aber der Bischof seine vorgesehenen Partien beendet hatte, bei den Altschützen mit 130 Hingen selbst noch Altmeister Hans Bachle r auf den zweiten Platz versetzte, konnte es sich Schützenrat Georg Leo nicht mehr ver- wehren, dem Bischof auf „Jochberger- Wels" zuzurufen: „Iatzt is uns aba lieba wend weiter- l'ahrst, Bischof, sonst bleibt für uns nix mehr!" Dieser Schützentag vom 10. Oktober 1959 mit Weihbischof DDr. Johannes Filzer wird in Jochberg stets in bester gesegneten Tälern? Und die unbefan- gene, arglose, freie Seele, die in aller Kindlichkeit, in aller Liebe eines red- lichen Herzens aus dem Auge blickt, und im Metall der reinsten Stimme widerklingt, ungebrochene Lebenskraft verkündet, muß sie nicht jeden unwider- stehlich ergreifen und anziehen? Wie diese Menschen so lebenswarm, so ohne Ränke und Trug ihrem Kaiser entgegenziehen Wie die Feder auf ihrem Hute alle Regungen des Herzens nach- zittert, und jede Gebärde die Wahrheit der inneren Welt widerspiegelt! Wer könnte diese reine Natürlichkeit, diese Liebe ohne Maß zum Fürsten ih- res Berglandes ohne tiefste Rührung an- sehen? ich habe weite Länder durchzogen ud die Wunder der Welt geschaut, aber das Wunder der Tirolertreue, ich sehe es zum ersten Male; und der geringste Preis, den ich dafür zollen kann, ist die auf- richtige Anerkennung dieser ehrwürdi- gen Persönlichkeit, worauf der Kaiser mit Recht stolz sein kann.' Ihr Schreiber von Albion und Deutsch- land und anderwärts, die ihr von Druck und Despotismus in Osterreich srhwatzL kommt und schaut! Wie herablassend und menschenfreundlich ist nicht hier der öffentliche Beamte, auch der Hoch- gestellte gegen den gemeinsten Bauern, dessen freies und gleiches Menschenrecht so fest steht, daß keine gedungene Presse sie zu verteidigen braucht!' In der Beschreibung über die Feiern, welche nach der Rückgabe Tirols an Osterreich stattfanden, folgen wir wieder unserem viel zitierten Anton Peternader: „Die Freude kannte keine Grenzen, Schützensalven, Schützenmusiken, Schei- benschießen, Schützenaufzüge, selbst von kleinen Knaben, Häuser- und Bergbe- Erinnerung bleiben. Der Weihbischof er- zielte nicht nur sensationelle Treffer, sondern er zeigte jeden 'Schuß selbst nur und von den 45 abgegebenen Schüssen irrte er nur ein einziges Mai. Die Oppacher Schützengilde verzeich. nete heuer ein reges Schützenleben. Beim Jubiläumsschießen im August d. J. waren nicht weniger als 60 Jochberger Schüt- zen auf dein Stand. Die Gildenvorstehung hat daher in den letzten Wochen in vor- bildlicher Zusammenarbeit die Anlage um zwei Stände erweitert. Schützen- bruder Hermann Mayr hat für die Gilde heuer bereits die vierte Ehrenscheibe gemalen. Mayrs Scheibenbilder, sind in Jochberg sehr gefragt. Die Gesamtergebnisse des Aus] ösch- schießens bringen wir in unserer kom- menden Ausgabe, zusammen mit dem Trefferergebnis des Bischofs. Obernöorf - Goldene Hochzeit. in völliger kör- perlicher und geistiger Frische feierte leuchtungen, Komödien, Gastereien und Feuerwerke folgten abwechselnd aufein- ander. Neue, von Bauern auf dieses große Nationalfest selbst verfertigte Lieder wurden mit Musikbegleitung gesungen, der österreichische Doppeladler überall mit großem Enthusiasmus feierlich auf- gehangen, (las Vivatru Ecu auf den Kaiser Franz und das ganze Kaiserhaus, der Jubel auf den höchsten abgeiegensten Bergen wie in den innersten tiefen Tä- lern und Dörfern schien nicht enden zu wollen. Freunde und Feinde umarmten sich und betrachteten sich vor Freude taumelnd nur als Kinder des vielgelieb- ten und lang als ihren Herrn ersehnten Kaiser Franz. Kein einziger Exzeß störte deses größte aller Nationalfeste der Tiroler, selbst die Armen erhielten kräftige Geld- unterstützungen, damit auch sie an den Freuden Teil haben sollten und niemand kann sich von den Gefühlen und lau- testen Freudenergießungen der lusttrun- kenen Tiroler einen Begriff machen, der damals nicht selbst in Tirol war. Ich selbst, obgleich dort erst vier Jahre alt, erinnere mich noch recht gut, wel- cher Jubel in meiner Vaterstadt Kitzbü- hei 'herrschte, wie mir zum ersten Male von den Eitern erlaubt wurde, bis 11 Uhr nachts ausbleiben und in der äußerst trefflich beleuchteten Stadt herumziehen zu dürfen, wie ich da mit meinen Kame- raden mich heiser schrie: Vivat Kaiser Franz der Erste und wir im Unverstande einmal bald riefen Franz der Erste, bald der Zweite und wie dann der patrioti- sche Bürgermeister und Schützenhaupt- mann Josef Hechenberger mit zornigen Blicken auf uns loskam und uns bedeu- tete, daß er uns alle sogleich einsperren lasse, wenn wir noch den Zweiten rie- fen. Der Erste: der Erste! ist jetzt ur.sr Kaiser, schrie er, und so müßt ihr rufen. das Jubelpaar Wenzel und Antonia Nothdurfter in Oberndorf die Gol- dene Hochzeit. Die Feier begann in der festlich geschmückten Pfarrkirche mit ei- nem Festgottesdienst, der vom Chor mit Liedern lobenswert umrahmt war. Doch die schönste Zierde des Festes waren die elf erwachsenen Söhne und Töchter, die vollzählig, auch die aus der Heimat des Jubelpaares aus dem Ahrntal, er- schienen waren und im Namen der 32 Enkelkinder sagten deren vier vor der Kirche sinnige Gedichte auf. Beim darauffolgenden Mahl, das in bester Stimmung verlief, hielt der Pfarrer eine Glückwunschansprache. Es sei noch ei- gens erwähnt, daß dem Sohn Josef die- ses Jubelpaares kürzlich das zehnte Kind geboren wurde und es ist die Familie des Sägearbeiters Josef und Maria Noth- durfter die kinderreichste Familie un- serer Pfarrei. Dem Jubelpaar noch viele Jahre und Gottes Segen für den Spät- herbst ihres Lebens 1 - Ceboren wurden: ein Peter Jo- hann (1cm Obersäger Peter Wörgartner Wir erschraken nicht wenig, den Kai- ser beleidigt zu haben, fürchteten uns gewaltig vor dem Einsperren und schrien nun wieder aus vollem halse, so lange wir konnten, Vivat Kaiser Franz der Er- stel worauf uns in unserer kindlich uni- schuldigen Freude niemand mehr störte. Diese Freudenfeste wiederholten sich, als der Landeschef v. Roschmann bald darauf Tirol bereiste und wurden am lau- testen, als Kaiser Franz am 30. Mai 1816 zu Innsbruck die feierliche Erbhuldigung vorzunehmen geruhte. Der Kaiser rch- tete an Tirol folgende schöne Worte: „Ihr steht nun wieder als die mächtige Vormauer der Monarchie, zum Schutze des gesamten Reiches berufen; aber nicht allein auf euren Bergen, in euren unzu- gänglichen Schluchten liegt die Sicher- heit der Verteidigung. Auf eurem Sinn, auf eurer unerschütterlichen Anhänglich- keit, auf eurer Ordnungsliebe ruhe mein Vertrauen." Entzückt von den vielen Be- weisen der Liebe und tiefsten Verehrung. die bei dieser Gelegenheit Kaiser Franz in Tirol erhielt, sagte er in größter Freu- de: „Tirol sei zum Muster der Treue geworden". Alle Wege und Stege waren bei der Heise des Kaisers lebendig, die Glocken aller Kirchtürme läuteten; die Pölier ganzer Talregionen waren in laufenden Kreisschüssen vernehmbar. in allen Dörfern, in allen Weilern und an der Straße wimmelt es von fröhli- chen Menschengruppen. Die Seelsorger, die Vorstände, die hoffnungsvolle Jugend an der Spitze, mit Kränzen, Blumenge- winden und Liedern, die Schützenkom- panien mit ihren fliegenden Fahnen ind Musiken in Parade und ein Triumph- bogen nach dem anderen. Und all dies Gepräge, das Jubeln, Schießen, Musik und Glockengeläute, es ist des Landes Stimme: „Willkommen in Tirol`
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