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Samstag, 4. November 1961 Kitzbüheler Anzeiger 9 stützungen sieben Jahre, während mei- nes Studiums an der Akademie der bil- denden Künste, genossen. Nach vollen- deter Ausbildung aber wirft man uns Prügel vor die Fü߀ und sagt: „das habe man nicht bezwecken wollen." Fürwahr ein paradoxer Zustand in Tirol. So wird ein moderner Künstler als ein kleiner Homunculus angesehen, für den man viel Geld ausgegeben hat, um ihn zu erzeugen, den man aber im Statum nascendi lieber wieder liquidie- ren möchte - weil er nicht nach dein erwarteten Muster „ausgefallen" ist! Wir aber arbeiten unentmutigt weiter, weil wir heimatverbundener sind als jene Kunstmaler und Bf.ldlsc,hnitzler, die zwar das Publikum auf ihrer Seite ha- ben, derer sich unser Land allerdings schämen muß. Also liebe Redaktion, die Reportage war sachlich unrichtig durch und durch. Ein Reporter soll von allem eine Ah- nung haben, von allen Wissensgebieten, und auch von musischen Dingen. Schließlich soll Ihr Blatt auch ein.n kulturellen Zweck verfolgen, 'etwas wa- gen und nicht nur das bringen, was risikolos hingenommen wird. Sollten Sie wieder einmal über ein zeitgenössisches Kunstwerk etwas ver- öffentlichen, so würde ich Ihnen gern mit einer sachlichen Kritik dienen, und würde auch selbstverständlich Ihren Re- porter gerne einmal einladen, mich zu besuchen und sieh über eine „heimat- verbundene" Kunst zu orientieren. In vorzüglicher Hochachtung Prof. Tilly, akad. Maler u.l3ild'hauer St. Johann, Kaiserstraß'e 28. - Die Redaktion wird der Ein- ladung des Herrn Professors Tilly, von dem das große Kruzifix im Näh- und Speisesaal der Haushaltsschule stammt', gerne folgen. Daß die Redaktion auch etwas wagt und selbst keine Kritik scheut, dafür sollte der ungekürzte Ab- druck dieses Briefes als Beweis dienen. Mayr, Oberzolling und des Freiluftstalls der Bundesversuchsanstalt in Grub. Die Wirtschaftsweise und Produktionsrich- tung, die teilweise auf Grund der besse- ren Umweltbedingungen eine andere ist als bei uns, wurden genau geprüft.Erst nach Erhalt der genauen Betriebsdateo und heftiger Diskussion gab man sich zufrieden. Besonderes Interesse erweck- te die Mechanisierung der Betriebe, die auf einen starken Arbeitskräftemangel zurückzuführen ist. Am Nachmittag wurde noch das Dampfkraftwerk Isar-Amperwerke AG. Zolling-Angelberg mit einer Kapazität von 90.000 kW besichtigt. Jungbauernobmann ETofer und Ge- bietsobmann Landmann gaben zum Ab- schluß der Freude über das gute Ge- lingen der Lehrfahrt Ausdruck und for- derten die Teilnehmer auf, als Gegen- leistung weiterhin mit so großem Inter- esse und großer Tatkraft innerhalb der Jungbauernschaft mitzuwirken. 2Miuerinnentebrfnbri 1962 700-Zar4eiet u 5ttaL auf er Beitau Öet* 23e3irte6 Sit3tü3eL lZsrofeffor Zoanue traber 3um 23enefi3iatdn bertefit Herr Professor Jotiannes Strasse., früher Kooperator in Kitzbühei und jetzt Religionslehrer am Pri vatr'ealgyiniiasium Prof. Wehs in St. Johann, wurde vom h:ochwiir digsten Ceisis simus zum B e n 'e - fi ziaten des Knratbenefiziums der Kir- zum heiligen Nikolaus zu Spital auf der Weitau bei, St. Joihann bestellt. Benefiziat Prof. SLrasser wird auch die Seelsorge der neuen Landesha ushalits - s dhule für Mädchen versehen. Das Spital und die Kirche zu Weitau wurden im Jahre 126 von Gebhard dem Velber gegründet. Der erste. Diese Ki;r- C4he erhielt um die Mitte des 16. J.alhr- 'fiunderts einen kostbaren Schmuck. Es ist dies das gotisclhe Glasfenster, das' von Hans Strauß gestiftet wurde. Um seinen Wert ra'sch und kurz zu charak- terisieren, sei betont, so schreibt Josef Garber in Heft VIII des Sonderdrucks aus den Veröf.fentlicihangen des Museum Ferdinandeum, Innsbruck 1928, daß es das einzige vollständig erhaltene, mehrteilige Glasf'enster Tirols aus gotischer Zeit ist Das Glasfenster befindet sich hinter dem Hochaltar und wird von diesem für den Betrachter im Kirch'ens.chiff fast ganz verdeckt. Es füllt die Lichtung des steingefaßten, gegenwärtig leider verweißelten spitzbogigen Fensters von 4,5 m Höhe und 91 ‚m Breite vollstän- dig aus und wird vertikal durch einen 15 cm breiten Mittelstab, ebenfalls aus Stein, 'horizontal durch vier Eisenstan- gen, an welchen die Verbl'eiung befestigt ist, in zehn Felder eingeteilt. Jedes Feld enthält ein für sich geschlossenes Bild je eines stehen:ieri Heiligen, dem einige Male Stifterfiguren 'beigegeben sind. Der Schnitt der einzelnen, ver- hältnismäßig großen Glasscheiben ist durch die Kontur bestimmt. Durch Ver- wendung von Schwarzlot ist innerhalb einer Scheibe eine weitere Zeichnung und auch eine spärliche Modellierung erreicht. Jedes Feld hat unter der f i- guralen Darstellung eine Inschrift auf gelbem Glas in gotischen Minuskeln. Darstellung der Heiligen (die Aufzäh- lung voll oben nach unten; die ungeraden Zahlen links, die geraden rechts.).- echts'): 1. Sancta Afra Sancta Maria Magdalena Sancta Barbara Sancta Dorothea Sancta Sixte et Ulric'us de Plankenfels Sancta Sebastiane Andreas mit Stifter Sancta Anna mater marie hl. Nikolaus mit Ulrich de Veibm 'hl. Margaretha, mit Stifterfrauen. Der erste Benefiziat auf Spital auf der Weitau. war Ulrich der Velber, ein Sohn des Stifters, gestorben 1322; der letzte Benefiziat war Jakob' Hierzhi- g e r, gestorben 1953. £anÖjugenögru4e Obernöorf nu £erfart nactj a,,jern Am Samstag, 21. Oktober 1961 trafen sich 38 Mädchen und Burschen inObern- dorf, um gemeinsam eine Lehrfahrt nach Bayern durchzuführen. Der Weg führte über Kufstein der Autobahn ent- lang in die Umgebung von München. Die Teilnehmer zeigten größtes In- teresse bei der Besichtigung der Betrie- be: Josef Schwarz, Angelberg, Josef Am 18. Oktober 1961 sollte die dies- ‚jährige Herbstlehrfahrt der Bäuerinnen des Kitzbüheler Bezirkes stattfinden. Durch die wirklich lobenswert starken Meldungen mußte noch 'ein weiterer Tag dazugenommen werden. Die Fahrt stand unter dem Motto: „Wir lernen unser Heimatland kennen" und sollte ins Sellraintal gehen. Als am ersten Tag die Fahrt mit drei Autobus- sen begann, ahnte noch niemand, welche Uberraschung sie uns bringen sollte. Un- ser erstes Besichtigungsziel war die neu- erbaute Wattener Kirche. Obwohl man- ches ungewohnt anmutete, war das ein- stimmige Urteil: eine schöne Kirche, in der man gut beten kann. Dann ging es weiter mit viel Spannung, in das unbekannte Sellraintal. Nun nahte auch das Unerwartete. Hat- ten wir bei der Abfahrt ob des regne- rischen Wetters gesagt: „Es soll uns nichts machen, schlechter kann es nicht mehr werden, höchstens schöner", so sa- hen wir nun, daß man sich auf Sprich- wörter nicht immer verlassen kann. Denn es setzte ein Flockenwirbel ein, der uns nicht nur die Sicht nahm, son- dern der auch die schöne Herbstland- schaft in einen weißen Wintergarten verwandelte. So stapften wir etwas zit- ternd in Gries zum Wittingerhof hinauf. Wir sahen einen vorbildlichen Hüh- nerstall-Neubau, den wir am liebsten eingepackt hätten. Da im Sellraintal sehr viel Fremdenverkehr ist, gibt es am Wittingerhof ein Gästehaus mit freund- liehen Zimmern. Am gemütlichsten fan- den es alle, als die Besichtigung am warmen Kachelofen in der Stube ende- te. Leider war die geplante Wanderung zu den Finstertaler Seen nicht möglich. In Absam wurde noch eine kurze
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