Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 18. November 1961 Kitzbitheler Anzeiger Seite 11 Wege, klitschige und aufgeweichte Weg- strecken erschwerten das Vorwärtskom- men. Wie wir nördlich des Daula Ghiri und Anna P urna-Massivs ankamen, wur- de es mit dem Wetter besser. Im Ort Mukthinach erfuhr ich, daß das jährliche wiederkehrende religiöse Fest des Hind;u- glaubens, vor allem aber jenes des buddhistischen in einigen Tagen statt- finden würde. Nach aller Wahrschein- lichkeit dürfte ich der Erste gewesen sein, der dieses religiöse Fest filmte. Es war ein großartiges Erlebnis. Ne- palis, Tiheter und Nomadei aus den verschiediiste:n Teilen von Nord-Nepal sowie viel tibetische Flüchtlinge und Bewohner jenseits der Grenze waren nach diesem Pilgeror: gekommen, um ihren religiösen Pflichten nachzukom- inen. Selten sah ich soviele farbenreiche Trachten und so wertvo1 ln Schmuck. Nach diesen ereignisreichen Tagen, ich filmte von früh bis spät, zog ich mit meinen Trägern noch nördlicher zur Ti- betgrenze, um die tibtische Landschaft noch besser kennenlernen zu könnten. In diesem Gebiet beendete ich die Film- a ufnahmen für den Film „Wir habn Tibet nicht vergessen". Nach fast vier Wochen war ich wieder in der Haupt- stadt Nepals. Wiederum hieß es Vorbereitungen zu treffen für die letzte Etappe Kathrnan- du—'Khumbu. Die Gesamtstrecke beträgt hin und zurück zirka 450 bis 480 km. Auf dieser Wegstrecke bekommt man nur am Anfang Nahrungsmittel. im Khumbugebiet selber ist es schwierig, Proviant zu bekommen, da in (lieSem Gebiet mehr tibetische Flüchtlinge sind als Eingeborene. Es hieß also, die ge- naue Menge Lebensmittel für die Dauer von sechs Wochen zu errechnen. Ich hatte außer mir noch den Dolmetscher und meinen Sherpa zu verpflegen. Die Träger versorgten sich selber. Heutzu- tage bekommt man schon ganz gute Kon- serven in Kathmandu. Mehl, Reis, But- terschmalz, Butter c.n'd Tee bilden die Hauptnahrung. Mit 12 Mann zog ich los. Es ging entlang kleiner Dörfer über höhere Pässe,, durch Urwald, Reisfelder und auch hochalpines Gelände. Nach 12 Tagen, angeblich eia Rekord, erreichte ich Namche Pazar. Eiese,s bekannte Sher- padorf ist ein Ausgangspunkt für de Mt. Everest und den Cho Oyu. Filmisch ist diese Gegend jedoch ungeeignet, wes- halb ich nach dem Sherpadorf Khum- jung weiterzog. Die Dorfbewohner sind dort ungemein gastfreundlich. Dieses Dorf mutet mit den steinbedeckten Häu- sern ein wenig an Tirol, die Umgebung ist großartig, sechs- bis siebentausend Meter hohe wuchtige Gipfel umsäumen Khumjuug. Ich lebte nun längere Zeit mit der Bevölkerung. Es war gerade Ernte. Das Dorf liegt fast so hoch wie der Großglockner, trotzdem wachsen hier Buchweizen Lind Kartoffel. Abends sitzt man bei Kienspanlicht um die offene Feuerstelle und ißt gewaltige Mengen Kartoffeln und trinkt Buttertee. Diese Kartoffelart ist von ganz besunderer Gü- te. Die Bevölkerung ist von tibetischer Herkunft und ihr Glaube ist buddhi- stisch. In Khumjung befindet sich auch die durch Hillary berühmt gewordene Kopfhaut eines Yeti. (Lange Zeit glaub- te man, es gäbe einen Schneemenschen, dem man den Namen Yeti gab. Als man aber nun die Kopfhaut in der Universität Brüssel zoologisch untersuchen ließ, stell- te sich heraus, daß diese von einer Art Gemse herstammte, und somit fand die Fabel, daß es einen Schneemenschen gäbe, einjähes Ende.) Nachdem ein Ausschuß von sechs Männern beschlos- sen hatte ‚daß ich die Kopfhaut besieh- tigen und photographieren dürfe, na- türlich nur gegen eine Spende, tat ich dies mit besonderem Eifer. Die Spende soll angeblich für die Renovierung der G:hom'ba (Kloster) verwendet werden, in der sich die Kopfhaut befindet. Zum Abschluß meiner Expedition ging es in das Gebiet des Cho Oyu, wo- mir zwei kleinere Erstbesteigungen gelangen. Bei diesem Unternehmen bauten wir auf einem dieser Gipfel ein Denkmal aus Steinen, ein sogenanntes Mani, worin die von dem Kitzbüheler Kunstschmied Josef In feld angefertigte Kupferplatte- verankert upferpiatte verankert wurde. Diese Gedenktafel wur- de zum Gedächtnis für die am Cho Oyu verunglückten Damen der internationalen Frauenexpedition: Madame Claude Ko- gan und Mad. C!audine van der Straten 'und die Sherpas Ang Norhu und Chwung errichtet. Nachdem ich meine phonetischen, fil- mischen und photographischen Arbeiten im Kh'umbugebiet beendet hatte, ging es in einem Zuge zur Hauptstadt Nepais und Indias nach Europa zurück. Mit der neuen KLM-Maschine DC 8 benötigt man von Neu Delhi lediglich 15 Stunden nach Europa. Dadurch verläßt man fast ge- waltsam jenes Gebiet, das man durch Monate durchwand'ert hatte und das einem vertraut wurde. Wie gut, daß ich viele Farbfilme, F'arbdias und Tonauf- nahmen gemacht habe, um die Erlebnisse für immer vor Auge:: führen zu können. 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