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Seite .8 Ilher Auzßigr wLa . Nu%exnhr 191 zehntelang schlief er keinen Abend ohne Musik ein. Er war nie streitsüchtig oder schlecht gelaunt und sein sonniges Gemüt kannte keinen Feind. Er hatte auch im hohen Alter noch ein sehr gutes Gedächt- nis, konnte alle Einzelheiten aus deni damaligen Bergmannsleben aufzählen und kümmerte sich auch interessiert um die Errungenschaften der Technik, ja sogar um die Politik. An seinem 62. Geburts- tag weilte der bekannte Forscher und Wissenschaftler Hofrat Dr. Richard Pit- tioiii aus Wien beim Scherivater und iialim mit ihm ein Tonband auf, in welchem \Vertei aus dem alten Berg- mannsleben erziiliit;r. Wertei war ein „gefüre!iteter Schei- beiiscbiitze. Uber 70 Jahre gehörte t:F der Oppacher Schützengilde Jochberg ai und erzielte viele erste. Preise und schö- ne Schfitzenh-este. Es war ein schöner Tag für ihn. als er noch vor einigen Jahren neben Sr. Exzellenz Weihbischof DDr. Johannes Filzer auf dem Schieß- stand stehen durfte und die Musikkapelle freut sich ganz besonders über den schö- nen Tiefschuß Werteis damals vor zwei Jahren auf der „Knappen-Ehrenscheihe" als fast 91jiihriger. In seinen itzten Lebensjahren kam auch oft ein inniger und dankbarer Wunsch all seine Gattin über die Lip- ICII, die verständnisvoll und duldsam ihn nicht nur im Beruf, sondern auh hei seiner öffentlichen Tätigkeit unt.erstiitz- ic. Wenige Tage vor seinem Tod. dem er wissdll(l und ruhig entgegensah, sagte er zu einem seiner vielen, Freunde: „Ich habe ein langes Leben gelebt, und es war ein schönes Leben» V ater Mayr war auch dort zugege !i, wo das Unglück über die Mitmenschen kaum: hei Feuersbrünsten und bei Wassernot. bei Unglücken in den Bergen und hei Arbeitsunfällen. immer rief man den stets Beherzten und Besonnenen und er versagte niemals seine Hilfe. Gab es also ein schöneres Leitwort über seinem offenen Grabe. als das des Seelsorgers? Der Scherivater war der ..große Tote" in der Gemeinschaft Jochbergs. lJmngeben vomt Kränzen und Blumen, angeführt von der B&gknappenmusikkapelle, in Anwe- senheit sämtlicher Vereine und ie1er Trauergäste trugen ihn die alten Berg- knappen in der traditionellen Uniform. zu Grabe. Sein Andenken er!iseht nicht bei allen jenen, die ihn gekannt haben. Musik und Gesarg leben in seinen Kindern. zwei Töchtern und drei Söh- nen, fort. Alle Scherikinder sind musi- kalisch hochbegabt, voran der älteste, Robert, welcher jedach 1944 als Flak- Soldat bei Karlsruhe einem Bomben- angriff zum Opfer fiel. Robert junior spielte wie sein Vater schon mit 12 Jah- ren beim Kirchenchor •die Geige. Mit 17 Jahren war er der jüngste Kapell- meister Tirols und leitete von 1924 4bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges die Jochberger Musikkapelle. Er verwan4el- te wiederum das Seherihaus in eine Mu- sikseh nie und zu seinen besten Schülern gehörten seine Schwesterim und Brüder, 1 gräbnis nicht auch noch ein wenig Wertei war überall ein gern gesehener ‚huckt, der is a Schlafhauh'n". Dies ha- Gesellschafter. Man ließ ihn nicht ger- hen sich auch eine Menge Trauergäste ne heimgehen und so blieb er auch zu Herzen genommen, und nach dein gerne länger, als unbedingt sein mußte. Begräbnis ist es gar vielen dunkel ge- Kurz vor seinem sterben tat er noch woren zum Heimgehen, und alles zu den Ausspruch: .‚\Ver bei meinem Be- Ehren von \Vertei. Am 10. November 1961 kurz vor 12 Alle litten inh ihr ; helfen aber konnte Uhr mittags verströmte Frau Berta niemand mehr! Als ich am Ii. Novem- Wach ter geb. Plankenauer, Oberförsters- her in ihr Zimmer trat, wußte ich sofort. Witwe in Jochberg im Krankenhaus daß es nun zu Ende gkige. Aber es war Braunau im Alter von 76 Jahren ihre ein stundenlanger, erbitterter Kampf, letzten Atemzüge. denn die Sterbende verfügte über ein Am 14. Juni d. J. hatte der Sohn äußerst starkes Herz und über eine star- der Vere igteu, Herr Dr. August Wa c h- ke Lunge. ter Mauerkirchen, seine gel iebte -Mut- ' tLh(lCfll der Heu Spialspl mrrei die ter mich Braunau gebracht, nachdem das Sterbegebete gesprochen hatte, standen Krankenhaus dortseibst durch seine Neu- wir zu dritt an dein Lager der l)ulderin bauten nunmehr als eine der mnodernsteu und beteten. ich hielt die Totenwache Pflegestätten Osterreichs gilt und daher und dachte dabei voll Schmerz an alles, auch über ein hervorragendes Ärzte- und was mir die stille Schläferin in ihre Pfle,cpeisomia[ eu1it t N.-111 clenk.., d ti>i Leidenszeit erzählt hatte \!'011 ihrem besonders an den Leiter des Kranken- glücklichen Ehe deren Krünnng am 5 hauses Herrn Primarins Dr. Som mner, September 1958 die Goldene Hochzeit Herrn Primarius Dr. Mi c zo eh ulld war, die den Jochbergern gewiß lange Herrn Oberarzt [Jr. Gilihofer. wel-. in Erinnerung bleiben wird. Leider folg- ehe die Mutter behandelten und vor- te der höchsten Freude bald das tiefste bildlich betreuten. Ihnen zur Seite stan- Leid. denn am 15. Dezember 1958 starb den die braven Schwestern und Helfe- ihr geliebter Gatte. rinnen, von denen ich besonders die Ehr- Am 11. November kehrte die teure würdigen Schwestern Kleme nt ine und Tote imtum zurück iii ihr geliebtes Land Irmingard hervorheben möchte. Tirol, das ihr durch 50 Jahre Herd und Seit 18. Juni kimm ich täglich zu ihr, heimat geboten hatte. Wie beliebt sie um sie aufzumuimtern, ihr Trost zu spen- war, bewiesen die Jochberger beim Re- den und sie on ilireil großen Schinerzemm gräbimis. Herr Pfarrer M Lt C heut er be- etwas abzulenken. Täglich fanden sich leuchtete in seiner Ahsehiedsrede die auch ihr Sohn und dessen Gattin ß,-a- Selbstlosigkeit, Treue und Liebe zur Fa- tiixe, welche ebenfalls eine gute Arz- muilie und ihren Mitmenschen. ‚.Kein Bi t -. tin ist, ein, und auch ihre Töchter tender ging leer von ihrer Türe", sprach scheuten die weiten Reisen von Seefeld, der gütige Seelsorger, „für sich selbst Jochberg und Kitzbühel nicht, tun ihre aber verzichtete sie auf alles. Wan ii gute Mutter zu sehen. an der sie nut mußte diese Frau täglich aufgestanden ganzer Seele hingen. Alle waren aber sein, tun zu Gottes Ehre un d Lob schon sehr bedrückt, weil sie wußten. daß zur 1rülmesse ihre schöne Sopranstirn- es keine Rettung mehr gibt. Zu der me erklingen zu lassen, denn vom Forst- S hicr.. des Leidens .se1 he sich du hat in Kirche stau es ein snoue' Blindheit. Trotz dieser erschütternden Stück Weg. Ob Sturm, liegen oder Lage blieb die Kranke wie sie immer Schneegestöber, sie kam züi ihrem FEerr- war: edel, lii,Itrreie,hi und gut. Nichts gott. 55 Jahre hat sie dies getan, zuerst wollte sie tür sich — für ihre Mitwelt in Schärding. dann in Genus flh1(l nun aber alles. Zutiefst ergriffen mich im- in Jochberg. mem ihre 'Worte: mein (,Ort sag q F eierlich erklang das Grablied, das du Dein' Gott, daß u mich endlich holt, Kirchen e hor seinen Mitschwester widme - ba ld kann ich es nicht nicht eILIagn te. 'hei be.indruckt lasse ich heut noch Obg ueb sie an ihren Kindern, Schwue- vor mimeni geistigen Auge den langen gerkindern und Enkeln in herzlicher Trauerzug vorüberziehen, das ge- Liebe hing, war der Sohn ihr Abgott. schmückte Pferd. das die vielen Kränze Eine roßtic Freude gab es um fit f ür 1 1 mlii eum diii fte d Jäger und großen sie als wenn ich ihr erzählte, wie ges Waldhaueru von Jochberg, weicme des schätzt, geachtet und beliebt ihr Sohn Sarg der \crstorhcnen trugen. ich ist. Da Da lag sie still und lauschte meinen te hinauf zu den schneebedeckten 11er- \\ orten Dann 1 ihdt. sie ihre FLinde gen, zu den herrlichen Wäldern, um und ssagte feierlih Meu Gott eguedere Gedeihen sich gerade dem. und schütze meinen Sohn." Gatte der nun Verstorbenen zeit- Seit dem Herbst verfiel die Kranke lebens sehr bemühte. Nun blicken beide zusehends. Die rzte waren uiiehtios von einer besseren Heimat auf ihre Lic-
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