Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 16. Juni 1962 \\'aldamtes Kitzbühel hinsichtlich des Er- fordern isses, den Alprodungen Einbau zu gebieten, den Bedarf der Berg- und Schmelzwerke an Grüben- und Kohl- holz, wie afber gleicherweise den Holz- bedarf der „Untertanen" und jenen für die Erhaltung der Wege und Brücken zu decken, wird durch die Bestellung, des eigens für Kitzbühel ernannten Holz- m eis te r s Sigmund Schöffmanu, dci mehrmals gesonderte Instruktionen er- hielt (z. B. die Waldordnung der Herr- schaft Kitzbühel vom 11. Mai 1554), in besonderer Weise hervorgehoben. Die Zeit der Zugehörigkeit des Forst- wesens zur Berg- und Salinendirektion Hall war ausgezeichnet durch eine mu- stergültige Verwaltung, die alle Belange des Waldes beachtete und förderte. Die forstliche Rechtsprechung in dieser Zeit war sehr streng und erfolgte durch den Bergrichter. Namhafte Forstleute gingen damals aus den Reihen der Bergbeamten.schaft hervor. In Kitzbühel u. a. Gottlieb von Zötl, der 1800 in Kitzbühel als Sohn eines Bergbeamten geboren wurde. Als Assistent an der ehemaligen Forstaka- demie in Maria-Brunn verfaßte er 1832 das •erste „Lehr- und Handbuch der Forstwirtschaft im Gebirge". Zötl machte weiters die Trift im Bran:denberer Tale durch den Bau der Erzherzog-Johann- Klause unabhängig von der Wasserzu- fuhr, welche bisher durch den Betrieb der auf bayerischem Gebiet gelegenen Kaiserklause" beherrscht wurde. Zum Forstreferenten für Tirol und Salzburg bei der Berg- und Salinendirektion in Hall ernan nt, öblag ihm eine der um- fangreichsten Aufgaben der For:steigen- tumsbereinig'ung und der Vorarbeiten der später durchzuführenden Servitutenrege- luhgen. Im Schützenwesen war der Name des 'Kitzbühel:ers fest verankerL Er trat 1813 in die Schützengilde Kitz bühel ein und zog 1848 mit seiner ersteil Scharfschützenkompanie an die Süd.- grenze des Reiches aus und errang dort hohe militärische Erfolge. Im Jahre 1859 ging die Verwaltung der Montanforste in die Kompetenz des Finanzministeriums über und 1873 in jene des Ackerbauministeriums. Durch das Bundesforstgesetz vom Jahre 1925 wurde die Verwaltung des Staatswaldes einem eigenen Wirtschaftskörper vorbe- halten, welcher derzeit an die hundert Forstverwaltungen umfaßt, die unmit- telbar der Generaldirektion der öster- reichischen Bundesforste in Wien unter- stehen. Im politischen Bezirk Kitzbü- hel bestehen vier Staatsforstv:erwaitun- gen: Hopfgarten, Fieberbrunn, Erpfen_ dorf und Kitzbühel. Die Forstverwaltung Kitzbühel hat. den Staatswald in den Gemeinden Jochberg, Aurach, Kitzb übel, Beith, Going, Obern- dorf, St. Johann und. teilweise in Kirch- dorf und in St. Ulrich zu betreuen. Ihre \\ ddbestande liegen in einer Höhenlage zwischen 650 und 1800 in über NN und stocken teils auf Urgestein und teils auf Kalk. Die wirtschaftlich bedeut:nd- ste Baumart ist die Fichte, welche teil- weise von hervorragender Güte ist. An- dccc Baumarten im Bereich der Forst. - verwaltung Kitzbühel: Tanne, Kiefer, Ziehe, Weiß- und Sc,hwarzerle, Berg- ahorn, Ulme, Esche und Vog!eibeere. An ausländischen Holzarten sind noch zu verzeichnen: Strebe, Douglasie und die Sitkafichtc. Die Wachstu.mserhältnjsse sind: naturbedingt sehr unterschedlich. Die Neu begrün dung der Bestän- de erfolgt überwiegend durch Pflanzen. die in zwei eigenen Forstgärten erzogen werden, Durchschnittlich kommen jähr- lich, auch zur Aufforstung von Grenz- ertragsflächen, 70.000 Stück Fichten. 6000 Weißkiefern, 5000 Ahorn, 900 Lärchen, 700 Erlen, 700 Birken, 600 et Zirben und 400 Stroben zum Verszen. Auch im Wege der natürlichen Ver- jüngung werden viele Flächen wieder in Bestand gebracht. Die Aufschließung bedingt die Anlage von Wald straßen, welche teilweise bis in die höchsten La- gen geführt werden, um die H,ol.zli:ef:e_ rungskos ten möglichst herabzusetzen und schädliches Holzen durch Gräben ver- meiden zu. können. Auf diesen Wald- straßen können auch kleinere Mengen jederzeit wirtschaftlich geliefert werden. Eine besondere Rücksichtnahme hat die Bewirtschaftung des Staatswaldes: im Hinblick auf die Ausübung der Holz- bezugs- und Weiderechte zu nehmen, die seit nunmehr hundert Jahren als regulierte Einforstungs- und Weiderechte bestehen. Jedes Recht ist urkunden- mäßig genau beschrieben und erfaßt. Eine Ausfertigung der sogenannten „Ser- vi ttitsregulierungsurkunden" befindet sich im Verfachhuch beim Bezirksgericht Kit?Jbühel. Viele Schäden am Walde hat die Forstverwalt:ung, Kitzbüh:el nachweislich verzeichnet, verursacht durch Lawiiien Hochwässer, Hagelschlag und Schnee und Stürme. Traten in früherer Zeit diese Schäden nur in größeren Zeitabständen ein, so muß seit 1940 eine Häufung solcher Schäden beobachtet werden. Zum Beispiel 1951 durch Lawinen, 1.954 durch Schneefall (im Juli) und die große Schneebruchkatastrophe vom 15., 16. und 17. Oktober 1958. In diesem Jahr war ein bisher in seinem Ausmaß nicht bekannter Zapfen- behang an der Fichte. Schwer nur konn- ten die Wipfel die Last der Zapfen tragen, ohne zu brechen. Zu dieser Last kam im Oktober noch die Last eines für diese Jahreszeit außergewöhnlich nassen schweren Schnees hinzu. Diese doppelte Last traf die noch nicht ver- holzten Stämme. Schneedruck und Bruch waren die unausbleiblichen Folgen. So kam es, daß der Wirtschaftsbezirk Kitzbühel gleich vielen Waldgebieten im benachbarten Salzburgerland, zu den seliwerst betroffenen Revieren gehörte. Rand 70.000 Festmeter Schadho!z resul- tierten aus dieser Katastrophe. Nur in Zusammenarbeit zwischen den Forstbeamten und den Forstarbeitern, den Silgewerkern und den Servi tuts- berechtigten war es möglich, die sich zwangsläufig ergebende Aufgabe zu lö- sen, nämlich: das Holz raschest aufzu- arbeiten, damit keine abnormale Käfer- entwicklung eintreten konnte und kein Holz durch allzulanges Lagern eine Güteeiiibuße erlitt. Gegenüber früheren Schadholzauf- arbeitungen (Käferkatastrophe von 117 bis 1922 in Reichraming und: Winidwurf- katastrophe 1927 im Oberpinga:u) stan- den neue Mittel zur Verfügung, welche den Arbeitsanfall leichter bewältigen ließen: die Einmann-Motorsäge ermög- lichte ein rascheres Arbeiten, die Weg- anlagen waren leistungsfähiger und koiiin.- ten durch Planierraupeneinsatz noch im Jahre 1959 verbessert und erweitert werden. Die geringe Schneelage und das günstige Wetter ließen schon einen Ar- beitsbeginn mit Februar zu. So konnte praktisch schon im ersten Jahr nach der Katastrophe ein Teil des Schadholzes aus dem Walde abgeführt weren. Sechs Seilbahnen bewerkstelligten eine rasche Ablieferung des Holzes aus nicht aufge- schlossenen Revierteilen. Zum Glück war auch der Holzmarkt noch aufnahmefähig, so daß keine Stockung im Absatz ein- trat, noch ein Preisfall, trotz tJberange- bot, zu verzeichnen war. Mit Ende des Jahres 1960 befand sich kein Bloch aus der Schneebruchkatastrophe 1958 in den Revieren der Forstverwaltung Kitzbühel,, so daß auch ein Folgeschaden (Käfer- ntwicklung) verhindert werden konnte. Erstmals in der Geschichte der öster- reichischen Bundesforste konnte das an- gefallene Katastrophenholz hunderpro_ zentig der Wirtschaft zugeführt werden. Die Forstverwaltming Kitzbühel erreichte dies, trotzdem das Schadenholz ein Viel- faches des jährlichen Hiebsatzes be- trug, ohne jegliche Vergrößerung des technischen Dienstes ioder des Verwal- tungsapparates. Dein Walde wurden in diesem Ok- tober 1958 durch Verlichtung undi Wip- feibruch schwere Wunden geschlagen und es bedarf vieler Jahrzehnte, bis diese Schäden nicht mehr erkennbar sind:. in wirtschaftlicher Beziehung müs- sen die Verluste durch Einsparungen und verstärktes Heranziehen von Vornutzun- gen (Durch fors tun gen) ausgeglichen wer-. den. Bei der Übergabe der Auszeichnungen an die Kitzbiiheler Forstbeamten wurde von den Forstdirektoren aus Wien wei- ters anerkennend vermerkt, daß im Waldrevier der Forstverwaltung. Kitz- bühels eine ‚Lawinenverbauung zum Schutze des \\aldcs" errichtet wurde. Diese Lawinenverbauung. erfolgte durch Anpflanzung soll Weißkiefern am „Breit- nenden PaIveri" am Wilden Kaiser, zum Schutze des tiefer liegenden Waldes. Es ist dies die erste ähnliche Anlage inner- halb der österreichischen B'undesforste,
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