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Seite & Iitbüheler Anzeiger Samstag, 16. Juni 1962 Die St. Johanner zur Flugplatzfrage lUotorllugptatz fremdenverkehrsfeindlich 23auernberbanö in Ritbübei fonrtituiert Am Pfingstmontag fand beim Tiefen- betinner die Konstituierung des Bezirks- vorstandes des „Allgemeinen Os ter rcichi- schen Bauernveibandes" statt. Abürd_ nungen aus mehreren Gemeinden des Bezirkes waren anwesend. Der Landes- obmann von Salzburg Josef Loi tfellnr, Jörgbauer in Rauris und, Verbands' Ing. Langer, Sehacbn.i bauer in Mittei'siil, waren zu diesem Anlaß gekommen. Beide Herren ver- mitteilen in ihren Referaten die gegen- wärtige Situation am Agrarsektor. So besteht nämlich laut Ausführungen von Ing. Langer weder ein Butterberg noch ein Milchsee, sondern Fettberge und Olseen kommen steuerbegünstigt aus dem Ausland. Wie die Tagesration eines Osterrei. chers beschaffen sein würde, wenn diese Importe aus irgend einem Grunde plötz- lich ausbleiben würden und man die eigene Erzeugung von unseren viel hoch- wertigeren Milchprodnkten nicht durch eine vernünftigere und den Ges tehurigs- kosten angemessene Preispolitik verbes- sern er'bes- sern würde, wurde vom Vortragenden sehr anschaulich vor Augen geführt. Die Gesam tmikherzeugung in Us terreich be- trägt pro Jahr 1.6 bis 1.7 Milliarden Liter, Selbstversorger nicht mitgerechnet. Daher wäre die Tagesration eines Oster- reiehers: ein Viertelliter Milch ein Deka Butter und zwei Deka Emmentalerkäse. Der Redner, betont, daß aus diesem und auch aus andern Gründen die der- zeitigen Ernähru.ngs- und Preispolitik gerade auch für den Verbraucher im Hinblick auf eine gesicherte Ernährungs- lage kaum zu verantworten sei. Der Butterverbrauch sei in fast den meisten westeuropäischen Staaten wesentlich hö- her als bei uns, so betrage der Butter.- eibrauch pro Einwohner in der Bundes- republik 8.6 kg hingegen 4.2 kg bei uns. Als vorläufige Funktionäre des Be- zirksvorstandes des Allg. Osterr. Bauern- verbandes, gingen aus der Wahl hervor (Obmanns teilvertreler und Beiräte wer- den in einer örtlichen Versammlung in St. Johann gewählt): Bezirksobmann: Foidl Sieb., Froidl- bauer, Bezirksvorstandsmitglieder: Wolfgang Resch, Prostbwuer, Jochberg, Egid Kaidi, Bräu, Kirchberg, K.lingler Hans, Sieinr- bach, Oberndorf, Josef Jöchl, Reither- wirt, Reith, Reiter Johann, Gaßu.erhauer, Aurach:, Schriftfiihrer: Rettenwander Rudi, Kitzbühel. Kassier: Reiter, Josef, Brugg. Feuernotruf T1 rtur für Kitzbühel Im vorletzten „Kitzbüsheler Anzeiger" stand unter dem harmlosen Titel: ‚Flug- platzgespräche" ein Thema zur Diskus- sion, das für uns St. Johaiiner und auch für die Umgebung von einschneiden- der Bedeutung ist. Man möchte glauben, daß der Antrag des Segelfliegerklubs, den FlLlgsport aut Motorfliegerei auszudehnen, ein für alle- mal gefallen sein müßte, als ihn der Gemeinderat mit Sitzungsheschluß ein- hellig abgelehnt hat. Dem scheint aber nicht so zu sein. Darum ist eine ein- deutige Willensäußerung im Interesse der überwiegenden Mehrzahl der Bevöl- kerung unerläßlich. Es begann mit der Segelfliegerei, die von echter, sportlicher Begeisterung der Jugend getragen wird und wenig stört. Vor Jahren hat die Gemeinde dem Segel- fliegerkluh eine jährliche Subvention von 15.000 Schilling zugesprochen, obwohl er, wohlgemerkt, schon damals mit der Mo- torfliegerei spekulierte. Hier lag der er- s 1 e grundsätzliche Fehler. Denn der Ski- klub z. B. bekommt eine Jahressubven- tion von 6000 Schilling. Das Mißverhält- nis liegt klar auf der Hand. Skisport ist bei uns Volkssport und Volksverdienst auf breitester Basis. Flugsport jeder Art kann und wird nur Privatsport, noch dazu ein sehr kostspieliger, bleiben. Mag auch dieser oder jener Fremdeiigast ei- nen Rundflug wagen, kaum aber wird jemals ein Gast mehr iiach St. Johann kommen, weil er hier fliegen kann. Im Gegenteil, viele Gäste werden weg- bleiben, wenn hier Motorenlärm auch noch aus der Luft die Ruhe stört. Irgendein Theoretiker will beweisen, daß ein Lastauto mehr Lärm erzeugt als ein Flugzeug. Diese Theorie kann wirk- lich nicht imponieren. Den Motorenlärm der Straßenfahrzeuge hören die Anrai- ner, von einem Flugzeug aber ist nach den Schallgesetzen das ganze Talbecken gestört. Und Lastautos gehören nun ein- mal zum Wirtschaftsleben, während Sportflugzeuge nur dem Vergnügen des einzelnen auf Kosten der Allgemeinheil dienen. St. Johann hat im letzten Jahrzehnt einen enormen Aufschwung genommen; aber manche wissen nicht mehr, wo die Grenzen für uns liegen. Wir haben zwei Saisonen; der Winter ist beherrscht vom Skisport, der in zunehmendem Maß-,För- derung aßeFör- derung verdient. Die Gäste kommen aus- schließlich zum Skisport in unsere Ge- gend und wir müssen in erster Linie für schöne Skiabfahrten sorgen; Hierbei wäre das mindeste, daß wenigstens die bestehenden erhalten blei hn. Im Som- mer hingegen kommen zu uns in der Mehrzahl nur erholungsbedürftige Gä- te auf 'Urlaub und ihnen müsset wir Ruhe bieten - Ruhe nochmals Ruh e, sonst kann St. Johann niemals ein Sommerkurort werden. Die Vielzahl der Unterbringungsmöglichkeiten des Ga- stes in gepflegten Gast- und Privathäu- sern, die aufmerksame Betreuung, die reelle Preisgestaltung, zum andern die einmalig schöne, abwechslungsreiche Landschaft, sie sind die bereits vorhan- ((eilen erfreulichen Voraussetzungen für den Sommerfremdenverkehr. Was noch dringend aufzuholen wäre - ob durch Neubelebung des Verschönerungsvereins oder durch Gemeinde und Verkehrsver- ein - sind viele ruhige und schattige, gepflegte Spazierwege im Ort und in Ortsnähe mit mehr Bänken, Schwimm- bad (wie geplant), besonders Schaffung iri Gehsteigen, Grünanlagen u. ä . Leider ist der Hilscherpark in einem verwahr- losten. Zustand:. Alle störenden und dem Volksernp 1 in - den zuwiderlaufenden Fremdkörper müs- sen von unserer Heimat ferngehalten werden. Wenn eine weltweite Bewegung unserer Zeit, die der energischenLärm- bekämp f ung, auch in Osterreich im .‚Arheitsring für Lärmbekämpfung bei der österr. Arbeitsgemeinschaft 1. Volks- gesundheit" aktiviert ist, so besteht die Notwendigkeit ihrer Einflußnahme vor allem in ländlichen Gegenden, wo der Kampf gegen den Lärm bei allseitigen guten Willen noch wirkungsvoll durch- geführt werden kann. Auch die Tagung des „Verkehrsver_ bandes Kitzbüheler Alpen" am 1. Juni in St. Johann hat die Schaffung und Er- haltung von Ruhezonen nachdrücklich vertreten. So ist der Ruf nach Ruhe, Erholung und Lärmbekämpfung heute ein allge- meiner. Unsere Berge, Felder und Wäl- der können dies noch bieten. Aber wie lange noch? Muß sich St. Johann den geplanten Eingriff wegen einer kleinen Gruppe von Ehrgeiziingen bieten lassen? Den Höhepunkt der Willkür bedeutet es aber, trotz Ablehnung durch Gemein- de und Grundbesitzer mit der Drohung zu operieren: „Und bist Du nicht wil- lig, so brauche ich Gewalt", wie dies Kl ubobmann Dr. RaffE anklingen ließ, wenn er von Zwangsenteignung spricht Unter solchen Umständen müßte rn\Ve- ge einer verfassungsmäßig vorgesehenen Volksbefragung in St. Johann (wozu wir entschlossen wären) eine endgültige Lö- sung herbeigeführt werden, die den Mo- torfliegern ein für allemal den Wind aus den Segeln nehmen könnte. E. F. t. Zobann Getraut wurden: am 8. Juni 1962 der Landarbeiter Stefan Eisenmann,
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