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Seite 4 Kitzbiiheler Anzeiger Samstag, 11; August 1962 hören. Kein Wort 'durchbrach die Stille, die Arbeit und der Verkehr ruhten, nur die Vobeter und Vorbieterinnien hörte man sprechen: „Herr, gib ihm die ewi- ge Ruhe . Vor der Kirchenstiege spielte die Stadt- musik den Trauermarsch von Mozart und die Schützenkompanle stand unter „prä- sentiert", als der Sarg voibeigetrager wurde. Oben auf dem Friedhof gab die Schützenkompanie unter dem Kommando von Schützenmajor Adolf Na g ille r zwei Generaldechargen ah. Eine nach der hl. Wandlung und die Zweite bei der Ein- segnung. Der Obmann des Pfarrkirchen- rates Gemeinderat Josef Oberhauser fungierte als Koniduktführer. Aus der Gedenkansprache von Ehren- domherru Dekan Josef Ritter, St. Johann: Zum zweiten Male in kurzer Zeit wehen von Kirche und Rathaus die Trauerfahnen. Vom 13. bis 17. Juli für Weihbischof Dr. Filzer und nun für den Stadtpfarrer von Kitzbühel Joseph Schmid. Auch Stadtpfarrer Schmid war eine markante Priesterpersönlichkeit' und seine irdischen Uberreste warten nun auf die Auferstehung. Weihbischof Dr: Filzer und Stadtpfar rer Schmid sind sich sehr nahe gestan- den. Stadtpfarrer Schmid war Dompredi- ger des Weihbischofs und dieser hat ihn sehr geschätzt. Er hat sieh auch immer gefreut, wenn er zu ihm nach Salzburg kam. Nun sind sie im Jenseits vereint. Hoffen wir, daß si,e in der Seligkeit das Glück gefunden haben wie es im Psalm heißt: Beseligend ist es, wenn Brüder in der Seligkeit zusammenkommen. Wir Priester nehmen Abchied von einem hilfsbereiten Freund und da Pfarrvolk von einem treuen Seelsorger. Gott der Herr hat ihm große Talente anvertraut. Menschenkenntnis und Geist leuchtete aus seinen Predigten und Schriften hervor und sein Herz war voll Liebe. Er arbeitete gerne für seine Sel- sorge und hat Pfarrdieaste geleistet, wo er nur konnte und wohin er nur gerufen wurde. Im ganzen Land wurde er zu Predigten gerufen, zu Kirchenlehren und zu den vierzigstündigen Gebeten. Er pre- d:Lgte im Auftrag der Kirche und war darin oft ganz groß. Er unterrichtete die Kinder, betete nicht nur für sich, sondern für alle, hielt die kirchlichen Feste und renovierte die Kirchen. Er wies die jungen Leute in die Ehe, be- lehrte sie und gab ihnen den Segen. Er arbeitete so lang er konnte und wenn er nicht mehr ins Krankenhaus oder ins Altersheim gehen konnte, dann ließ er sich hinführen. Seine' Kräfte waren gigantisch und er hat diese verbraucht bis zum Letzten. Seine Krankheit hat er für sein Pfarrvok aufgeopfert. Sed dem Herrgott dankbar, daß er Euch so einen Priester geschenkt hat! Einen Tag vor seinem Tode empfing er noch die hl. Sakramente. Der Tod dieses Seel- sorgers hat eine große Lücke gerissen, beten wir daher heute besonders dar- um, daß sich Knaben aus Kitzbühel zu Priesterberufen wenden. Lieber Pfarrer und Freund! Ich danke Dir für alles, was Du für die Pfarre und für uns Priester geleistet hast. - Ein Requiem von F. Huber umrahme die Beerdigungisfeierlichkeiten in der Pfarrkirche. Der Kitzbiiiheler Kirchen- chor unter Chordirigent Kooperator Mat- thiais Schwab und an der Orgel Frau Professor Maria Ho fe r (von der auch die für die Kitzb.üheler Stadtpfarrkir- chenorgel nötige Original-Berheitung stammt) bürgten für das allseits gelobte tadellos schöne Gelingen der Aufführung. Im „Gebetsandenken" und in den bis- herigen Nekrologen stand zu lesen: „Jo- sieph Schmid wurde am 27. Oktober 1886 in Innsbruck geboren ': : ." Das stimmt, jedoch seine Mutter und deren Eltern waren aus Kitzbühel. Er ist und bleibt daher ein Kitzbüheler und wir Kitzbüheler sind stolz darauf. Im Taufbuch der Krank enhauskap liane i zu Innsbruck vom Jahre 118,36,wird nach- gewiesen: „geboren wurde am 27: Ok- tober ein Sohn Joseph der Dienstmagd Anna Schmid aus Kitzbühel, römisch- katholisch, 20 Jahre alt." Die Mutter starb drei Tage nach der Geburt des kleinen Joseph. Sie gab ihr Leben für ihn hin! Nur selten sprach der Verstorbene über seine erste Kindheit, Über sein Aufwachsen und 'über seine erste Stu- dienzeit. Es war die „gute alte Zeit", in der er aufwuchs. 'Ob sie aber für ihn wohl auch immer gut gewesen ist? Seine ver'trautestcn Freunde wissen das Gegenteil. Er fand jedoch wohlgesinnte Pflegeeltern in Miesbach in Bayern 'und' wenn er von seinen Eitern sprach, dann waren es die Mi'esb,acher Eltern. Er be- gann seine Studien auch im 'bayerischen Frey'sing, vollienidete diese jedoch an der theologischen Fakultät zu Solzburg. (Wir folgen nun dem Nekrolog des Salzbur- ger Diözesanchro,nisiten Pfarrer Johann Prinitz im „Rupertiboten" vom 5; Au- gust 1962): Am 14. Juli 1910 empfing Joseph Schmid 'durch Kardinal Ka'tschhaler die Priesterweihe. Am 3. August feuerte er in Miesbach seine Priniiz, wobei Spiri- tual Kaspar Stecker die Pnimizpre'd'igt hielt. Mit Juli 1911 trat er in die Seel- sorge. Zell am Ziller war sein erster Posten. An der Seite des hochverdienten Dekans Peter Troger wirkte er mit ver- dienten Seelsorgern, u. a. Josef Kr)apf, dem nachmaligen Pfarrer von Mayrho- fen. Schon 1913 verliehen ihm diü zu Zell am Ziller gehörigen Gemeinden D- stelberg und Rohrberg die Ehren- bürgerschaft. (Viele Zillertaler erwiesen dem Verstorbenen unter Führung des Bürgermeisters von Mayrhofen Franz Kröll die letzte Ehre. A.d.R.) 1914/15 war er als Kooperator in Gol- ling tätig, wurde aber wieder nach Zell am Ziller berufen, um ein weiteres Jahr- zehnt dort zu wirken. Vom 1. Septem- ber 1925 bis 1. September 1930 wirkte Joseph Schmid als Dompr'ediger und Domkooperator in Salzburg, an der Seite der Dompfarrer Dr. Johannes Fil- zer und Daniel Etter, Die ältere Salz- burger Generation erinnert isitch noch seiner markanten Predigten, die immer weite Kreise anzogen: Mit 1. September 1930 wurde Schmid Stadtpfarrer in Kitzbühel, das nun die langjährige und letzte Stätte seines Wir- ken,s wurde; Was Schmid in diesen 32 Jahren gelei- stet, kann man mit wenigen Worten nicht sagen. Sein Wirken war zu all- umfassend. Wieviele er aufgerichtet, wie- vielen, er Helfer und Tröster war, weiß Kitzbühe,l wohl am besten. Die Stadt- pfarrkirche wurde 1946 bis 1952 ein- gehend renoviert, 1940 bis 1942 wurde eine 'neue Orgel mit 33 Registern ge- schaffen,, neue Glocken wurden beschafft und auch die St. Katharinenkirche wur- de renoviert: Seine überaus verdienstvolle Tätigkeit durch fijnf Jahrzehnte fand auch die gebührende Anerkennung. Für'st'erzhi'schof Jignatius Rieder ernannte ihn 1934 zum Geistlichen Rat, zum silbernen DicnsL- jubiläum als Stadtpfarrer von Kitbüheil 1955 verlieh ihm Erzbischof Andreas Rohracher die Würde eines Ehrend o m- herrn von Salzburg. Die Stadtgemeinde Kitzbühel- 'hatte 'damals die Stiftung ei- neis Eh r en r i n g es 'beschlossen und den ersten Ehrenring Stadtpfarrer Schmid verliehen. Zu seinem goldenen Pries er- jubiläum verlieh sie ihm auch noch die Würde eins Eh re mii rgers.t In den letzten Jahren war seine' Ge- sundheit nicht mehr am besten. Wer den stämmigen Mann von früher her kannte, mußte erschrecken, wenn er all'- zu deutlich schon die Antzeiehen des nahenden Todes erkennen mochte. Noch am 17. Juli weilte Schmidt anläßlich der Beisetzung von Weihibimschof Dr. Jo- han'neis Filzer, selbst schon schwer von Leid' und Krankheit gezeichnet, in Salz- burg. Am Sonntag, 23. Juli hätte' er noch in B'i'schofshofen eine Primi'zpredigt hal- ten sollen, mußte sie aber wegen seines Gesundhheitszus'tandes absag,eu. Nun ist er 'heimgegangen zu seinen Freunden zu Peter Tro,ger, Johannes Hotter, Daniel Etter und Dr; Johannes Filzer,. Kitzbühel weiß, daß es einen einmaligen Seelsorger verloren hat, wie es feinen von solch geprägtem Format wohl nicht mehr erhalten wird. Sein Grab schmückt heute noch ein kleines, weißes Holzkreuz. Es liegt auf der Südseite der Lidhfrauenki:rche und in seiner unmittelbaren Nachbarschaft sind der Bezirk,srichter Martin Schlechter (t 1858), der B'eirkshauptmann' Josef Würtl (t 1893), der Stadtpfarrer An- ton Sebastian Lechner (j- 1900), der Je- rusalempilger Georg Thaler (t 1908)
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