Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 27. Oktober 1962 Kitzbühelier Anzeiger Seile ' Die Lan despterdeauste1lung des Tiroler Noriker- I'ferdezuchtverbandes In Wörgl am 20. ii. 21. Oktober Es gibt Gelegenheiten, wo durch eine einzige saubere Veranstaltung mehr an bodenständigem Erleben geboten wird, als durch den paus.n1osen Festkitsch, an den man sich bereits gewöhnt hat. So eine Gelegenheit bot sieh den tausenden Besuchern der Landespferdeaussteliung der Noriker Züchter am Sonntag in Wörgl. Die Noriker Züchter sind zu die- ser Ausstellung mit ihren schwersten Ge- schützen aufgefahren. Mit über hundert Zuchtpferden stellten sie eine sorgfäl- tige enge Auswahl aus ihrem reichen Zuchtreservoir vor. Sie hätten ebenso Pferde in die Ausstellung bringen kön- nen, ohne in die Reserven greifen zu müssen und ohne das allgemeine Zucht- niveau der Ausstellung zu schmälern. Daran mag man a priori erkennen, mit welcher Suveränität ein hundertjähri- ges Zuchtwesen eine Leistungsschau vor- führt. Absicht der Veranstalter war es, das Noriker Pferd als derzeitiges Aliruund- pferd für die Landwirtschaft, insbe sondere unter den gegebenen alpinen Verhältnissen, zu demonstrieren. Der Typus des Norikers ist heute durch intensive Zuchtverecleiungen wesentlich leichter und gedrungener geworden als vor etwa zwanzig Jahren. Diese Zucht- tendenz zur Tiefe konnte sich aber auch nur ein so durchgezüchtieter Schlag wie der Noriker ungestraft leisten. Denn in jeder Zucht, ob Rind oder Pferd, ist ein mehr oder weniger forcierter Zucht- einfluß zur Tiefe gefährlich. Der Noriker hat durch seine hundertjährige Ahnen- reihe sein Fundament an Schiene, Brust. Hals und Kroup so gesichert, daß er mit sorgfältig ausgewähltem Hengstmaterial mühelos diesen ausgeglichenen tiedri- geren Typus herauszüchten konnte. Da- init wurde erreicht, daß das Noriker Pferd seine kräftige Souveränität be- halten hat, aber den Anforderungen der größeren Wendigkeit und Gängigkeit nun voll entspricht. Dieses erreichte Zuchtziel wurde durch diese Ausstellung eindeutig hewiesn. Es wurden Mutterstuten, Galtstuten, drei- jährige Stuten sowie zweijährige und Jährlinge, vorgeführt. Das Preisgericht hatte es nicht leicht, unter diesen aus- gewählten Pferden zu klassifizieren. Für den Bezirk Kitzbühel wurden achtzehn erstklassige Prämiierungen lieinigehracht. Davon ein Siegerpreis für dreijährige Stuten an Alois Ko i dl, Oberaien.. Kitz- hel, ein Siegerpreis für zweijährige Stuten an Michael Niedermoser, San- hart, St. Jakob und zwei Staatspreise für züchterische Leistungen an Josef Aufs c h na i t er, Peterbauer in Kireh- berg und Josef Jöchl, Rieitherwirt in Reith. Als schönstes Pferd der Landes- pferdeausstellung wurde allgemein die dreijährige Siegerstute des Alois Koidl, Oeraigen, bezeichnet. Mit der Grta lation an den Züchter möge man gleich- zeitig die strenge Auswahl des zugelas- senen Materials erkennen. Diese Stute war das einzige Pferd aus Kitzbühel und tatsächlich gibt es hei uns mehr und auch sehr gute Noriker Pferde in Kitz- bühel. So viel über das Preisgericht, das den ganzen Samstag die schwere Aufgabe hatte, unter den Besten der Besten aus- zuwählen. Am Sonntag mittags bewegte sich der Festzug aller Pferde, mit den Reitergruppen an der Spitze, vom Haupt- platz zum. Gradlfeld. In geschickter Re- gie führten die Veranstalter abwechselnd die Siegerpferde zu ihren Prämiierungen in den Ringen vor und dazwischen wur- den die Tiroler Springmeisterschaften der Turnierpferde abgehalten. Den Zu- schauern bot sich bei prächtigem Herbst- wetter ein einmaliges Bild edelsten Ge- brauchspferdematerials wie elegantem Jagdreiten. Wie ein Fachfilm wechselten die grünen ländlichen Reiitergruppen auf Noriker Pferden mit ro tberockten Springreitern und zogen wieder die prä- mi.ierten Zuchtstuten in den Ring usw. In diesem Wechsel der Schau von Pfer- den wurde kaum eine Pause gelassen. Es wurden spontane Einlagen spielerisch Mit einem Ständchen der Fieber- brunner Kna,ppenikapelle wurde Herr Justizminister Dr. Broda am Samstag, 20. Oktober 1962 bei der Wählerver- sammiung der SPO in Fieberbrunn emp- fangen. Der Herr Minister zeigte sch sehr erfreut über den herzlichen Empfang und bedankte sich für die Dar- bietung. Bei der überaus gut besuchten Versammlung wurden seine Ausführun- gen mit großem Beifall bedacht. An- schließend veranstaltete der Herr Mini- ster eine Fragestunde, in der er gerne bereit war, alle Anfragen zu beantworten. Es meldete sich ein kommunistischer Diskussionsredner zum Wort, der in fre- cher Weise die SPO und den Herrn Mi- nister angriff. Als der Minister in ruhi- ger und sachlicher Art die Angriffe beantworten wollte, verließ der Kom- munist fluchtartig den Saal. Spontan meldete sich VBM Tatzel Franz zum Wort, der in leidenschaftlicher Art, wie- derholt vom Beifall unterbrochen, mit dem vo1[ksdemokratischen Störenfried abrechnete. Alle Anfragen wurden dann noch vom Herrn Minister auf sachliche Weise beantwortet. Nach einem gemüt- ichen Beisammensein mit seinen Fieber- brunner Freunden begab sich der Mini- ster nach Kitzbühel zum Eggerwirt, wo er auf Empfehlung seines Minister- kollegen Dipl.-Ing. Waldhrunner Quar- tier bezog dazwischen gestreut, so u. a. die vier Kirchberger Noriker Fuchsstuten, die, nie zuvor zusammengespannt, an der Hand des Petechauern wie in einer Zirkusmanege Schulter an Schulter ihre Kreise trabten. Die Angerberger stellten auf drei braunen Noriker Pferden im Trabe eine Pyramide von sechs Jung- hauern. Der Erfolg dieser Veranstaltung war mannigfaltig. Der Präsident der Tiroler Landwirtscha ftskarnnier Ukonomierat Muigg beglückwünschte in einer An- sprache den veranstaltenden Pferde- zuchtverband unter Führung seines Ob- mannes Grauß und Geschäftsführer Waldhart. Die Noriker Züchter selbst konnten sich an ihrer eigenen Veranstal- tung wieder ihrer Stärke voll bewußt werden. Den tausenden staunenden Zu- sehern aus allen Schichten des Volkes wurde aber eine Schau vorgeführt, über die sie noch länger nachdenken werden. Die Kraft und die Herrlichkeit, die mit hunderten Hufen über den Boden des Ausstellungsgeländes gestampft ist. Als in der hereinbrechenden Dunkelheit die Pferde verladen wurden und das Gradi- feld verlassen da lag, mußte man sich unwillkürlich nochmals umsehen, nach dem Festplatz, der so viel Schönes und Stolzes an diesem Tage gezeigt hat. Dr. O.G. Sonntag fand dann die Versammlung im Kitzbüheler Kinosaal statt. Der Herr Minister, der in Begleitung des Herrn Landtagsabgeordneten Horngacher und Stadtrat Härting erschien, wurde von der Kitzbüheier Stadtmusik mit flotten Märschen empfangen. Er wurde von emnr Menschenmenge und Stadtobmann der sozialistischen Partei begrüßt. Es wurde ihm Vizebürgermeistier Winderl vorge- stellt. Von einem Mädchen in Tiroler Tracht wurde dem Minister ein Strauß roter Nelken überreicht. Abermals zeigte sich der Minister sehr erfreut über den herzlichen Empfang und dankte inSe- wegten Worten. Nachdem er auch einige, wie er sagte, „alte Kitzbüheler Fein- de" begrüßt hatte, begab er sich in die Versammlung. Bei seinen Ausführungen, wobei :er sich für die Zusammenarbeit der großen Parteien aussprach, wurde er mit dem Beifall der Anwesenden be- dacht. Nach der Versammlung spazierte der Minister in Begleitung seiner Erau und Kitzbuhler Freunden durch das Städtchen, welches infolge des herrlichen Herbsttages rn vollem Glanz erstrahlte Der Herr Minister äußerte sich lobend über das Gesehene, während seine Ge- mahlin eifrig photographierte. Nach kur- zem Aufenthalt fuhr er: nach Wörgl, wo eine weitere Wählerversammlun auf' ihn wartete: Justizminister Dr. Broda in Fieberbrunn und Kitzbühel
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