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Sei e 2 KibübeIr Anzeiger Samstag, 20. Oktober 1962 jekts zur Verfügung zu stellen. Dabei ist der Vorteil ins Auge zu fassen, daß dem Verkehrsverein als Körperschaft öffent- lichen Rechts die Möglichkeit offensteht, beim Handelsministerium - Abteilung Fremdenverkehr - um einen Zinsen- zuschuß anzusuchen. Diese Möglichkeit hat eine Gemeinde nicht. Der Verkehrs- - eren leistet für dieses zweite Darlehen den Zinsendinst, der bis 1968 den Re- trag von 500.000 Schilling nicht ilber- steigen wird, hilft jedoch der Geminde um ein Bedeutendes mehr, als wenn nur Baieistungeri (Annuitäten) in der glei- chen Höhe geleistet werden. Diese beiden Varianten wurden nach weiterer Wechselrede, und nachdem sich der Ausschuß zur klaren Abfassung des bezüglichen Antrages an die Voliver- samm 1 utig zur Beratung zurückgezogen Ziersdorf im niede:rösterreichischen Winviertel feierte vom 6. bis 9. Okta- her 1962 das Fest des 350jährigen Be- standes, verbunden mit einem Weinlese- fest. Um diesen Festlichkeiten ein be- soiideres Gepräge zu geben - das Wein,- lesefest ein- lesefest erinnert an unsere historischen Erntedankfeiern - holten sieh die \Ven- bauern eine Trachtenkapelle aus den Bergen und die Musikkapelle St. Johann unter Verbandskapellmeister Hans Zo- bel, an die die Einladung erging, sagte freudig zu. Nach vielen schönen Herbsttagen schien es am Abfahrtstag, als wollte die Sonne dem Unternehmen die Gunst versagn. Aber schon während der Fahrt lachte die Sonne doch hervor. Die Stimmung unter den Musikanten hob sich begreif- licherweise dadurch sehr und sie wurde noch gesteigert, als gleich nach Melk der erste „Heurige" gekostet werden konnte. Schließlich gab es noch einen kurzen, aber ungewollten Umweg, was aber der Reisefreudigkeit keinen Ab- bruch tat - die richtige Atmosphäre war da! in Ziersdorf angekommen begrüßten die St. Johanner ihre Gastgeber mit einigen flotten Märschen, für welche die Ziersdorfer Zuhörer sich herzlich be - dankten und mit Applaus nicht Spar- ten. Untergebracht wurden die St. Jo- h.anner bei freundlichen Familien und schon eine Stunde später waren die Musi- kanten in ihrer schmucken Tracht auf den Straßen und Wegen von Ziersdorf zu sehen, begleitet von ihren Quartier- gebern. Nach dem Abendessen gab es dann den ersten Ziersdorfer Heurigen. Viele Leute hatten sich beim Schank vor der Schmiede eingefunden und als schließlich Konrad und Peter mit ihren Instrumenten eintrafen, wurde ge- sungen und gelacht und alle waren fröh-, lich bis spät in die Nacht hinein. hatte, in einen Antrag vereint, der von der Vollversammlung mit Stimmenmehr- heit - bei nur zwei Gegenstimmen - angenommen wurde. Mit diesem Beschluß wurde das Ver- trauen und die Sicherheit, welche die Mitglieder dem gewählten Ausschuß ein- räumen, zum Ausdruck gebracht. Denn nun liegt es in den Händen des Aus- schusses, die erste oder zweite Variante zu wählen; sie muß nur zum Ziele füh- ren und sie muß das Einverständnis des Gemeinderates erlangen. Das Bindeglied zwischen Gemeinde und Verkehrsverein ist in dieser Angelegenheit der Schwimm- badausschuß, dem drei Gemeinderäte mit dem Obmann Vizebürgermeister Man a- eher und drei Ausschußmitglieder des Verkehrsvereins angehören. Zum musikalischen Morgengruß um 6 Uhr früh war wieder alles vollzählig beisammen. Die ersten Regentropfen, welche die ersten Märsche begleiteten, wurden im wahrsten Sinne des Wortes „zerschmettert". Daraufhin lichteten sh die Nebel und es wurde wieder schön. Um halb 9 Uhr wurden wir aufge- boten, einen hohen Gast zu begrüßen. Es war dies der Präsident des National- rates und Landeshauptmann von Nieder- österreich Dipl-Ing. Dr. h. c. Leopold Figl. Viele Ortsbewohner, die H0T1ora- tioren, die Schulkinder und Vereine hat- ten sich eingefunden. Unser Kapell- meister meldete dem hohen Gast und nach einem Stamperl Enzian ging es mit klingendem Spiel zum Festplatz vor der Kirche. Zur Feldmesse führten wir die Deutsche Messe auf. Es war ein schöner kirchlicher Festakt mit andäch- tigen und aufmerksamen Zuhörern. Eine Frau sagte uns nach der Messe: „So schön hab' ich die Deutsche Messe noch nie gehört." Nun folgten die Festansprachen und als Höhepunkt eine öffentliche Ge- meinderatssitzung, bei welcher Landes- hauptmann Dipl-Ing. Leopols Figi zum Ehrenbürger der Gemeinde ernannt wur- de. Der Hohe Gast verlieh dem Bürger- meister des Ortes das Silberne Ehren- zeichen für Verdienste um die Repu- blik und der Marktgemeinde Ziersdorf das neue Gemeindewappen. Viel Anklang fanden die Aufführungen der Haupt- schüler: Chöre und vor allem eine Dar- stellung der Entwicklungsgeschichte des Ortes von der ältesten Vergangenheit bis zur Gegenwart. Alle feierlichen Hand- lungen wurden von unserer Musikkapelle musikalisch umrahmt. Den Abschluß bil- dete ein Konzert. Am Nachmittag holten wir St. Je- banner die Erntekrone ein. Dies war gleichzeitig der Auftakt zum großen Festzug. Tausende Besucher aus der näheren und weiteren Umgebung hatten sich eingefunden und säumten zu beiden Seiten den Weg des Festzuges. Die Ziersdorfer hatten mit viel Lebe, Mühe und Geschicklichkeit an die vier- zig F:estwiigen hergerichtet, von denen ein Teil historischen Motiven gewidmet war, während der andere Teil auf die Arbeit der Bevölkerung abgestimmt war. Eine Winzerkönigin durfte natürlich auch nicht fehlen. Man muß den Veranstal- tern alle Anerkennung zollen, denn die Festwägen waren wirklich schön und so zahlreich haben wir sie hei uns noch nie gesehen. Wir hatten nun die Ehre, die- sen Festzug anzuführen. Die vielen Zu- schauer sparten aber auch nicht mit Bei- fall und Zurufen für die Tiroler Musiker. Eine heitere Episode gab es vor der Ehrentribüne. Unter den vielen Ehren- gästen, an der Spitze der Herr Präsident des Nationalrates LH. Dipl.-Ing. Dr.h.c. Leopold Fig!, befand sich auch der Star des Osterreichfernsehens Heinz Con - rads on- rads aus Wien. Figl ging mit Conrads zu unserem Kapellmeister und sagte: „Heinz, jetzt wird geschnapslt. Figl erhielt einen Musikhut aufgesetzt und gab den Musikkameraden aus Tirol „Bescheid" - in der einen Hand den Tamhourstab und in der anderen das silberne G1aserl der Marketenderin. Der hohe Gast erbt sich dann den „Kaiser- jägermarsch" und schließlich noch den ‚Shön feld-Marsch". Er verlangte aber, daß diesen Heinz Conrads dirigieren müsse. Conrads wurde also mit den Zei- chen des Kapellmeisters (Hut und Band) geschmückt und wußte sich in dieser für ihn ganz neuen Rolle Jzu hellen: „Er ließ der Kapelle ihren Rhythmus und führte den Stab wie es eben ging." Die Heiterkeit war bei Be- teiligten und Zuschauern gleich groß Un(l unter herzlichem Beifall fand der Zug nach etwa zwei Stunden einen schönen Abschluß. Noch einmal traten die St. Johanner auf den Plan: zum großen Ball am Abend spielte die Fünfmannkapelle. Es gab auch Gesangseinlagen und alles unterhielt sich ausgezeichnet. Ein junger Ziersdorfer erklärte uns beim Tanz, daß die Tänzerinnen den Tirolern, mit ihrer schmucken Tracht, von selbst zulaufen, als wenn „Damenwahl" wäre. Am Montag hieß es dann Abschied nehmen. Es dauerte aber doch länger, als geplant. Man war so gut bekannt geworden, daß man sich schwer trennen konnte. Der Herr Bürgermeister von Ziersdorf, dem wir zu seiner hohen Aus zeichnung durch ein Musikständchen gra- tulierten, ra- tulierten, war beim Abschied auch an- wesend. Unser Obmann Paul Stöckl übergab ihm als Andenken und zum Dank für die freundliche Aufnahme einen schönen geschnitzten Holzteller aus der Drechslerei Haß. Wir bekamen da- für wieder einen „Heurigen". Den näch- sten Abschiedsgruß spielten wir vor der Bundesmusikkapelle St. Johann beim Weinlesefest in Ziersdorf Natlonalrotsprasident Leopold Figi im Musikhut Fernsehstar Heinz Conrads als Amateur-Dirigent
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