Kitzbüheler Anzeiger

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Barockaltar mit Gnadenbild in Mariastein Photo Ascher, Wörgl Samstag, 23. März 1963 Kitzbühel.er Anzeiger Seite 9 21u bergangenen „i4btlleIcr" tagen Von Schuldirektor Johann Federer 25. März: Maria Verkündigung! Einst- mals der Kitzbüheler Veteranen Haupt- fest (Kirchgang und Jahreshauptversaium- lang). Als mein Vater deren Obmann war, besuchte ich noch die Volksschule. Maria Verkündigung galt seinerzeit als Feiertag, es war schulfrei - aber bei der Post waren die Schalter von 8-12 Uhr geöffnet. Mein Vater mußte deshalb schon frühzeitig ins Amt. Bevor er aber von zu Hause fortging, erhielt ich folgen- den Auftrag: „Bis 9 Uhr trägst mir den Federhut, die Bluse, den Säbel und die gelbe Feldbinde zinn Harisch! Verstehst da!" Und ob ich verstand! Dieser Maria- V.erkündignngs-Tag stand in meinem Ka- lender ja „rot" geschrieben! Bis zirka /10 Uhr machte mein Vater Dienst, eilte dann zum Harisch und warf sich in „Uniform". Dann gabs viel zu schauen: Verga tterung, Abzählen, Fahnennho- lang, Doppeireihen, Musik, der Marsch durch die Stadt etc., etc. Für meine Ar- beitsleistung durfte ich aber reichlich „zuschauen" - andere Buben wurden fortgejagt!? - und bekam nach dem Das Schloß mit der Gnadenkapelle er- warb 1835 die Kirche. Im 18. Jahrhundert hatte Mariastein, trotzdem sich die Wallfahrt vermehrte und das Vermögen der Kapelle stieg, sei- nen Höhepunkt überschritten. Dies lag wohl auch daran, daß die Besitzer der Hofmark nicht mehr ständig dort wohn- ten, sondern wie es schon einmal im Mit- telalter der Fall war, Verwalter einsetzten. Im spanischen Erbfolgekrieg, der 1701 zwischen Frankreich und Osterreich um das Erbe des letzten spanischen IHlabs- burgers Karls II. entbrannte und der sich zu einem allgemeinen europäischen Krieg ausbreitete, brachte das Jahr 170 durch den Einfall der Bayern und Fran- zosen im Norden Tirols, bei dem die Burg Kufstein gebrandschatzt und ge- plündert wurde, unruhige Zeiten für Ma- riastein. Man mußte Vorkehrungen fü den Fall einer feindlichen Besatzung tref- fen und brachte den Kirchenschatz nach Innsbruck in Sicherheit. Doch ging das Schloß auch diesmal wegen seiner ab- gelegenen Lage heil aus den in der Um- gebung tobenden Kämpfen hervor. Die im 13. Jahrhundert anfallenden Restaurierungen trugen nicht mehr die Besitzer, sondern wurden aus dem Kir- chenvermögen bezahlt. Neben kleineren Arbeiten mußte 1726 der im inneren Hof sichtbare Strebepfeiler am Haupt- gebäude zur Stützung der sich senkenden Mauer errichtet werden. 1744 wurde das Kuppeltürmehen erneuert und 1752 die hölzerne Kapellenstiege. Eine größere Re- staurierung der beiden Kapellen muß Ende des 18. Jahrhunderts stattgefunden haben, doch schweigen hierüber die Rechnungsbücher. Lediglich eine Notiz, nach der vor dem heutigen Fresko eine Kirchgang nach der Hauptversammlung „ein Stück Brot mit Käse". Im Garten konzertierte ab und zu die Musik - im Saal wurde geredet, gequalmt und ge- trunken - und ich stand in feierlicher Pose zwischen Saal und Garten und konn- te, bleiben bis zum Schluß! Heimwärts stolzierte ich neben meinem Vater und durfte wieder „Vaters langen Säbel" tra- gen. „Ja", durchfuhr es meinen Kopf, „ wenn ich nur auch einmal einen sol- chen Säbel tragen könnte 1" Ich wurde Lehrer. Auch die Zeit der Assentierung kam. Da wurde den Lehrern die Frage vorgelegt: das Einjährigen- jahr und damit der Aufstieg zum Offizier oder militärische Ausbildung nach § 23 zum Einsatzreservisten (zweimal vier- wöchentliche Ausbildung in den Ferien). Die meisten Kollegen wählten das letz- tere - so auch ich! Die Aussicht auf „Sterne und Säbel" war pfutsch! Am 1. August 1914 erfolgte die Kriegs- erklärung Osterreichs an Serbien. Der Aufruf rief alle Gedienten zu den Waf- fen! Mit Begeisterung zogen wir Unter- Malerei aus dem Jahr 1791 die Decke schmückte und aufgefundene Teile von Altären im Rokokostil, künden von diesen Arbeiten. Durch das mit den Reformbestrebun- gen Josefs II. zusammenhängende zeit- weise Verbot der Wallfahrt, begann für länder zum Tiroler Kaiserjäger Regiment in die Klosterkaserne nach Innsbruck ein, wurden eingekleidet und nach we- nigen Wochen gings hinauf nach Gali- zien - gegen Rußland, dem Brudervolk der Serben. Obwohl sich das deutsche wie das österreichische Heer tapfer schlu- gen, die russische Walze drang zu den Karpaten vor. Bei Tarnov verließ ich meine Einheit und kam wegen starker Ruhr ins Spital. Es nahte Weihnachten! Nach einem kurzen Weihnachtsurlaub landete ich wieder beim Kader in Inns- bruck. Der Serben- und Russenfeldzug de- zimierte das Offizierschor sehr und für die Maturanten, die seinerzeit auf das Einjährigcnrecht verzichteten, wurde der Weg zum Offizier wieder freigegeben. Auch ich erhielt das Einjährigenrecht wieder zuerkannt und absolvierte die Of- fiziersschule mit gutem Erfolg. „Sterne und Säbel" wirkten wieder! Im Mai 1915 wurde ich Zugskomman- dant einer Ersatzkompanie und ich schritt der Kompanie mit „Vaters langem Säbel" beim Marsch durch die Stadt Enns stol? voran: es war nun Wirklichkeit, was ich als Knabe erträumte! Mariastein eine schwere Zeit. Teil daran hatten auch die politischen Unruhen im begianderiden 19.Jahrhundert, der 3. Kaii- tionskrieg gegen Frankreich, die Beset- zung Tirols durch die Bayern von 1805, nach dem Frieden von Preßburg, bis zum Wiener Kongreß 1814, der heldenmütige Freiheitskampf der Bevölkerung unter An- dreas Hof er 1809, alles Komponenten, die eine allgemeine wirtschaftliche Not und Verarmung herbeiführten. in den 40er Jahren wurden die meisten noch auf Mariastein vorhandenen Schätze veräußert und ein Teil des Schlosses, wie schon erwähnt, als unnütz abgebrochen. Als 1842 die schadhaften Traghölzer der Presbyteriurnsnische, die über die Turmmauer hinausragt, ausgewechselt wurden, nahm man diese Arbeiten zum Anlaß, um den überaus reichen Gnaden- altar zu entfernen und durch einen, wie man glaubte, dem Stil des Schlosses bes- ser angepaßten zu ersetzen. Fast alle nach dem 16. Jahrhundert geschaffenen Kunst- werke waren in den Augen der damaligen Zeit eine Geschmacksverirrung und von diesen Entstehungen glaubte man die mit- telalterlichen Denkmäler befreien zu müs- sen. Diese Einstellung der Barockkunst gegenüber, romantische Anschauungen, Vorliebe für mittelalterliche Denkmäler und die tlberschätzung des historischen Wertes durch die Entwicklung der Kunst- wissenschaften, führten zu den berüch- tigten Purifizierungen (d. h. Entfernung der stilfremden Zutaten), wodurch viel wertvolles Kunstgut aus anderen Epochen der Nachwelt verloren ging, ohne daß da- für gleichwertiges geschaffen wurde. So auch in Mariastein. Die schadhafte Decke, die einzustürzen drohte und die 300-Jahr- Feier der Erwerbung des Schlosses durch
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