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Samstag, 13. April 1963 Kitzbüheier Anzeige -- _Seite 3 (9brift ift ertanÖen Weihet dem Osterlamm Freudengesänge, In. den Auslagen der Geschäfte pran- gen die ersten Blumen zwischen bun- ten. Ostereiern. Sonnenhungrige Urlau- ber möchten in diesen Tagen noch in- mal die Hauptkampflinie erleben zwi- schen. Winter und Frühling im Hch- gebirge. Sie halten ihr Gesicht der strahlenden Sonne entgegen. - Der Bauer stapft prüfend über den Acker, die Heimaterde dampft unter seinen Schritten; bald wird er wieder die ersten Furchen ziehen und das Weizen- korn streuen, denn nur was ins Grab der dunklen Furche fällt und stirbt, keimt auf und bringt viel Frucht. Und alle Menschen träumen in dIe- sen Tagen neue Träume vom lieben, von, der siegreichen Liebe und vom launischen Glück. Da steht mit einemmal in der Oster- nacht ein Bote vor ihnen, ein Diakon im weißen Gewand und singt ihnen allen ein neues Lied ins verwundete Herz: „Weihet dem Osterlamm Freu- dengsänge, Ihr Christen!" Denn das Lamm hat die Sdiäfiein er- kauft. Wie leicht sich das anhört, Freunde! Du gehst in den Kaufladen, legst ei- nen Hunderter oder Tausender auf den Tisch und flugs trägst Du Deine Ware nach Hause. Alle Staatsbürger zittern vor höheren Preisen und kämpfen um höhere Lhne. Aber wer denkt schon in Zeiten der Hochkonjunktur daran, wie teuer •ein einziges Menschenschick- sal zu stehen kommt! Alle Schätze und Reichtümer des Weltahs reichen bei weitem nicht hin, auch nur eine pÄnzige Seele fürs Glück zu erkaufen! Da r- scheint das unschuldige Lamm JESUS CHRISTUS auf dieser Welt. ER könn- te die Berge erzittern lassen, die Mee- restiefen aufwühlen zu vernichtender Sturmflut; ER könnte die Sterne aus- löschen und die Sonne verdunkeln; ER könnte die Menschheit verbrennen im Zorneshauch SEINES Mundes - ER aber geht wie ein sanftes Lamm den Schergen der Bosheit entgegen und verstummt am Schandholz mit einem Wort der Verzeihung. Seht das Lamm GOTTES, DAS hinwegnimmt die Sün- den der Welt! Um teuren Preis geid Ihr erkauft! Christus, der Reine, hat die Sünder alle mit dem Vater versöhnt. Wenn in einem Haus, in einer a- inilie, in der Nachbarschaft der Streit wütet, fangen die Herzen zu bluten in, die Blicke werden finster, böse Linien zerfurchen das Gesicht, Gruß und gute Worte ersterben. Schlimmer aber als jeder Familienstreit ist die eingerostete Todfeindschaft gegen GOTT. Kein Mensch ist imstande, sich selbst dem Zorne Gottes zu. entreißen. Es steht eine Oerbetregtjtunq in des Menschen freier Macht, GOTT zu beleidigen, IHN zu versöhnen ge- lingt ihm nicht, Denn unendlich ist der Abstand zwischen dem Geschöpf und der güttichen Majestät. Kraftlos und hilflos waren wir alle dem Erb- fluch und strafenden Zorngericht aus- geliefert, hätt3 nicht JESUS von Na- zareth dem ewigen Vater gerechte uni gebührende Sühne geleistet. Im Roten Meer des Blutes und der Leiden wurde die neue Menschheit geboren, 'die ver- klärten Wunden des Erlösers sind un- sere Wiege zum neuen Leben gewor- den. „Und wären Eure Sünden rot gleich dem Scharlach, sie werden weiß wie der Schnee und wären sie rot wie Purpur, weiß sollen sie werden wie Wolle!" Tod und Leben käinpftctn da seltsamen Zweikampf. Wenn einer nur oberflächlich ins Mensch cii leben hineinschaut, könnte er meinen, die Nacht sei stärker als der Tag; das Böse einflußreicher als da Gute; der Tod h'errschmächiger als das Leben; das Unglück verbreiteter als das Glück. - Der Lebenskampf in der Natur und der Existenzkampf dci' Menschen ums tägliche Brot ist nicht immer schön anzuschauen. - Das Osterfest der Christenheit zeigt uns ein Duell, dem kein anderes Schauspiel auf Erden gleicht: Der Fürst der Finsternis hetzt Judas und die Juden auf - die Engel aber trösten den Herrn. Der Satan spielt alle Register der Lüge - JESUS aber gibt der Wahr- heit Zeugnis und führt sie sterbend zum Siege. Der Satan läßt die Juden schr.3ien und die Richter wüten: „Kruzigc IHN!" JESUS aber wehrt sich nicht und besiegt doch alle Gegner. Der Satan treibt die Peiniger zur Geißelung und Dornenkrönung, ja bis zur Kreuzigung - JESUS läßt alles geschehen und ruft mit SEINEN sieben Worten am Kreuz selber den Sieg hin- aus in den erlösten Kosmos: „Es ist vollbracht 1" - Dem Ostersieger ist kein Gegner im Zweikampf gewachsen, kein Pilatus und kein Cäsar; kein Nero und kein Julian; kein Voltaire und kein Camus; kein Marx und kein Le- nin; kein Nietzsche und kein Rosen- berg; kein. Diktator und kein Wohl- standsgötze; kein Unglaube und kein Freimaurer: kein Laster und kein Gottes'haß; kein Satan und kein Tod, Tod und Leben fochten da seltsamen Zweikampf: JESUS in der Rüstung des sterblichen Leibes hat glänzend und strahlend gesiegt, als ER trotz Siegel und Wache noch vor dem Mor- genrot verklärt dem Felsengrab ent- stieg. - Aieluia! Sag' an uns Maria, was hast auf dem Weg du geschaut? „Ich sah des Lebendigen CHRISTUS Grab 1" - Alle Menschen von Eier- zenskultur machen in diesen Tagen den Gräbern ihrer lieben Toten einen Osterbesuch. Noch liegen die Toten still und schweigsam drunten - 'wir aber singen über die Gräber hin und zu den Toten hinab laut unser Alleluia. Das Ostergrab des Auferstandenen ver- bürgt uns die Auferstehung aller, die im Friedenskuß des Herrn gestorben sind. „Die Glorie sah ich des Auferstan- denen Herrn!" Kein Menschenauge würde den vollen Glanz ertragen, wür- de ihm der Auferstandene in SEINER verklärten Wunden'herrlichkeit er- scheinen. Aber wir alle leben seitdem von der Hoffnung, einmal das An- gesicht des Auferstandenen. zu schauen. Wir schauen alljährlich in der Oster- nacht die Morgenröte unseres Heiles. Darum erlischt auch in unseren Augen die Hoffnung nicht. Im Blicke jedes österlichen Christ'enrn'enschen funkelt ein neues Licht: Das Osterlicht, das uns der HERR entzündet hat. „ich sah himmlische Zeugen!" Es werden uns auch in diesen Ostertagen gewiß keine Engel erscheinen. Aber Gottesbo ten 'und Osterherolde sicher. Krokus und Veilchen; Vogel und Quel- le; Wolke und Wind; Sonne und Ster- ne und der Priester im österlichen Fest- ornat jubeln das Lied aller Lieder, 'das Alleluia und bezeugen: „Der HERR ist wahrhaft auferstanden, ist dem Sinn erschienen und lebt, Alleluia 1" „Das Schweißtuch hab' ich gesehn und das Leinen!" - Und was hat sich seitdem geändert in dieser Welt? - Noch immer fährt ja das Schweißtuch über die Stirne des Grubenarbeiters; noch immer perlt der kalte Angst- schweiß von der Stirne des Kranken und Sterbenden; noch immer stöhnt die gebärende Mutter in Wehen, da- mit das Kindlein lebe - das Schweiß- tuch ist also geblieben - und dennoch ist alles anders geworden in jener er- sten Osternacht. Die Hülle bleibt zu- rück, das Wesen ist gewandelt, das Leiden ist verklärt, der Schmerz be- siegt, die Qual des Erdenlebens ist nur ein dunkles Tor ins wahre Leben. Haltet das Schweißtuch fest und das weiße Linnen als Beutestücke des Sie- ges, ihr Christen! „Schafft also den alten Sauerteig hinaus ... Denn unser OSTERLAMM ist CHRISTUS. Darum lasset uns Fest- mahl halten, nicht im Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit dem ungesäuerten Brote der Lauter. keit und Wahrheit. Das ist der Tag, den uns der HERR gemacht! Christ ist erstanden, wahrhaft vom Tod, Du 'Sieger, Du König, sieh' an unsre Not! Amen, Alleluia!" Dr. Joseph Kreuzer, Stadtpfarrer
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