Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 12 Kitzbiihder Anzeiger Samstag, 27. Juli 1963 Hälfte des 13. Jahrhunderts lebte, weit- aus der bedeutendste. Er verewigte sein Andenken durch eine ansehnliche Stif- tung, die bis zum heutigen Tage nachwirkt: das im Jahre 1262 gegrün- dete und für Pilger und arme Wanderer bestimmte „Spital auf der Weitau" nebst dem dazugehörigen, kunstgeschichtlich be- deutsamen Sankt-Nikolaus-Kirchlein. Die- ser frommen Stiftung verdanken die Vel- ber wohl in erster Linie den guten Ruf. Fanden sie doch sogar ihre begeisterte Verherrlichung in einer Versdichtung, de- ren Inhalt die Velber als Kreuzfahrer im Glanze aller Rittertugenden erstrahlen läßt (M. J. Schwaiger „Ein Edelmann", 1871). Ganz anders erscheint das Charakter- bild der Velber im Licht der Forschung. Diese erweist eben jenen Gebhard als ein entsprechendes Beispiel dafür, daß äußere Frömmigkeit und scheinbar großmütige Wohltätigkeit keines unvereinbar sind mit gegenteiligen Eigenschaften. Seine hab- süchtige Natur verkündete Gebhard schon anläßlich der Fehde zwischen dem Salz- burger Erzbischof einerseits und den ver- bündeten Grafen von Görz und Tirol andererseits im Jahre 1252, wo er, als salzburgischer Vasall mit der Eber- wachung der tirolischen Geiseln betraut, diese eigenmächtig gegen ein Löse- geld von 800 Mark entließ und das Geld für sich behieltl (Matthias May- er „Der Tiroler Anteil des Erzbistums Salzburg", II. S. 312). Als Inhaber der Pfandherrschaft Itter bedrückte er und seine beiden Söhne Otto und Ekke das Volk mit übertriebenen Forderungen der- maßen, daß viele es vorzogen, mit Weib und Kindern auszuwandern. Daß die Drangsalierungen der Bevöl- kerung durch die Velber nicht nur in tiberforderungen von Abgaben, sondern auch in eigentlichen Gewalttaten, in Wegelagerei, Raub und tätlicher Miß- handlung an landfremden Personen be- standen, dafür besitzen wir ein unanfecht- bares Zeugnis in der Klageschrift, welche die Haller Bürger Heinrich der Scherer und Albert Schrempf an den Tiroler Lan- desfürsten richteten. Sie berichteten dar- in, daß ihnen die Velber sechzehn Faß Wein und noch anderes Gut weggenom- men hätten, und als Scherer sich um die Wiedererlangung des Geraubten bemühte, sei er von den übermütigen Velbern nackt ausgezogen, an ein Schwein gebunden und so herumgezerrt worden. Trotz Anrufung und günstigen Urteilsspruchs eines Schiedsgerichtes in Innsbruck sei es ihnen infolge Versagens der adeligen Richter nicht gelungen, wieder in den Besitz ihres Gutes zu gelangen. Dieser Fall raubritterlicher Handlungs- weise war sicherlich nicht vereinzelt. Ja es muß das Schuldkonto der Velber schon recht groß gewesen sein, wenn sich die benachbarten Landesfürsten von Tirol, Bayern, Salzburg und Regensburg veran- laßt sahen, gemeinsam gegen die Velber einzuschreiten. Damals wurde ihre Burg Falkenstein im Spertentale zerstört. Die Velber lagen mit allen Fürsten im Kamp- fe. Otto der Velber war ebenfalls gewalt- tätiger Natur, das bezeugt auch die Ab- machung, die er am 15. April 1321 mit dem Bischof von Regensburg wegen eines von ihm im Mairhofe zu Hopfgarten be- gangenen Todschlages (Totslak) treffen mußte. Die Zerstörung der Burg Falken- stein war jedoch noch nicht genug. Im Jahre 1322 vereinigten sich in Augsburg Bischof Niklas von Regensburg, Heinrich König von Böhmen, zugleich Graf von Tirol, Herzog Heinrich von Niederbayern und König Ludwig von Rom (Ludwig der Bayer), „daß alle vier besetzen sollen auf eigene Kosten das neue Haus der Velber und sie sollen von dem Haus nim- mer kommen, eher werde es zerbrechen um den unmöglichen Schaden, den er Land und Leuten getan hat auf Wasser und Land und auf der Straß". Gebhard, seine Söhne Otto und Ekke, waren die einzigen Raubritter Tirols. Bauch-Ruap, der letzte Räuberhauptmann Ein Hogmair aus dem Grofiachental hat ihn überwältigt. Lebensgeschichte eines Pinzgauers, vor mehr als 200 Jahren, der auf dem. Gal- gen am Schwarzsee gehängt wurde. (LA Johann Filzer, Kitzbühcl.). Dieser Bauch-Ruap ist keine erdichtete Person. Er lebte tatsächlich und lebte am üppigsten in den letzten Tagen seines irdischen Lebens. (Auch Josef Steiner er, wähnt ihn in seinem Büchlein „Im Banne des Kaisers".) Seine Heimat war das obe- re Pinzgau, wo die Vielesserei in frühe- ren Zeiten noch mehr als in anderen Lan- den in Mode stand. Stets reichliche Mahl' zeiten auf dem Tisch zu haben und dies im Tage fünfmal, das war das Lebens- ideal des Bauchruap. Nach den genosse- nen Mahlzeiten liebte er noch etwas Ru- he, um die Verdauung in Schwung zu bringen und dann erst eine gemächlich und „staad" vollzogene Arbeit. Dabei ent- wickelten sich zwei Körperorgane beson- ders kräftig: der Bauch und der Hals. Nun wurde aber die „Bauchpflege" des Ruap den Pinzgauer Bauern mit den Jah- ren doch zu kostspielig; denn er bekam als weichender Kleinbauernbub kein vä- terliches Anwesen und mußte sich dem- nach als Knecht verdingen. Sein „Typ" wurde immer weniger gefragt. Der Ruap mußte sich demnach besinnen, zu einem selbständigen Geschäft zu kommen, das seinen Mann. nähren kann. Er hatte aber sonst nichts gelernt als die „Knechtlerei" und in dieser Beziehung stand ihm die Welt verschlossen da. Zu einem Handels- geschäft fehlte ihm das Geld, auch war ihm eine schmiegsame Geschäftsroutine nicht eigen, da sein Charakter mehr zur Gewalttätigkeit neigte. Ebenso war er für den Bettel nicht geschaffen. Die Grund- lagen zum Gedeihen der Bettelei bildeten damals außer dem Mangel an jeder ande- ren sozialen Fürsorge, der ständige Vor- rat an Lebensmitteln, welcher damals in den Bauernhäusern anzutreffen war. Au- ßer den abzuführenden Zehenten mußten alle gewonnenen Produkte im Hause ver- zehrt werden, weil die Nachfrage auf Kauf sehr gering war. Die Städte waren noch klein, die Bürger alidort hatten noch selbst einigen Feldbau und außer den Bergleuten war noch keine industriel- le Bevölkerung vorhanden. Somit lebte der Ruap in dieser Bezie- hung in einem noch recht „idealen" Zeit- alter. Nur kam es bei ihm nun darauf an, sich diese Zustände, ohne Arbeit, die ihm zu unbeliebt und ohne Bettel, für den er sich zu erhaben glaubte, nutzbar zu machen. Wesentlich leichter wurde ihm sein Sinnen, hier einen Ausweg zu finden, als er gleichgesinnte Kameraden fand. Ruap war diesen an Energie und Plänefassen weit voraus, so daß sie sahen, daß er ihr Meister sein könnte. Er schlug ihnen vor, das interessanteste, kurzweiligste und abwechslungsreichste Leben stünde ihnen offen, wenn sie sich zu einer Räuberbande organisieren. Damit verbundene Ebd müßten eben in Kauf genommen werden. Es habe ja auch der Bettel seine Plagen und Demütigungen, wenn ihrer zu viele seien, werden sie auch da ausgesteubt, eingesperrt, ja mitunter auch erschlagen. Als Räuber hätten sie, wenigstens solange sie nicht erwischt würden, keine Demüti- gungen auszustehen, könnten bei guten Erfolgen sogar berühmte Leute werden und hätten stets einen gedeckten Tisch. Die Kunst sei nur, sich versteckt zu halten, unbeweibt zu bleiben - und sich möglichst nicht erwischen zu lassen. Die Pläne des Ruapen faßten bei eini- gen seiner Kameraden bald Wurzel, die wenigen Verzagten schreckten vor diesem Schritt allerdings zurück. So konnte nun der Ruap nicht daran denken, seinen Plan im heimatlichen Pinzgau zu er- wirklichen, um nicht gleich verraten zu werden. Aber ein Zurück gab's für ihn nicht mehr, denn eine neue Verdingung als Knecht hatte er nicht mehr zu er- warten und am wenigsten konnte er ei- nen gedeckten Tisch entbehren. Eines Tages war er verschwunden und niemand wußte wohin. Mit ihm verschwanden bald darauf drei arbeitsscheue Individuen. Alsbald kam vom nahen Jochberg die Kunde, daß bald da, bald dort Böcke, Schafe und Kälber mangeln und daß auf den Almen zur Nachtzeit die Kühe ausgemolken werden. An den Bauch-Ruap dachte dabei niemand; man nahm viel- mehr an, daß dieser sich weiter entfernt, etwa in Bayern einen Dienstplatz gesucht hatte. Damals führte der den Namen Straße noch kaum verdienende Weg zum Paß Thurn noch in ganz anderer Richtung. Ab dein Bauernhof Spital längs der Nie- derung der Ache hinein. Weiter drinnen, bei der Brücke, leitete der nur für leich- tere Wägen fahrbare Karrenweg zum Aus-
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