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Seite 10 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 17. August 1963 und in Kirchbichl erwischte ihn eine Hee- resstreife. Da wäre es beinahe schief ge- gangen. Mich trumpfte aber auf: „1 kirn grod vo Serbien; laßt mia an Ruahl" So ging alles gut ab. Mich hat seinen Freun- den diese „Gaudi", wie er dann die Wahr- heit erfuhr, nie nachgetragen. - In Salzburg, bei den Kaisermanövern, hieß es: „der beste Tiroler Ranggler ist da!" Da wollten einmal die Herren Offi- ziere das Ranggln probieren. Fritz warf gleich deren 25 auf den Rücken und erst beim 26. meinte er: „Jetzt is aber gnuagt" Viele Preise und viele Fahnen brachte Fritz Klausner nach Hause. Am meisten aber hat ihn die „Schneidfahne" von Meran 1901 gefreut. Geranggelt wurde in alter und uralter Zeit bei jeder Gelegenheit. Der Jochber- gerwirt Josef Hochfilzer hatte einmal einen Oberndorfer Bauern zu Gast. Es war der alte Analinger. Zuerst wurde ciii Schnapser gemacht, dann aber forderte der Analinger den Jochbergerwirt zu ei- nem Rangglkampf heraus. Den ersten Gang gewann der Analinger -‚ aber den letzten und entscheidenden: es ging um nicht weniger als um das Wagen- pferd des Gastes, gewann der Joch- bergerwirt. - Einer der Besten der zwanziger Jahre war der St. Johanner Georg Hochfilzer aus dem Geschlechte der Eilmauer Hoch- filzer. Er gewann insgesamt an die fünf- zig erste Preise; davon allein dreißig im Zillertal, wo er heute noch eine le- gendäre Gestalt darstellt. Seine Speziali- tät waren der auswändige Kreuzwurf und der Hufer. Hatte er aber einmal einen Gegner am Boden, dann war seinen „Auf - dreher" nicht mehr leicht jemand ge- wachsen. So erging es im Zillertal dem besten Osttiroler Gasser. Hochfilzer und Gasser standen sich im entscheidenden Kampf gegenüber. Gasser griff „ruhig" an, ließ dann aus und meinte treuherzig: „Mir scheint d' Sunn so ins Gsjcht", fiel aber dabei wuchtig Hochfilzer in die Beine, da dieser nicht darauf vorbereitet war. Hochfilzer fiel über Gasser drüber und erwischte dessen Fessel und zwang Gasser dadurch, seinen gefährlichen Griff zu lösen. Nun hatte Hochfilzer den Ost- tiroler am Boden und praktizierte an ihm einen klassischen „Aufdreher". Wie stark die Tiroler schon vor dem ersten Weltkrieg im Ranggln waren, geht aus einer Notiz im „Kitzbüheler Bote" vom 27. Februar 1910 hervor: „Siegreiche Tiroler Ranggler in München. Beim letz- ten Kraftsportfest und Preisranggln in München erzielten die Tiroler Ranggler einen durchschlagenden Erfolg und zwar erhielt den ersten Preis Egidius Ritter, Häring, den zweiten Johann Wörgetter, Fieberbrunn, den dritten Josef Aufinger, Wörgl, den vierten Peter Hagleitner, Wörgl, und den fünften der 52jährige Peter Trixl aus Jochberg. Die bayeri- schen Gegner hatten keinen einzigen Sieg zu verzeichnen." Dieser Rangglsieger Ägid Ritter aus Häring war aber ein gebürtiger Reither; sein Geburtshaus war Stauchen im Rei- therbüchlach. Also wieder ein Reither, mit dem es im Ranggln nicht leicht je- mand aufnehmen konnte. Der Name „Prä-Ranggln" Er bedarf einer Erklärung. Der latei- nische Ausdruck „prae" = „vor", z. B. prae aliis = vor den andern hat sich wohl aus der alten Amtssprache in die Brixentaler bzw. Pinzgauer Mundart ver- irrt. Das Wörtchen „Prä" bedeutet den Vorrang oder Vorzug. „Einen Prä haben" ist soviel, wie einen Vorsprung haben. Ein Prä-Raufer ist ein Erzraufer und eine Prä-Kuh ist eine Leitkuh. So ist also ein „Prä-Ranggln" ein Meisterschafts- ranggln. Das Rangglergwand: Die Ranggler tra- gen kurzärmelige Hemden, „Pfoad" ge- nannt, und eine lange Hose aus festem, handgewebtem Flachszeug. die einen kräf- tigen Zug aushalten. Schuhe dürfen nicht getragen werden. Wichtig ist ein starker Ledergürtl um die Mitte. Nach alter Weise gelten Beinstellen und Beingriffe. Diese Beingriffe geben der Schnelligkeit und Geschicklichkeit ein großes tJber- gewicht über die bloße Kraft und Schwe- re. Durch diese Griffe kann auch ein kleinerer, leichterer Ranggler seinen grö- ßeren, schwereren Gegner besiegen. Beim Ranggln gelten daher auch nicht die beim Ringen üblichen Gewichtsklassen und man nimmt dafür nur Altersklassen, da sich ja mit dem Alter die Schnelligkeit stark ändert. Besiegt ist einer wie beim Ringen, wenn er den Boden mit beiden Schultern berührt. Aber tJherrollen oder Brücke gelten nicht als Rettung. Die Rangglzeit beträgt normal fünf Minuten. Nur bei Entscheidungskämpfen, beim sogenannten „Rittern", gibt es keine Zeitgrenze. Es ranggln immer die Sieger aus den aus- gelosten Paaren derselben Klasse mit- einander, bis die besten zwei jeder Klasse übrigbleiben. Als Siegesbelohnung gab es seit altersher die beliebten Rangg1erfali nen, das sind viereckige Fahnen auf einem Stangler befestigt, mit aufgenähten Gold- oder Silberstücken. In letzter Zeit tra- ten die Papiergeldpreise hinzu. Das Aus- losen besorgt der Schriftführer des Kampf gerichtes. Der Rangglplatz ist meist ein runder ebener Platz mit. einem Durchmesser von 40 bis 50 Meter. Am Rande sind Sitz- gelegenheiten. Ein Podium für das Kampf- gericht und ein weiteres für die „Ranggl- musik". Ein Ranggln ohne Musik ist un- denkbar.in den Pausen erklingen die flot- ten Weisen und bei einem Sieg ein Tusch! im Ring sind zwei Kampfrich- ter, einer mit der Uhr, der andere mit der Trillerpfeife. Wenn der Kampfrich- ter mit der Pfeife das Zeichen „Los" gibt, beginnt der Kampf. Zuerst wird der Handschlag gewechselt, zum Zeichen, daß sich die beiden Ranggler verpflich- ten, nichts Feindseliges zu unternehmen und einander nichts nachzutragen. Sehr beliebt war derKitzbühelerRangg- 1er Simon Feyrsinger von Unterhaus- berg. Er war ein guter Klasseranggler und auf allen Plätzen gefürchtet. Seinen Na- men haben auch die „Watter" übernom- men. Wenn in Kitzbiihel z. B. einWatter einen Siebener als Schlag ansagt, dann sagt er gewöhnlich nicht „Siebener", son- dern „Hausberger", und wer dann nach- fragt, was das für ein „Schlag" ist, muß sich der Unwissenheit zeihen lassen. Ächtung, Sondermeldung! Einmalig in der Rangglergeschichte un- seres Gebietes ist der Sieg des 11eister- rangglers Hans Hauser, Frikingbauern- sohn aus St. Johann und jetzt Tischler- meister in Schwaz. Er holte sich beim Preisranggln in Alpbach am 14. Juli 1963 seinen lOOsten Sieg in der ersten Klasse. Dies ist noch keinem Ranggler gelungen. „Unser Kaiser - zahm und wild" im Bayerischen Rundfunk Das Kaisergebirge, das sich vom Inntal bei Kufstein 20 Kilometer weit gegen Osten erstreckt, gehört zu den besuchte- sten Berggruppen der Nördlichen Kalk- alpen. Der berühmte und weitgereiste Hochgebirgsmaler E. T. Compton hat ein- mal geschrieben: „Eine Wanderung von Kufstein über das Stripsenjoch gehört mit zum Schönsten, was man in den Alpen unternehmen kann . . ." Für Klet- terer —insbesondere für Münchner Berg- steiger - ist der Wilde Kaiser seit Jahr- zehnten ein beliebtes Tourenziel. Toten- kirchl, Predigtstuhl und Fleischbank ge- nießen mit ihren Wänden und Kaminen internationalen Ruf in Bergsteigerkreisen. In der Sendung „Unser Kaiser - zahm und wild" skizziert Fritz Schmitt - ei- ner der besten Kenner des Kaisergebirges - nicht nur die Konturen der prächtigen Landschaft. In diesem Hörbild erzählen große Bergsteiger ihrer Epoche, wie Franz Nieberi und Georg Sixt; im Rah- men einer Originalreportage wird einer der klassischen Wege im Wilden Kaiser, der Aufstieg durch die Steinerne Rinne zum Ellmauer Tor geschildert. Auch von den interessanten Funden aus der Stein- und Bronzezeit in der Tischoferhöhle im Kaisertal wird in die- ser Sendung berichtet werden, - und nicht zuletzt von einem besonders aktuel- len Thema, nämlich von der kürzlich durch die Tiroler Landesregierung erlas- senen Verfügung, derzufolge das gesamte Kaisergebirge - nach einem heftigen, mhrjährigen Meinungsstreit - zum Na- turschutzgebiet erklärt wurde. Also hören Sie am Freitag, 6. Septem- ber 1963, von 20 bis 21 Uhr (2. Pro- gramm) Fritz Schmitt im Bayerischen Rundfunk: „Unser Kaiser - zahm und wild!" Feuernotruf Tel. 122 nur für Kitzbühel (Rotes Kreuz) Rettung Tot. 144
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