Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 31. August 1963 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 geschnittenen mittelalterlichen Berg- mannsgesicht. Vor drei Jahren brach er sich beim Holzfällen den rechten Ober- schenkel, welcher Unfall ihn nun zu ei- nem halben Siechtum verurteilt. Aber er läßt sich nicht unterkriegen und hurn- pelt nun auf den Stock gestützt seine oft sehr ausgedehnten geologischen Wan- derungen ab, um eine interessante Mo- räne, den Ort einer verschütteten Kelten- siedlung mit eigenen Augen zu sehen und darüber seine eigenen Gedanken zu den- ken. Seit Jahren schon bekennt er sich mu- tig inmitten der klerikalen Bauernschaft zur sozialistischen Glaubensgemeinschaft und wurde vor einiger Zeit von den Ar- beitern Kitzbühels in den provisorischen Landesrat geschickt. Dort versucht er nun mit der tapferen Hingebung an eine Sa- che und mit der ruhigen Zuversicht end- lichen Gelingens die antikollektivistische Gesinnung der Bürger- und Bauernvertre- ter zu bekämpfen. Zu den Weihnachts- feiertagen war er von Innsbruck heim- gekommen. Da besuchte ich ihn auf seinem kleinen Berghof und saß zwei Stunden neben ihm in seiner hohen Stube mit den vielen Büchern, dem Riesenfern- rohr und dem Globus. Unter uns brüllten vier Kühe und vom hohen Kaisergebirge fiel der Widerschein der Winterabend- sonne leicht violettrot in das rohgetäfelte Gemach, in dem mir der „Haneis" lang- sam, schwer, aber mit sicherem Aus- druck seine Gedanken über die Wieder- geburt unseres armen „Deutschösterreich" vorlegte: „Schwer is, halt gar so schwer is", sagte er, „aber derpackn werd' m's dol" „Hans Filzer wurde zu Kitzbühel auf dem „Hasenhof", in dem sein Geschlecht schon an die 200 Jahre haust, geboren. Nachdem er sechs Klassen der heimat- lichen Volksschule besucht hatte, wurde er Zimmermann. Seine Militärzeit diente er in Bosnien ab und war dann in Tirol und Salzburg als Zimmermann tätig, bi er den väterlichen Hof übernahm. Schon als Geselle hatte er viele Zeitungen und Bücher gelesen und sein beschränktes Wissen zu vertiefen gesucht. Nun als freier Bauer trachtete er erst recht die Lücken seiner Bildung aufzufüllen. Die Arbeitspause in den langen Kitzbüheler Wintern gab ihm die richtige Zeit da- zu. Die Naturwissenschaft und Kultur und Erdgeschichte zogen ihn besonders an. Mit der zähen Energie des Bauern eroberte er sich Schritt für Schritt diese Gebiete des Geistes, umgrenzte und teilte sie mit seinen eigenen Gedanken, die er dann zu Papier brachte und an Zeitungen und Zeitschriften schickte, die die klar und originell geschriebenen Aufsätze gerne auf nahmen." Dieses ist dem Vorwort eines Buch- manuskripts entnommen, das Petzold und Filzer vor Jahren (1919) gemeinsam in Druck geben wollten. Es ist schade, daß der Tod beide in ihrem Vorhaben ge- hindert hat, denn gerade mit Hans Fil- zer ist reiche Kenntnis der Vergangen- heit Kitzbühels, die ohnedies sehr litera- turarm ist, unwiderbringlich verloren- gegangen. WIR Wir alle suchen, was wir sind auf Erden hier, Wirt oder Gast. Seltsam, wir werden taub und blind, wenn wir das rechte Bild erfaßt. Wir gleichen dem verlorenen Sohn und haben seines Vaters Sinn; wir quälen uns mit eigenem Hohn und tragen fremden Stolz und Lohn, wie einen eigenen Gewinn. Wir dünken uns im Reichtum arm, sind nie ganz Körper, nie ganz Geist und sind so einsam, wenn der Schwarm der lauten Vielheit uns umkreist. Alfons Petzold. Am 31. August 1963 tritt der Spar- kassenleiter Direktor Jakob \Vieser der Sparkasse der Stadt Kitzbühel nach 41 Jahren verdienstvoller Tätigkeit in den Ruhestand. Für 21. September hat der Verwaltungsrat eine Abschiedsfeier an- beraumt, auf welcher Herr Direktor Wie- ser noch Mittelpunkt von Ehrungen sein wird. Gleichzeitig wurde vom Verwaltungsrat unter dem Vorsitz von Bürgermeister Her- mann Reisch der bisherige Sparkassen- leiterstelivertreter Willi Kindl mit der Leitung der Sparkasse der Stadt Kitzbühel betraut. Willi Kindl wurde am 18. September 1924 als Sohn des Postamtsvorstandes Willi Kindl und der Gattin, Berta geb. Veider geboren. Nach seiner 1942 mit bestem Erfolg abgelegten Maturaprüfung Die meisterlichen Orgelkonzerte von Frau Prof. Maria Hofer, Kitzbühel, in der St.-Andreas-Stadtpfarrkirche gehören seit Jahren zu dem im übrigen spärlichen künstlerischen Sommerprogramm. Sie sind aus ursprünglichen Orgelvorführungen zu Orgelkonzerten emporgestiegen, in denen die Pfarrorganistin Werke der verschiede- nen Stilepochen spielt, die Orgel als eine der Königinnen unter den Instrumenten aus reicher eigener Erfindungsgabe erklingen läßt, bei denen aber auch namhafte So- listen zu hören sind und Werke der Kom- ponistin interpretieren. Das „geistliche Konzert" am 21. Au- gust 1963 unter Mitwirkung von Orato- rienbassist Josef Swoboda, Wien, brach- te den Zyklus von sechs geistlichen Lie- dern für eine Baßstimme mit Orgelbeglei- tung in der Bearbeitung von Prof. M. Ho- fer unter dem Titel „Ernte" gleichsam als einen vertonten Lobpreis und Dank an den Schöpfer für ein erfülltes Leben Vorn Moorbad Am Samstag, 24. August 1963 fand in den Räumen des Kitzbüheler Frem- denverkehrsverbandes die erste Aufsichts- ratssitzung der am 19. Juni d. J. ge- gründeten „Kur- und Moorbad Kitzbühel Aktiengesellschaft" statt. Auf dieser Sit- zung konnte erfreulicherweise schon be- richtet werden, daß das erste Viertel der gezeichneten Aktienbeträge von den Aktionären bereits voll eingezahlt wurde. Der Aufsichtsrat genehmigte in dieser Sitzung weiters den Vertrag mit dem deutschen Bäderdirektor aus Baden-Ba- den Herrn Jahn, nach welchem dieser der Kur- und Moorbad A. G. auf die Dauer der Bauzeit als Bäderfachmann zur Seite stehen wird. an der Handelsakademie in Innsbruck trat er in den Dienst der Sparkasse. Am 15. Oktober 1942 wurde er jedoch schon zur 3. Gebirgsdivision zum Kriegsdienst einberufen. Er geriet mit vielen tausenden österreichischen Soldaten in russische Kriegsgefangenschaft, aus welcher er im September 1945 zurückkehrte. Schon am 15. Oktober trat er wieder seinen Dienst bei der Sparkasse der Stadt Kitzbühel an. Im Jahre 1956 legte er in Wien die Spar- kassenleiterprüfung mit bestem Erfolg ab. Am 11. Mai 1959 ernante ihn der Ver- waltungsrat zum Sparkassenleitersteilver- treter und am 11. April 1963 zum Nach- folger Direktor Wiesers. Wir gratulieren Herrn Direktor Kindl zu seiner Ernennung und wünschen ihm auf diesem verantwortungsvollen Posten vollen Erfolg. im Dienste der Kunst, wobei die einzel- nen in der Urfassung einstimmigen Lie- der meist alte volkstümliche Weisen sind (,‚0, Höchster Gott" - Südtirol; „der güldene Rosenkranz" - Innsbruck, 1640; „ist wohl eine schöne Zeit" - Volkslied aus Tirol, Salzburg; u. a.). Ist die Zu- sammenfügung dieser geistlichen Loblie- der mit ihrer textlichen Homogenität ge- rechtfertigt, so behalten sie auch in der Baß-Bariton-Bearbeitung mit Orgelbeglei- tung durchwegs ihre originale Sinngebung. Die Harmonisierung freilich weitet sich klanglich in dem Maße zu besoaderer Eindringlichkeit und Vielfalt, als der Or- gel ein überaus reiches Maß klanglicher Nuancierung gegeben ist. Der Solopart des Zyklus „Ernte" gab dem Bassisten Josef Swoboda aus Wien reichlich Gelegenheit, seinen erstaunlichen Stimmumfang, den wohlklingend-tragen- den Ton des modulationsreichen Organs bei der Uraufführung zu beweisen. Dank- Willi Kindl, Leiter der Sparkasse der Stadt Kitzbiihel Geistliches Konzert in der Pfarrkirche Kitzbilhel
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