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Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 21. September 1963 Kanonikus Lahnsteiner schreibt in sei- Sprochkurse der nem Buch „Oberpinzgau" unter Utten- Volkshochschule Kitzbühel dorf u. a.: „Zwei Männer, die eingehende 1 Wintersemester 1963/64 Kunststudien betrieben und in der Künst- lerwelt einen Namen erworben haben. Französisch für Anfänger; Beginn sind aus dem Unterkrämerhaus bei der Dienstag, 1. Oktober. Kursleiterin Frau Crista Maria Egger, staatlich geprüfte Kirche hervorgegangen: Dr. Josef Mühl- mann, geb. 1886, ist Kustos der Resi- Sprachlehrerin. 10 Doppelstunden, Kurs- honorar 100 Schilling. denzgalerie in Salzburg und Restaurator alter Kunstwerke in schwierigen Fällen. Englisch für Leicht-Fortgeschrittene Dr. Kajetan (Kai) Mühlmann geb. 1898, (2. Anfängerkurs): Beginn Freitag, 4.0k- ist auch Kunstforscher, der einen Kunst- tober. Kursleiterin Frau Crista Maria handel in München betreibt." Kai Mühl- Egger. 10 Doppelstunden, Kurshonorar mann ist ein Vetter des Alt-Pfarrers Jø- 100 Schilling. hann Schernthanner, Kirchberg-Scheffau. Englisch für Fortgeschrittene, Um- ganssprache und Handelskorrespondenz. Fünfhundert Jahre Kursleiter Mrs. Robert Page-Jones. 10 Kupferbütte Brixlegg Doppelstunden. Kurshonorar 100 S. Be- ginn Montag, 7. Oktober. Die österreichischen Montanwerke be- gehen am 5. und 6. Oktober 1963 die Fünfhundertjahrfeier der Kupferhütte Brixlegg. In der langen Reihe der Hütten- meister scheint von 1821 bis 1834 der Kitzbüheler Bürgermeistersohn Johann Fleck s berger vom „Hinterbräu" auf. Sämtliche Kurse finden mi kleinen Zeichensaal der Volksschule, 1. Stock, gegenüber der Direktionskanzlei statt. Kurszeit jeweils 20 bs 22 Uhr. Anmel- dungen jeweils bei Kursbeginn. Der Englischkurs für Fortgeschrittene wird nach Bedarf auch im Frühjahrs- semester fortgesetzt. rfaflsendlahfleier Stuhifelden Samstag, 28. September 1963: Weihe der restaurierten Egerdacherorgel; an- schließend Orgelkonzert; feierlicher Hei- matabend. Sonntag, 29. September 1963: Fest- gottesdienst, Ausstellung „Kirchliche Kunst in Stuhifelden", festliche Uraufführung „Dorf und Kirch" (historisches Spiel im tausendjährigen Stuhifelden von Pert Pc- ternell). Das in den Jahren 1503-1506 von dcii Gewerken Rosenberger zu Rosencgg in Fieberbrunn erbaute Schloß Lichtenau in Stuhifelden war von 1676 bis 1816 Sitz Seite 4 an jene Steuerpflichtigen, wo man ver- mutet, daß Flypothekarschulden auf dem Anwesen lasten. Da soll die Höhe der Schuldpost und der Name des Gläubigers angegeben werden, worauf diese Anfrage hinausgeht, ist nicht schwer zu erraten und es dürfte auch so ziemlich sicher sein, welcher den kürzeren zu ziehen hat, der Schuldner oder der Gläubiger. Daß dieses Vorgehen der Finanzorgane nicht geeignet ist, den Patriotismus zu heben, sondern eher dazu geeignet ist, bei der Bevölkerung Unmut und Erbitterung her- vorzurufen, dürfte so ziemlich sicher sein. - (Bezugnehmend auf vorstehende Zeilen bemerkt der „Kitzbüheler Bote": „Wir können auch konstatieren, daß selbe auch genau auf die Verhältnisse im Kitzbühe- ler Bezirk passen, wo kürzlich auch, wie uns von maßgebender Seite versichert wird, der Ertrag eines Stück Rundes un- verständig hoch und ohne alle Rücksicht auf den enorm hohen Perzentsatz von Unglücksfällen hei der Viehzucht und Milchwirtschaft, angenommen wurde.") Staatssekretär Mühlmann der Retter der „Grollen" Staatssekretär Dr. Kai Mühlmann, der im Jahre 1942 in Kitzbühel den ent- scheidenden Spruch zur Rettung Her gro- ßen Glocke fällte (siehe „Max Werner senior - ein Siebziger", „Kitzbüheler Anzeiger" vom 31. August 1963) ist - wie Staatssekretär Dr. Franz Hueber, der Schwager Görings, ein Salzburger. eher Theuerdank und Weißkunig sind das Tiroler Fischereibuch, Zeugbücher und das erwähnte Landlibell ausgestellt. Ein Holzschnitt des Wolf Traut aus der „Eh- renpforte Kaiser Maximilians" zeigt die Reiterei und Infanterie im Kampf gegen pfälzisch-böhmische Fußtruppen. In die- sem Krieg wurde Kufstein eingenommen, Maximilian erhielt als „Interesse" die bayrischen Landgerichte Kufstein, Kitz- bühel und Rattenberg. in die Zeit des Kaisers Ferdinand 1. fiel die Bewegung der Wiedertäufer, die im Kitzbüheler Gebiet genug Anhang fand. Unterstützt von Adel und Geist- lichkeit ging Ferdinand mit Unerbittlich- keit vor. „Die Wiedergewinnung des Lan- des für den katholischen Glauben _ging al- so, abgesehen von der grausamen Ver- folgung der Wiedertäufer, verhältnismäßig friedlich vor sich und haben auch nicht zu der Verbitterung zwischen Landes- fürst und Ständen geführt, die die Ge- schichte der anderen österreichischen Erb- länder bis ins 17. Jahrhundert hinein ver- düstert haben." tJber den Tiroler Bergbau - als Bei- spiel ist das Schwazer Bergbuch von 1556, das eine der ersten Darstellungen der Bergwerksorte und die erste bildliche Dar- stellung Kitzbüheis bringt, ausgestellt - ist interessant zu wissen, daß ein Viertel der Bevölkerung damals vom Bergbau lebte. Um 1540/60 erreichte die Kupfer- produktion durch die Errichtung des Berg- baues am llöhrerbichi bei Kitzbühel ihre Höhepunkte. Kupfer war das Ausgangs- material für die Bronzestatuen am Grab- mal Kaiser Maximilians in der Innsbruk- ker Hofkirche. Dr. Erich Egg, Direktor des Landesmuseurns Ferdinandeum, schreibt, daß der Tiroler Bergbau zu seiner Blüte- zeit zwischen 1520 und 1560 seine Welt- gestaltung im Dienst des habsburgischen Imperiums bewiesen habe. Nicht vergessen ist in der Ausstellung der Landesfürst Ferdinand II., der mit der Augsburgr Bürgertochter Philippine Weiser vermählt war. Auch der Tiroler Erzherzogshut, der auf Mariastein aufbewahrt wird, ist aus- gestellt. Die „Pragmatische Sanktion", die die Erbfolge auch in weiblicher Linie sicherte, leitet über zu Maria Theresia und dem absolutistischen Staat. Unter den bedeu- tenden Künstlern Tirols ist auch Simon Troger, ein Schüler des Kitzbüheler Künst- lers Andreas Faistenberger II. in Mün- chen, ein Elfenbeinschnitzer aus Abf alters- bach i. 0., neben den bekannten Knoller, Koch, Schöpf, Troger, Unterberger, Moll, Mungenast, Prandtauer u. a. angeführt. Breiten Raum in der Gedenkausstellung nimmt die „Heldenzeit" Tirols zwischen 1796 und 1814 ein. Neben dem Besitz- ergreifungspatent des bayrischen Königs Maximilian Joseph und einer Karte des Königreichs Bayern von 1808 sind Erinne- rungsstücke an den Sandwirt ausgestellt. Von erschütternder Wirkung und namen- losem Elend zeugen das Wolkersdorfer Handbilett des Kaisers, der darin keinen Frieden ohne den Besitz Tirols garantiert, der Schönbrunner Friede, das Todesurteil und der letzte Brief Andreas Hofers. Zahl- reiche Dokumente und Photos vergegen- wärtigen das 19. Jahrhundert. „Die Na- menlosen" von Egger-Lienz überschatten die Auste1iungsgegenstände zum 1. Welt- krieg. 50 Bilder zeigen in Farbnegativen den Festzug von 1909. Der letzte Raum bringt dem Beschauer die Gegenwartskunde eindringlich nahe. Chefredakteur Dr. Hubert Gundolf hat die markanten Ereignisse seit der Grün- dung der Republik unter besonderer Be- rücksichtigung der Ereignisse um Südtirol auf knappem Raum zusammengestellt. In ihrer eindringlichen Gestaltung ist die Ausstellung in den Räumen der Hof- burg ein aufgeschlagenes Geschichtsbuch, das nicht für den gründlichen Kenner der Geschichtsabläufe geschaffen ist. Es vermag jeden Tiroler anzusprechen, der Herz und Sinn für die Heimat wachgehal- ten hat. Es zeigt die großen Stationen des Leides und der Freude in den Jahr- hunderten gemeinsamer Geschichte, es bringt die Kunstwerte dieser Epoche näher und kündet von den Taten vergangener Geschlechter. Man sollte die Hofburg- Ausstellung gesehen haben.
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